"Godvergeten » - gottverlassen : So nennt die VRT ihre Dokumentationsreihe, in der sie erneut über Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche berichtet. In den vier Teilen der Dokumentation kommen Opfer von sexuellem Missbrauch zu Wort, werden Schicksale geschildert - meist mit dem immer wieder kehrenden Tenor: Die Kirche hat sich bislang nicht genügend um die Opfer gekümmert.
Eine Kritik, die am Antwerpener Bischof Johan Bonny alles andere als abprallt. "Es ist gut, dass man an diese Dinge erinnert", sagte er am Dienstag nach Ausstrahlung der letzten Folge der Dokumentation. "Es ist so schlimm, dass man daran erinnern muss."
In den kommenden Wochen und Monaten sollte die Kirche proaktiv wieder den Kontakt mit Menschen aufnehmen, die als Missbrauchsopfer bekannt sind, sagte Bonny. Man müsse fragen, ob sie weitere Hilfe von der Kirche annehmen wollten, und wenn ja, wie das aussehen könnte.
Doch daneben gelte es auch noch in den eigenen Reihen der Priester und Bischöfe weiter aufzuräumen. "Ich bin der Meinung, dass wir in der Kirche nun weiter das Gespräch mit den Tätern führen müssen und auch mit anderen, die dazugehören, um zu schauen " Was können wir gemeinsam tun, um Menschen mit diesen Verletzungen zu unterstützen"."
Völligen Untätigkeit der Vorgänger
Einsicht also, zumindest bei dem als fortschrittlich geltenden Bischof von Antwerpen, dass die Kirche noch immer nicht alles getan hat, um reinen Tisch mit sich selbst und ihrer Vergangenheit in Sachen Missbrauchsfälle zu machen. Die Schuld dafür sieht der 68-Jährige Bonny auch bei der völligen Untätigkeit seiner Vorgänger, gegen Missbrauch in der Kirche vorzugehen. Am Dienstagabend wurde Bonny mit seiner Kritik sehr deutlich. "Ich bin wirklich sauer auf die Generation vor mir. Denn wenn sie diese Sache angegangen wäre, auch wenn es nur unvollständig gewesen wäre, dann wäre schon mal etwas geschehen. Aber es ist nichts geschehen. Das nehme ich dieser Generation übel. Das gilt übrigens auch für andere Themen, die mit der Kirche zu tun haben."
Diese anderen Themen sind zahlreiche Reformen, die aus Sicht von Bonny notwendig wären in der katholischen Kirche. Der Bischof von Antwerpen sprach da von systemischen Fehlern, die es in der Kirche gibt, von Rom aber blockiert würden. Als Beispiel dafür nannte er die seit Jahren von der deutschen katholischen Kirche gestellten Forderungen, auch als Folge der Missbrauchsskandale Reformen endlich voran zu bringen, zum Beispiel eine größere Beteiligung von Frauen und Laien an der Messe. "Aber auch die deutsche Kirche bekommt seit Jahren von Rom immer wieder eins auf den Deckel", erklärte Bonny.
Neben Bonny, der als Reformer gilt, gibt es aber auch noch extremere Stimmen innerhalb der belgischen katholischen Kirche. Der Priester Rik Devillé, der sich intensiv um Opfer von Missbrauch kümmert, sieht dabei auch die Politik in der Pflicht und fordert die Einrichtung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses, wo man unter Eid aussagen muss.
Justizausschuss der Kammer befasst sich mit Missbrauch in der katholischen Kirche
Kay Wagner
Wie pervers ist es eigentlich, dass der Verein, in dem Sexualstraftäter und Kinderschänder unbestraft herumspazieren und geschützt werden, auch noch die Opfer "unterstützen" soll...? Nicht unterstützen, sondern verurteilt, verboten und hinter Gitter gebracht soll diese kriminelle Vereinigung werden! Der absolute Hohn für die Opfer kommt dann jedes mal, wenn davon die Rede ist, das "die Kirche" unter all diesen Machenschaften "leide". Nein, die Opfer leiden. Die Kirche ist Mittäter.
Und von solche Leuten sollten wir "moralische" Vorgaben bekommen?