Am Mittwochabend, gegen 19:30 Uhr, gehen die ersten Notrufe ein. In dem belebten Geschäftsviertel an der Porte de Namur in der Stadtgemeinde Ixelles sei eine Schießerei im Gange. Schnell sind die Ordnungskräfte und Rettungsdienste vor Ort. Vier Verletzte sind zu beklagen, ein Mann schwebt zwischenzeitlich in Lebensgefahr. Jeder denkt natürlich sofort an einen Terroranschlag. Erst vor knapp einem Monat waren ja zwei schwedische Fußballfans von einem Islamisten getötet worden.
Die genauen Motive bei dem Vorfall am Mittwoch seien zwar noch unklar, sagte Stefan Vandevelde, Sprecher der Brüsseler Staatsanwaltschaft. Ein terroristischer Hintergrund könne aber ausgeschlossen werden. Christos Doulkeridis, der Bürgermeister von Ixelles, erklärt später, dass es sich höchstwahrscheinlich um eine Abrechnung im Bandenmilieu gehandelt habe.
Wobei, "ist das wirklich so ein großer Unterschied?", gab am Nachmittag Ortwin Depoortere, Abgeordneter des rechtsextremen Vlaams Belang, in der Kammer zu bedenken. Solche Vorfälle seien doch schon ziemlich krass. Und es ist nicht, weil es sich nicht um einen Terroranschlag handelt, dass das Ganze plötzlich weniger schlimm wäre. Im Gegenteil: Die Tatsache, dass sich solche Vorfälle häufen, sei doch sehr beunruhigend.
François De Smet von Défi sah das genauso. Man müsse sich das Ganze doch mal vor Augen führen: Schüsse an der Porte de Namur, in einem Viertel, das gerade in der Vorweihnachtszeit sehr belebt ist. Ein Viertel, in dem Menschen ihre Weihnachtseinkäufe machen oder ins Kino gehen. "Also das Ganze erreicht langsam, aber sicher eine neue Dimension", beklagte De Smet. "Der gestrige Vorfall hätte viel schlimmer enden können."
Belgien reagiere da immer noch nicht entschlossen genug, beklagte der MR-Abgeordnete Philippe Pivin. Die allgemeine Terrorwarnstufe sei nach wie vor auf Niveau drei; für vorweihnachtliche Aktivitäten gelte aber Stufe zwei. Und er könne sich nur darüber wundern, dass am Eingang solcher Veranstaltungen keine Durchsuchungen stattfinden, wobei das bei anderen Events wie Konzerten oder Fußballspielen absolut üblich sei.
Innenministerin Annelies Verlinden hob ihrerseits zunächst die Reaktion der Sicherheitsdienste hervor, die schnell und entschlossen reagiert hätten. Darüber hinaus müsse sich diese Regierung auch nicht vorwerfen lassen, dass sie untätig geblieben wäre. Speziell nach dem Anschlag Mitte Oktober seien ja die Brüsseler Polizeidienste nochmal verstärkt worden.
Und was die unterschiedlichen Terrorwarnstufen angeht: Dafür gebe es einen Grund, sagt Verlinden. Man wolle schlicht und einfach die lokalen Behörden nicht bevormunden. Sie seien es, die entscheiden, welche Maßnahmen bei Aktivitäten auf ihrem Territorium angebracht sind. Und sie hätten natürlich durchaus die Möglichkeit, schärfere Sicherheitsvorkehrungen anzuordnen. Das liege im Ermessen der jeweiligen Polizeizone.
Man unterschätze also keineswegs die derzeitige Gefahrenlage, unterstreicht die föderale Innenministerin. "Wir sind wachsam, natürlich sind wir das!", sagte Annelies Verlinden. Doch gebe es auch keinen Grund zur Panik. "Unsere Polizei- und Sicherheitsdienste tun alles, was in ihrer Macht steht, um dafür zu sorgen, dass jeder die Aktivitäten zum Jahresende bestmöglich genießen kann."
Die Politik rät zu "Besonnenheit"...
Würde ich auch wenn ich auf Anfrage einen Polizeikombi vor meiner Haustüre stehen hätte.