Sogenannte "Deepfakes" sind Medieninhalte, die zwar täuschend echt wirken, aber mittels Künstlicher Intelligenz erzeugt oder manipuliert worden sind. Eine der Unterkategorien dieser gefakten, sprich gefälschten Inhalte sind dabei die "Deepnudes", also per KI erzeugte Nacktbilder. Ursprünglich wurden dabei vor allem Gesichter zwischen Körpern ausgetauscht. Mittlerweile sind aber viel komplexere Manipulationen möglich, wie Catherine Van de Heyning gegenüber der VRT erklärt. Sie ist nicht nur Expertin für Cyberkriminalität, sondern auch Magistratin bei der Staatsanwaltschaft Antwerpen.
Die KI schätzt anhand von existierenden Fotos ab, wie eine Person ohne Kleidung aussehen könnte. Dann benutzt sie Datenbanken aus bestehenden Nacktbildern und mixt daraus einen nagelneuen, imaginären nackten Körper, der durch diese Vorgehensweise allerdings extrem realistisch wirkt.
Das Phänomen hatte zuletzt vor allem in Spanien für viel Aufsehen gesorgt: Jugendliche hatten Deepnudes von Dutzenden minderjährigen Mitschülerinnen im Internet verbreitet. Aber auch in Belgien haben Deepnudes Schlagzeilen gemacht, allerdings von flämischen Prominenten wie etwa einer ehemaligen Miss Belgien.
Bis zu 15 Jahre Haft
Solange auf den gefälschten Nacktbildern nur Erwachsene zu sehen sind, ist das Anschauen dieser Inhalte nicht strafbar in Belgien, führt Magistratin Van de Heyning aus. Diese Deepnudes ohne Zustimmung der abgebildeten Person herzustellen, ist allerdings absolut strafbar. Und das gilt natürlich erst recht für die Verbreitung.
Das sei vielen Menschen vermutlich gar nicht so bewusst, meint Van de Heyning, denn schließlich würden solche Deepfake- und Deepnude-Apps sehr offen im Internet beworben. Aber das ändere nichts daran, dass hier ein Verbrechen begangen werde, das empfindlich geahndet werden könne als Voyeurismus.
Fünf Jahre Gefängnis stehen darauf. Und das nur, wenn es um die Herstellung von Deepnudes von Erwachsenen geht. Werden die Bilder verteilt, gilt das außerdem als Verbreitung von Nacktbildern ohne Zustimmung. Sind auf den Bildern Minderjährige zu sehen, dann gilt das als Besitz und Verbreitung von kinderpornografischen Inhalten. Dann werden bis zu 15 Jahre Gefängnis fällig.
Auch Minderjährige strafbar
Die Magistratin weist auch explizit darauf hin, dass die Herstellung von Deepnudes kein bisschen weniger strafbar ist, wenn die Täter Minderjährige sind, so wie es in Spanien passiert ist. In solchen Fällen müsse der Jugendrichter über das Strafmaß entscheiden.
Den Behörden sei bewusst, dass das Phänomen auf dem Vormarsch sei, auch unter Kindern und Jugendlichen. Wenn die Täter nach den Gründen befragt würden, stritten viele aber ab, dass es um Mobbing oder Rache gehe. Oft würden stattdessen Langeweile, Scherze oder die Suche nach Anerkennung in einer Gruppe angegeben als Motivation.
Anzeige erstatten und Hilfe suchen
Man beobachte aber auch, dass sich internationale Banden professioneller Cyberkrimineller auf die Technik stürzten, um Menschen zu erpressen und Geld zu fordern. Hierbei gebe es einige besonders gefährdete Gruppen, beispielsweise Mädchen und junge Frauen mit Migrationshintergrund oder auch junge Männer aus der LGBTQI+-Szene. Selbst wenn gar keine Fotos existierten, zahlten Opfer manchmal trotzdem, schlicht aus Angst vor Stigmatisierung und möglichen Folgen.
In jedem Fall rät die Expertin Opfern von Deepnudes, immer Anzeige zu erstatten und vor allem auch Hilfe in Anspruch zu nehmen. Denn es gebe Möglichkeiten, die Verbreitung von Bildern im Internet zu stoppen, zumindest wenn es früh genug geschehe. Außerdem sei es auch wichtig, solche potenziell traumatischen Erfahrungen mit professionellem Beistand aufzuarbeiten. Minderjährige Opfer von Deepnudes könnten sich deshalb an Child Focus wenden, erwachsene an das Institut für die Gleichheit von Frauen und Männern.
Boris Schmidt
Es wäre gut, wenn die Staatsanwaltschaft (Executive) und die Legislative die KI Hersteller verpflichten würden eine Forme von DNA Kennung in all den von KI erstellten Dokumenten einzubinden. Jede KI ihre eigene Kennung. Somit könnten alle Kommunitationsplattformen wie Facebook, Twitter und Co diese DNA Scannen, die Urheber identifizieren und so würden solch illegale Publikationen im Keim verhindern. Damit würde dem Problem schon an der Quelle Einhalt geboten !
Herr Michaelis, da verstehen Sie was falsch. Die social media LEBEN UND EXISTIEREN von der Anonymität und daher sollten sie von allen verantwortungsvollen Menschen gemieden werden, auch wenn man sie nur "im Freundeskreis" nutzt. Trotzdem ist man für den Plattformbetreiber ein gefundenes Fressen mit dem dieser sehr reich wird (bis hin zum reichsten Mann der Welt)
Sehr geehrte Frau van Straelen. Diese KI-Tools sind ja nicht 'gottgegeben' vom Himmel gefallen ! Es geht ja wohl darum wie man Missbrauch dieses neuen Werzeuges unterbinden und Opfer vermeiden kann. Bei vielen Verantwortlichen hat ja die Erziehung versagt, bezüglich Nutzung und Umgang von digitalen Werkzeugen, ob privat oder professionell.... Den Opfern die zusätzliche Last des Handelns zu überlassen in dem man rät "Anzeige erstatten und Hilfe suchen", von Seiten der Justiz, ist nur die zweitbeste Lösung wenn man Missbrauchsvermeidung (durch implementierung im KI-Tool) realisieren würde. Wenn KI, dann muss diese 'so intelligent sein' und selbst jede Form des Missbrauches verhindern. Alles andere ist 'kultivierung geistiger Armseligkeit' !