Die Kommentatoren in den belgischen Zeitungen sind klar in ihrem Urteil: Der Streik, den die Gewerkschaften am Dienstagabend bei der SNCB lostreten wollen, ist dem Anliegen der Bahn alles andere als dienlich. Denn die Politik setzt viel Hoffnung in die Bahn und investiert auch massiv Geld in sie. Die Bahn soll der Verkehrsträger der Zukunft werden. Viele Menschen sollen sich künftig mit der Bahn statt mit dem Auto fortbewegen.
Doch wie soll dieses Ziel erreicht werden, wenn die Bahn unzuverlässig bleibt? Sie sowieso noch kräftig an ihrer Pünktlichkeit zu arbeiten hat und dann auch noch zwischendurch einfach mal ausfällt, weil gerade mal wieder gestreikt wird?
Aus ähnlichen Gründen hat auch Benoît Gilson kein Verständnis für den Streik. Gilson ist Chef von Infrabel, dem Unternehmen, das sich um die Infrastruktur der Bahn kümmert - um Schienen, Signale, Oberleitungen und so weiter. "Es gibt Spannungen im Unternehmen, klar, uns fehlen Mitarbeiter. Aber das Problem wird nicht durch einen Streik gelöst. Im Gegenteil: Um attraktiv zu sein und ein Maximum an gut qualifizierten Mitarbeitern für uns zu gewinnen, müssen wir ein Unternehmen sein, das modern und dynamisch ist, das ein gutes Bild nach außen abgibt. Der Streik erreicht genau das Gegenteil. Er ist kontraproduktiv", sagte er am Dienstagvormittag im Radio der RTBF.
Sicht der Gewerkschaften
Aus Sicht der Gewerkschaften rühren die Spannungen allerdings nicht nur aus einem Mangel an Mitarbeitern. Denn dass Mitarbeiter zurzeit schwer zu bekommen sind, haben auch die Gewerkschaften natürlich mitbekommen. Ihnen geht es um Details, um Änderungen bei gewohnten Arbeitsabläufen. So soll zum Beispiel die Zeit, die den SNCB-Mitarbeitern zum Anfang ihrer Schicht zugestanden wird, um sich über den aktuellen Stand der Dinge zu informieren, von 20 auf zehn Minuten verkürzt werden. Schalter-Beamte sollen künftig auch andere Service-Aufgaben ausführen, Mitarbeiter an den Bahnhöfen flexibler als bislang eingesetzt werden.
"Es geht darum, anders zu arbeiten aufgrund der Digitalisierung und auch Harmonisierung von Arbeitsabläufen oder auch der Zentralisierung einiger Berufsgruppen" sagte SNCB-Chefin Sophie Dutordoir ebenfalls Dienstagmorgen bei der RTBF. Dass diese Schritte unternommen werden müssen, gehöre zur Umsetzung der Zukunftspläne der Bahn dazu. Grundsätzlich hatten sich die Sozialpartner Anfang des Jahres in einem Vertrag gemeinsam mit dem Staat darauf geeinigt. Sophie Dutordoir findet, dass die Gewerkschaften sich nicht an diese Absprachen halten.
Die Gewerkschaften dagegen sagen, dass sie an der konkreten Umsetzung der Vertragspläne nicht mitarbeiten können, sie vor vollendete Tatsachen gestellt werden und diese dann schlucken müssen.
Aussage steht also gegen Aussage. Wer recht hat, ist fraglich. Die Leidtragenden sind die Bahnkunden.
Immerhin haben Bahnleitung und Gewerkschaften den Dialog nicht ganz abgebrochen. SNCB-Chefin Dutordoir kündigte an, dass Gewerkschaften und Führungsetage der Bahn sich nach dem Streik am Donnerstagnachmittag zusammensetzen werden. "Um zu schauen, wie wir die beiden anderen Streiktage verhindern können, die für den Monat Dezember angekündigt sind", sagte Dutordoir.
Streik bei der SNCB ab Dienstagabend - Bahnchefin findet Aktion unverhältnismäßig
Kay Wagner
Als wohlhabende Beamte eines EU-Landes schon vollprivilgiert und noch immer nicht die Taschen voll genug.
In Deutschland hingegen wurde die Bahn wie praktisch der gesamte Staat einfach komplett wegprivatisert und kaputtgespart dass die Deutschen Kollegen unter unwürdigsten Bedingungen zu nem Hungerlohn arbeiten und dennoch Steuern zahlen müssen bei gleichzeitiger Hyperinflation.
Schon wieder Streik. In Deutschland auch. Und wir sollen mer mit der Bahn fahren.
Was wären wir ohne Auto?