Es war Georges-Louis Bouchez selbst überlassen, am Montag die Verlängerung seines Mandats als Parteivorsitzender anzukündigen: "Das Exekutivbüro der MR hat sich auf einen Vorschlag geeinigt", sagte Bouchez nach der Versammlung des MR-Parteirats. "Nämlich das Mandat des Vorsitzenden Georges-Louis Bouchez zu verlängern bis zum 30. November 2024."
Bouchez kündigt Bouchez an - das passt zu dem Image, das sich der 37-jährige Parteivorsitzende gerne gibt. Immer im Mittelpunkt, immer für eine Überraschung gut. Jemand der gerne mitdiskutiert, der gerne provoziert. Das "Enfant Terrible" der Partei könnte man ihn auch nennen.
Vielen gefällt das, vielen aber auch nicht - oder nicht immer. Weshalb die Verlängerung des Mandats jetzt auch mit Neuerungen verknüpft ist. Mit Sophie Wilmès bekommt Bouchez eine Art rechte Hand an die Seite. Wilmès übernimmt einige Aufgaben von Bouchez, nämlich die "Außenbeziehungen", wie es die MR nennt, Verhandlungen mit anderen Parteien und die Koordinierung der Wahlen am 9. Juni.
Auch die anderen Mitglieder des Exekutivbüros nehmen Bouchez Aufgaben ab, nämlich die Organisation der Wahlkampagnen. David Clarinval soll sich dabei um die föderale Ebene kümmern, Willy Borsus um die Wallonie, David Leisterh um die Region Brüssel und Pierre-Yves Jeholet um die Französische Gemeinschaft.
Das alles wurde einstimmig vom Parteirat angenommen. Danach waren Medienvertreter schnell dabei, das alles als Einschränkung der Macht von Bouchez zu deuten, um ihn besser kontrollieren zu können. Die Betroffenen allerdings sehen das ganz und gar nicht so - oder wollen es nur nicht in der Öffentlichkeit so darstellen.
Vielmehr begründen sie alles mit den anstehenden Wahlen. "Georges-Louis hat die Partei personifiziert, er ist seit vier Jahren Vorsitzender. Und jetzt im Wahlkampf ist es gut, dass die Partei nicht nur durch eine einzelne Person personifiziert wird. Sondern dass die Partei stärker als Mannschaft auftritt", sagt Jeholet.
Auch Bouchez selbst weist zurück, dass er durch seine Parteikollegen und deren neue Funktionen irgendwie eingeschränkt werden soll. "Ich werde nicht begrenzt oder stark kontrolliert", sagte er in der RTBF. "Ich werde vielmehr unterstützt. Und ich finde, dass das ein sehr schönes Mannschaftsbild ist. Jeder und jede von uns wird sich darum bemühen, dass die MR gut aufgestellt ist. Und noch einmal: Das ist völlig normal. Wir befinden uns im Wahlkampf."
Mit den Wahlen wird auch begründet, warum das Mandat von Bouchez überhaupt verlängert wurde: Die MR will keine Unruhe durch einen neuen Vorsitzenden so kurz vor dem Urnengang. Und dass die Verlängerung nur für ein Jahr gilt, lässt sich auch mit den Wahlen erklären. Denn im Oktober in einem Jahr finden noch Gemeinderatswahlen statt. Danach wird die Partei sehen, wo sie steht, und kann sich eventuell neu aufstellen - auch an der Spitze.
Einige hätten dort jetzt schon gerne Sophie Wilmès gesehen. Sie ist äußerst populär und im Gegensatz zu Bouchez kaum für Polemiken zu haben. Doch Wilmès lässt es nach ihrem freiwilligen Rückzug aus der ersten Reihe der Politik vor eineinhalb Jahren jetzt erst wieder langsam angehen. Verantwortung: ja, erste Reihe: weiterhin nein.
Weshalb sie sich auch dagegen wehrte, wegen der Aufgaben, die sie von Bouchez übernimmt, als Co-Parteivorsitzende gesehen zu werden. "Wenn wir eine Doppelspitze gewollt hätten, dann hätten wir eine Doppelspitze vorgeschlagen", sagte Wilmès. "Ich denke, dass es falsch ist, Analysen anzustellen, die über das hinausschießen, was vorgeschlagen wurde."
belga/kwa/fk