Wenn Politiker Bücher schreiben, dann gibt es meist zwei Möglichkeiten: Entweder es sind Memoiren, mit denen sie sich von der politischen Bühne verabschieden und ihr Image für die Nachwelt aufpolieren wollen. Oder aber sie haben noch politische Ambitionen und wollen ihre Ideen, Vorstellungen und Vorzüge eben per Buch an die potenziellen Wähler bringen. Beim am Montag vorgestellten Buch von Premier De Croo handelt es sich wohl eher um das zweite Szenario.
Denn es sind sicher keine Memoiren und der Titel "Das Beste wird noch kommen" ("Waarom het beste nog moet komen") ist wohl auch nicht als Ankündigung der Frührente gedacht, sondern als Kampfansage für die bevorstehenden Wahlen.
Und da schadet es natürlich auch sicher nicht, wenn das rund 240 Seiten zählende Buch nicht nur rechtzeitig vor der heißen Phase des Wahlkampfs lanciert wird, sondern auch noch pünktlich zur verkaufsstarken Vorweihnachtszeit.
Teamarbeit
Das Leitmotiv, sprich die politische Botschaft De Croos ist dabei unmissverständlich: Erfolg lässt sich nur durch Zusammenarbeiten und gegenseitiges Vertrauen erreichen. Das wird dem Leser schon direkt am Anfang mit einem Zitat des Basketballspielers Michael Jordan deutlich gemacht: Meisterschaften ließen sich nur durch Teamarbeit gewinnen.
Entsprechend geißelt De Croo in der Folge dann auch egoistisches Verhalten von Politikern, die ständig nur versuchten, auf Kosten anderer zu punkten. Und er hebt diverse seiner eigenen Beispiele gelungener Zusammenarbeit mit anderen hervor, etwa mit Gesundheitsminister Vandenbroucke während der Covid-Krise oder mit Energieministerin Van der Straeten während der Energiekrise und den Verhandlungen über die Laufzeitverlängerung für die belgischen Atomkraftwerke.
Die Bürger würden sich nicht in der gegenwärtigen Politik wiedererkennen, weil sie realisierten, dass diejenigen, die immer nur rumstänkerten, die Lage nicht verbesserten, so De Croo. Wer eine bessere Politik, der müsse sich für jemanden entscheiden, der auch glaube, dass das möglich sei.
Mehr Reformen, weniger Nationalismus
Genau so jemand sei er, empfiehlt sich der Premier, er glaube an das Land und an seine Menschen. Und dafür werde er sich auch nicht entschuldigen. Belgien sei ein gutes Land, ein Land, auf das man stolz sein könne, ein Land, das sich etwa durch seine Spitzenforschung und sein Technologie-Knowhow auszeichne, aber auch durch seinen Schutz der Kaufkraft der Bürger, so De Croo. Nur Negatives zu sehen oder sehen zu wollen sei hingegen der falsche Weg.
Der liberale Premier wirbt in seinem Buch aber vor allem auch für Reformen, insbesondere in den Bereichen Wirtschaft und Arbeitsmarkt. Unter anderem plädiert De Croo für sogenannte zirkuläre Arbeitsmigration, bei der Migranten auch in ihre Heimatländer zurückkehren.
Kein gutes Wort hat er hingegen für übertriebenen Nationalismus übrig. Wer die Trümmerhaufen des Nationalismus sehen wolle, der müsse sich nur in Europa umblicken. Neben dem Brexit führt De Croo hier auch den katalanischen Separatismus als Negativbeispiel an.
Tausende Unternehmen hätten ihre Firmensitze aus Barcelona beispielsweise nach Madrid verlegt, dadurch habe Katalonien seinen Status als reichste Region Spaniens eingebüßt. Instabilität und Unsicherheit seien nicht die einzigen Gründe dafür gewesen. Auch die mit dem Separatismus einhergehende Botschaft der Nach-innen-Gewandtheit habe dazu beigetragen, so De Croo in einer wenig subtilen Warnung an Befürworter einer Abspaltung Flanderns.
Belgien zu viert
Stattdessen schwebt dem Open VLD-Premier eine Reform des belgischen Staates vor, die auf, hier schließt sich der Kreis zur Einleitung, eben Zusammenarbeit und Vertrauen beruhe. Die Zersplitterung der Zuständigkeiten sei der falsche Weg, um Belgien besser und effizienter zu machen, das Land müsse nicht weniger, sondern mehr Föderalismus wagen.
In diesem Zusammenhang plädiert De Croo auch für einen föderalen Wahlkreis und ein Belgien zu viert mit den vier Gebietskörperschaften Flandern, Wallonie, Brüssel und der Deutschsprachigen Gemeinschaft.
Boris Schmidt
Dazu passt folgende Zeile aus dem Pippi-Langstrumpf-Lied :
"...Ich mach' mir die Welt
Widdewidde wie sie mir gefällt ...."
Warum Pippi-Langstrumpf? Nicht alles wird in Erfüllung gehen, das weiß jeder. Doch De Croo als mehrheitlich gewählter MP der Foederation versuchts wenigstens ehrlich. Als Anwalt Nationaler Minderheiten für das Belgien zu Viert und gegen den Nationalismus dieser EU-Voelker. Mehr kann ich nicht, kann niemand von uns die sich, immer bereit Opfer und Kompromisse einzugehen, nach Halbweges Gerechtigkeit in dieser Schlimmen Zeit sehnen.