Am Donnerstag war der regionale-öffentliche Dienst Landwirtschaft, natürliche Ressourcen und Umwelt an der Reihe, der von den Abgeordneten des Umweltausschusses im wallonischen Parlament zur PFAS-Affäre befragt werden sollte. Gekommen waren die Generaldirektorin Bénédicte Heindrichs und ihr Generalinspektor Benoît Tricot.
Schnell wurde klar: Sie hatten ihren Kafka gelesen. Es ging erneut in eine Runde der Vernebelung, der Nebenschauplätze, der Detailerläuterungen von Dingen, die von den Kernfragen ablenkten. Die da lauteten: Warum hatte sich niemand in der Vergangenheit dazu aufgerafft, die Bevölkerung über zu hohe PFAS-Werte im Trinkwasser zu informieren? Wann und was wusste die Ecolo-Umweltministerin Céline Tellier von der ganzen Problematik?
Neue Runde der Vernebelung
Schon bei der Befragung von Tellier selbst hatte diese weitgehend auf Nebenschauplätze verwiesen. Die Mitglieder der wallonischen Wassergesellschaft folgten vergangenen Donnerstag dem Beispiel. Und so war es kaum verwunderlich, dass die Befragung auch diesen Donnerstag ermüdend und zäh war und man den Eindruck hatte, alles schon mal gehört zu haben, aber immer noch weit von Antworten und vor allem Verantwortlichkeiten zu sein.
Beispielhaft führte das Bénédicte Heindrichs in den ersten drei Minuten nach der Mittagspause vor. Da antwortet sie auf Fragen vom Vormittag. "Bezüglich der Kommunikation an die Bevölkerung und die Bürgermeister - das wurde jetzt schon öfter gesagt, aber wir wiederholen das noch einmal: Wir haben es hier mit einem Fall zu tun, in dem die PFAS-Verseuchung nicht normiert ist und für den es keine Prozedur gibt."
Was Heindrichs damit sagen wollte ist: Man hatte PFAS-Werte vor Augen, aber da man sie nicht einschätzen konnte, weil Normen dafür in der Wallonie fehlten, gab es auch keine Vorschrift, wie man sich verhalten sollte.
Widersprüche
Die fehlenden Normen - obwohl es solche außerhalb der Wallonie durchaus gab - also als Argument, nichts zu tun. Diese Logik hatten schon die Ministerin und die Wassergesellschaft präsentiert. Das hinderte Heindrichs aber nicht daran, direkt danach noch folgendes zu sagen: "Es bestand keine akute Gefahr für die Bevölkerung in Bezug auf die Norm".
Jetzt war die Norm plötzlich da. Und wurde sogar noch einmal strapaziert: "Das Wasser hatte Trinkqualität. Ja, es hatte Trinkqualität in Hinblick auf die Normen". Eigentlich machte das keinen Sinn: eine Norm, die es einmal nicht gab, und dann wieder als Begründung für eine Behauptungen angeführt wurde.
Doch damit nicht genug: Nachdem Heindrichs sich ja schon verteidigt hatte, warum man die Bürger und Bürgermeister nicht informiert hatte, entschuldigte sie sich dann doch noch dafür, nicht kommuniziert zu haben. Und in diesem Stil ging es weiter.
Immerhin wurde klar: Viele wussten über hohe PFAS-Werte Bescheid und das auch schon frühzeitig. Nur die Verbraucher nicht. Und was die Ministerin gewusst hatte oder nicht, wurde auch am Donnerstag nicht geklärt.
Kay Wagner