Autofahrer werden das kennen: Da rollt man gemütlich auf den Straßen des Landes herum, und plötzlich landet eine Nachricht auf dem Smartphone. Schnell hat man das Ding dann in der Hand, liest die Nachricht, tippt eine Antwort. Ganz normal könnte man denken, aber beim Autofahren ist das halt verboten.
Vergangene Woche hatte die Polizei an zwei Tagen verstärkt auf den Gebrauch des Smartphones hinter dem Steuer geschaut – und das Ergebnis dieser Kontrolle ist besorgniserregend: 2.522 Mal haben Polizisten Autofahrer mit dem Smartphone in der Hand beim Fahren erwischt.
Polizei: Zahl der Verstöße bleibt gleich hoch
Bei einer vergleichbaren Kontrolle im vergangenen Jahr lag die Zahl sogar noch etwas höher. Da wurden fast 2.700 Verstöße innerhalb von zwei Tagen festgestellt. Aber die Polizei wertet das als eine gleichbleibende Tendenz: Die Zahl der Verstöße bleibt für sie sehr hoch.
Dabei ist tatsächlich weniger das Telefonieren ein Problem - hier nutzen viele Autofahrer die Freisprechanlagen, die es in moderneren Autos gibt. Vielmehr wird meistens das Smartphone zum Lesen und Beantworten von Nachrichten verwendet. Wodurch der Fahrer automatisch zu einer Gefahr für sich selbst, vor allem aber auch für andere Verkehrsteilnehmer wird.
Dass dies weiter so ist, zeigen die Statistiken des Instituts für Verkehrssicherheit Vias. 50 Tote und rund 4.500 Verletzte im Straßenverkehr - das seien pro Jahr die zählbaren Opfer vom Gebrauch des Smartphones hinter dem Steuer in Belgien.
Hohe Strafen schrecken nicht ab
Die Autofahrer, die ihr Smartphone auch beim Fahren nutzen, scheinen sich von solchen Zahlen nicht beeindrucken zu lassen. Und auch nicht von den sehr hohen Strafen, die einem drohen, wenn man mit dem Smartphone beim Fahren erwischt wird. Für zwei Wochen kann dann der Führerschein direkt entzogen werden. Und im weiteren Verfahren drohen Geldstrafen von bis zu 4.000 Euro und Führerscheinentzug von bis zu fünf Jahren.
Um Verstöße gegen das Verbot von Smartphones beim Fahren besser zu ahnden, hatte die Politik bereits 2021 beschlossen, intelligente Kameras zu benutzen. Dieses Jahr sollten erste Pilotprojekte laufen.
Intelligente Kameras
Doch noch vor dem Start der Tests gab es Widerstand in der Föderalregierung. Die flämischen Liberalen von der OpenVLD befürchten, dass Aufnahmen mit intelligenten Kameras ein Eingriff in die Privatsphäre der Menschen seien. Menschen in ihren Autos zu filmen, da bewege man sich auf juristisch zu dünnem Eis. Deshalb liegt die Idee mit den intelligenten Kameras zurzeit auf Eis.
Bei Vias hat man dafür wenig Verständnis und auch nicht für die Einwände der OpenVLD. Vias verweist ins Ausland und ganz konkret nach Deutschland, wo es ganz normal ist, dass auch bei Geschwindigkeitsübertretungen immer auch ein Foto des Fahrers gemacht wird. Dort sei das möglich. Und deshalb sollten solche Aufnahmen auch in Belgien doch eigentlich kein Problem seien, sagt man bei Vias.
Kay Wagner