Der Oberbefehlshaber der Streitkräfte, Michel Hofman, hatte die Position der Armee vor etwa zwei Wochen auch gegenüber der VRT noch einmal unmissverständlich deutlich gemacht: Belgien werde den Ukrainern keine F-16-Kampflugzeuge liefern. Die Maschinen, über die Belgien verfüge, näherten sich nach über 20 Jahren Einsatz dem Ende ihrer Lebensdauer. Und bis sie diese vorgesehene maximale Anzahl an Flugstunden erreicht hätten, brauche Belgien seine F-16 selbst, um eigene Missionen und Aufgaben auszuführen.
Eine Darstellung gegen die es, zumindest in dieser kategorischen Form, aber durchaus auch Widerstand gibt – selbst innerhalb der Streitkräfte. Der VRT ist es nun gelungen, detaillierte Informationen über die Zusammensetzung und den Zustand der belgischen F-16-Flotte zu erhalten. Diese Daten hat die VRT von Militärexperten auswerten lassen. Und die kommen zu einem anderen Schluss als die Armeeführung.
Laut Hersteller sind die F-16 auf eine maximale Lebensdauer von 8.000 Flugstunden ausgelegt, bevor strukturelle Probleme auftreten sollten. Ist diese Grenze erreicht, dann müssen die jeweiligen Maschinen laut Hersteller verschrottet werden.
Insgesamt verfügt Belgien aktuell über eine Flotte von 45 F-16-Kampfflugzeugen. Rechnet man alle Stunden zusammen, die diese Maschinen bisher geflogen sind und zieht die maximale Lebensdauer von besagten 8.000 Stunden pro Maschine ab, dann ergibt sich laut VRT ein "Restguthaben" von noch 52.000 Flugstunden für die gesamte Flotte.
Mit diesen 52.000 Stunden muss Belgien allerdings noch hinkommen, bis der Ersatz für die alternden F-16 in Form von 34 modernen F-35-Kampfjets auch tatsächlich geliefert und einsatzbereit ist. Das soll ab nächstem Jahr passieren, schrittweise wohlgemerkt.
Spielraum
Die VRT hat anhand der zu erwartenden Routine-Aufgaben und -Missionen berechnen lassen, wie viele Flugstunden die F-16 unter belgischer Flagge vermutlich noch ausführen müssen. Aus diesen Berechnungen ergibt sich nach Meinung von Experten durchaus ein Spielraum, um der Ukraine einige F-16 zu überlassen.
Die Studie der VRT zu den F-16 sei gut, lobt MR-Vizepremierminister David Clarinval, die MR komme zu den gleichen Schlussfolgerungen wie die VRT. Seine Partei glaube, dass es möglich sei, im nächsten Jahr zwei oder vielleicht sogar bis zu vier F-16 in die Ukraine zu schicken.
Studie
Allerdings brauche es dafür noch eine detaillierte Analyse der aktuellen Lage und voraussichtlichen belgischen Bedürfnisse durch die Armee selbst, betont Clarinval. Erst dann könne man auch offizielle Schlussfolgerungen ziehen. Das Ergebnis dieser Studie müsse man dann aber auch akzeptieren.
Wenn es unmöglich sei, belgische F-16 abzugeben, dann sei das eben so, die MR wolle die Landesverteidigung keinesfalls in die Bredouille bringen. Aktuell und mit dem Wissen, über das man verfüge, denke die MR aber, dass das möglich sei.
Wie der Rest der Regierung darüber denkt, bleibt derweil aber abzuwarten. PS-Verteidigungsministerin Ludivine Dedonder hat mitgeteilt, dass die F-16-Situation komplexer sei, als sie jetzt dargestellt werde, das Verteidigungsministerium soll die Berechnungen aber prüfen.
Aus dem Umfeld Dedonders wird außerdem betont, dass das Kernkabinett gemeinsam beschlossen habe, nur an der Ausbildung ukrainischer Piloten teilzunehmen, also inklusive der MR. Diese Entscheidung sei rein technisch und nicht politisch motiviert gewesen, so der Tenor.
Boris Schmidt
Interessant ist ob die F-16 gleich "abgenutzt" würden. Z.B. die Flotte wäre fast wertlos wenn 1000 Rest-Stunden gleichmässig über 100 F-16 geteilt wären - dann gäbe es 100 F-16 mit je 10 Stunden übrig. Nicht sehr interessant ausser für Ersatzteile. Anders um, wenn die 1000 Stunden bleiben auf nur ein F-16, gäbe es mindestens ein wertvoller F-16 für die Ukraine.