Eine Nationalbank ohne Gouverneur, das ist wie ein Schiff ohne Kapitän: Das geht eigentlich nicht. Und doch droht der BNB am kommenden 1. Januar genau eine solche Situation.
Eigentlich hätte die Föderalregierung die Verlängerung des Mandats des aktuellen Gouverneurs, Pierre Wunsch, am vergangenen Freitag formal besiegeln müssen. Und eigentlich wäre das auch eine Formalität, prinzipielle Bedenken oder Einwände gibt es da anscheinend nicht. Wie die Zeitung De Tijd berichtet, ist das Problem schlicht und einfach, dass die Regierung wegen der bevorstehenden Wahlen zunehmend Sand im Getriebe hat.
Am vergangenen Freitag stand nämlich noch eine ganze Reihe anderer Akten auf der Tagesordnung, unter anderem eine Neuregelung einiger Bestimmungen über Arzthonorare, die Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke durchsetzen wollte. Weil einige Koalitionspartner hier plötzlich ihre Zustimmung verweigerten, schalteten die Sozialisten ebenfalls auf stur. Und deswegen sprangen dann auch rund ein Dutzend andere Entscheidungen über die Klinge.
Die Nationalbank lässt nun prüfen, welche möglichen Folgen eine zwischenzeitliche Vakanz des Gouverneurspostens hätte. Es wird erwartet, dass Vizegouverneur Steven Vanackere für einige Tage die Rolle von Pierre Wunsch übernehmen wird.
Roger Pint
Das nennt man Versagen von politischen Entscheidungsträgern. Der Egoismus ist größer als das Pflichtbewusstsein. Nicht gerade vorbildlich.