Zuerst Karriere machen und sich eine unabhängige, gesicherte Existenz aufbauen? Oder vielleicht ein paar Jahre zum Globetrotter werden und von Ort zu Ort ziehen? Will man sich wirklich schon fest binden und ein Kind in die Welt setzen - mit all den Verpflichtungen, Verantwortungen und Einschränkungen, die das automatisch mit sich bringt? Und überhaupt, vielleicht hat man beziehungsweise Frau ja einfach noch nicht den richtigen potenziellen Vater für das künftige Kind gefunden?
Solche oder ähnliche Fragen werden sich vor allem Frauen irgendwann in ihrem Leben stellen. Weil die "biologische Uhr" gnadenlos und unaufhaltsam tickt, werden diese Fragen unweigerlich irgendwann auch immer dringender.
Wer dann zwar nicht in nächster Zukunft ein Kind möchte, aber sich zumindest die Möglichkeit offenhalten möchte für einen späteren Zeitpunkt, findet dann oft den Weg zu entsprechenden Beratungs- und Hilfsangeboten, beispielsweise im Zentrum für Reproduktionsmedizin des Universitätskrankenhauses Brüssel.
Die meisten Frauen, die kämen, seien etwa Mitte 30 und Single, erklärt Doktor Michel De Vos, Fruchtbarkeitsarzt und Abteilungsleiter des Zentrums, in der VRT. Aber es gäbe auch andere Fälle. Jede fünfte Frau sei zwar in einer Beziehung, aber entweder sei die noch zu frisch, um Kinder zu bekommen, oder aber der aktuelle Partner sei noch unsicher über einen eventuellen Kinderwunsch. Aber unabhängig von den spezifischen Hintergründen: Diese Frauen könnten eigene Eizellen einfrieren lassen zur späteren Verwendung.
Aus medizinischen Gründen ist so eine Vorgehensweise schon länger bekannt und auch gesellschaftlich akzeptiert, etwa vor schwerwiegenden Eingriffen und Therapien, die die Fruchtbarkeit in Mitleidenschaft ziehen könnten. Aber wenn Eizellen aus nicht-medizinischen Gründen eingefroren werden, dann ist das für manche Menschen noch immer mit einem gewissen Stigma behaftet, auch wenn das Vorgehen immer populärer wird.
Kontroverse Diskussionen
Außerdem habe es in den vergangenen Jahren auch einige kontroverse Diskussionen gegeben, erinnert De Vos. Manche hätten die Vorgehensweise angeprangert, weil sie angeblich nur falsche Hoffnungen bei den Patientinnen wecke. Aber genau das will die neue Studie nun widerlegen mit ihren Zahlen.
Dazu haben die Forscher Fruchtbarkeitsbehandlungen von über 40-jährigen Patientinnen mit und ohne eingefrorene Eizellen verglichen. Bei den Fällen, bei denen zuvor eingefrorene Eizellen befruchtet worden waren, ist es demnach in 41 Prozent der Fälle zu einer erfolgreichen Schwangerschaft gekommen. Das sei eine viel höhere Chance als auf eine spontane Schwangerschaft bei Über-40-Jährigen, unterstreicht De Vos.
Selbst bei anderen Formen der Fruchtbarkeitsbehandlung lägen die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft mit etwa 20 Prozent nur halb so hoch, wie wenn man eben in jüngeren Jahren eingefrorene, eigene Eizellen benutze. Eine sehr erfolgversprechende Behandlungsmethode also, so die Schlussfolgerung des Zentrums für Reproduktionsmedizin. Denn diese Zahlen belegten, dass es wirklich eine Perspektive gebe für Frauen, die zwar Kinder wollten, aber bis etwa Mitte 30 noch keinen geeigneten Partner gefunden hätten.
Boris Schmidt