"Auch in diesem Jahr erleben wir dunkle Zeiten", sagt König Philippe. Nicht gerade ein fröhlicher Einstieg in eine Weihnachtsansprache, aber es ist nunmal, wie es ist: "Bewaffnete Konflikte und Kriege, ungeheure Gewalt im Nahen Osten, …" Er sei in Gedanken bei den vielen Opfern.
"Wir müssen alles tun, damit Völker auf der ganzen Welt in Frieden leben können", sagt König Philippe. Allerdings: "Leider gibt es in unserer Gesellschaft immer noch Gewalt aufgrund von Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus." Gewalt, die viele Formen annehmen kann. Und Gewalt erzeugt Angst. Angst wiederum ist ein schlechter Berater, sagt der König sinngemäß.
"Aber angesichts dieser Angst und Besorgnis, die uns entmutigen und lähmen können - und letztlich angesichts der Gewalt selbst - können wir eine Urkraft entgegensetzen: die Kraft der Hoffnung." Die Kraft der Hoffnung gebe uns Zuversicht und sie lasse uns die erkennen, die sich auf konstruktive Weise engagieren, fügt er sinngemäß hinzu.
"Unsere Antwort auf die Missstände in der Welt wird ein Geist der Zusammenarbeit und nicht der Spaltung sein." Jeder könne seinen Beitrag leisten zu einem positiven Wandel.
Die diesjährige Weihnachtsansprache wurde wieder im Büro des Königs auf Schloss Laeken aufgenommen. Nicht fehlen dürfen am Ende natürlich die Weihnachtsgrüße: "Die Königin, unsere Kinder und unsere gesamte Familie schließen sich mir an, um Ihnen allen ein schönes Weihnachtsfest und ein glückliches neues Jahr zu wünschen".
Weihnachtsansprache 2023 von König Philippe
Meine Damen und Herren,
auch in diesem Jahr erleben wir dunkle Zeiten. Die internationale Bühne wird von bewaffneten Konflikten und Kriegen beherrscht - in der Ukraine, im Kongo, im Sudan... Und in den letzten Monaten waren wir Zeugen ungeheurer Gewalt im Nahen Osten, die uns in der Tiefe unserer Menschlichkeit erschüttert. Wir sind in Gedanken bei den vielen Opfern von Terrorismus und unerträglichen Kriegshandlungen.
Wir müssen alles tun, damit Völker auf der ganzen Welt in Frieden leben können. Zeigen wir unsererseits das Beispiel einer Gesellschaft, in der Menschen jeglicher Herkunft und Überzeugung zusammen an einer gemeinsamen Zukunft bauen. Das Beispiel eines Landes, in dem Interkulturalität in vollem Umfang gelebt wird.
Die Königin und ich besuchen regelmäßig wunderbare Initiativen und Vereine, die spontan von Belgiern mit Migrationshintergrund gegründet wurden. Ihr Engagement für ein besseres Zusammenleben verdient mehr Anerkennung. Leider gibt es in unserer Gesellschaft immer noch Gewalt aufgrund von Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus. Ich denke auch an verbale Gewalt, die oft anonym im Internet stattfindet. An innerfamiliäre Gewalt. An sexuelle Gewalt, die in allen Kreisen vorkommt.
Gewalt erzeugt Angst, und sie schürt ein Gefühl der Beklemmung und Ohnmacht angesichts einer ungewissen Zukunft – durch die geopolitischen Entwicklungen in der Welt, der Anfälligkeit unserer Demokratien und des Ausmaßes der Klimaherausforderungen. Selbst wenn die Schlussfolgerungen der COP28 hoffnungsvoll sind.
Dieser Realität müssen wir ins Auge sehen. Aber angesichts dieser Angst und Besorgnis, die uns entmutigen und lähmen können - und letztlich angesichts der Gewalt selbst - können wir eine Urkraft entgegensetzen: die Kraft der Hoffnung. Hierbei handelt es sich weder um einen naiven noch um einen passiven Optimismus. Im Gegenteil: Hoffnung ist eine Energie, die wir tief in uns selbst finden und die sich im Kontakt mit denjenigen offenbart, die sich konkret für eine bessere Welt engagieren. Und wenn wir uns selbst engagieren, wächst diese Hoffnung noch mehr.
Die Kraft der Hoffnung gibt uns Zuversicht und führt uns auf einen Weg, der von denen erhellt wird, die an die Stärke der Demokratie glauben, an die konstruktive Kraft der Nuance, des Zuhörens, des Dialogs und des Respekts für den Anderen. Von denen, die sich für Gerechtigkeit und sozialen Frieden einsetzen, die die Not in ihrer Umgebung lindern. Und schließlich diejenigen, die die Erfolge der Wissenschaft mit uns teilen und technologische Lösungen anbieten, insbesondere um die Energiewende zu ermöglichen.
Die treibende Kraft der Hoffnung sind auch unsere Kinder und Enkelkinder. Denn jede neue Generation trägt starke Ideen in sich, um eine bessere Zukunft zu schaffen.
Meine Damen und Herren,
Unsere Antwort auf die Missstände in der Welt wird ein Geist der Zusammenarbeit und nicht der Spaltung sein, der das Gemeinwohl verfolgt: eine zukunftsfähige Welt, aber auch eine warmherzige Gesellschaft. Denn beides geht Hand in Hand.
Jeder von uns kann sich nach besten Kräften an einem positiven Wandel beteiligen, der die Menschen zusammenbringt und es uns so ermöglicht, der Zukunft realistisch und ohne Angst entgegenzutreten.
Die Königin, unsere Kinder und unsere gesamte Familie schließen sich mir an, um Ihnen allen ein schönes Weihnachtsfest und ein glückliches neues Jahr zu wünschen.
rop