Wer Belgien sagt, der sagt auch Bierkultur. Deswegen hat die Unesco die belgische Bierkultur ja auch in ihre Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Und zumindest der Bürgermeister von Brüssel, Philippe Close, hat nicht vergessen, wem Belgien dafür maßgeblich zu danken hat. Den entsprechenden Antrag hat nämlich damals die DG gestellt, wie Close im BRF-Interview unterstreicht.
Diese typisch belgische Bierkultur hat nun ein neues Aushängeschild, die "Belgian Beer World". Wobei den wenigsten bewusst sein dürfte, dass sie auf einem geschichtsträchtigen Gelände entstanden ist.
Schon im 13. Jahrhundert stand hier ein Franziskanerkloster, unter dem Johann I. begraben worden sein soll. Johann - Jan oder Jean - war aber nicht nur Herzog von Brabant und Limburg, sondern laut Überlieferungen auch der legendäre "Bierkönig Gambrinus", der das Bierbrauen überhaupt erst erfunden haben soll. Einen passenderen Standort kann man sich also kaum vorstellen.
Die belgischen Brauer seien ja so etwas wie die "Punks der Brauwelt", sagt Close, es gebe keine absoluten Regeln, sie seien sehr erfinderisch. Und diesem Erfindungsreichtum verdanken wir die schier unglaubliche Komplexität und Diversität der belgischen Bierwelt, die man im zweiten und dritten Stockwerk der Börse entdecken kann.
Dazu absolvieren die Besucher einen interaktiven Parcours, für den sie etwa anderthalb Stunden einplanen sollten. Insgesamt sechs Zonen widmen sich dabei bestimmten Unteraspekten der Bierkultur.
Zunächst wird der Besucher in die berühmte "Belgitüde" eingeführt und bekommt einen Überblick über die Geschichte des Bierbrauens, natürlich im Kontext der weiteren belgischen Geschichte. Danach geht es dann an die Essenz des Bierbrauens, also an das Wissen und die Technik, die aus den Grundzutaten Wasser, Hopfen, Malz und Hefe ja erst Bier werden lassen.
Dabei können die Besucher nicht nur selber hier und da Hand anlegen und kurbeln, schieben und wischen, sondern können auch in Form einer großen Installation in den Kopf des Brauers schauen. Sie können ihm sogar kreativ mit Zutaten unter die Arme greifen.
Aber Achtung, wer es zu wild treibt, der kassiert vom Brauer-Kopf ein unzufriedenes Grollen, offenbar ist er zum Beispiel kein Freund von Lakritze. Das Ganze ist dabei betont interaktiv und bunt aufgezogen unter anderem auch mit Sascha, der Saccharomyces-Zuckerhefe.
Zu ernst nimmt sich die Bier-Welt dabei nicht, was sicher auch jüngere Besucher zu schätzen wissen. Und keine Sorge: Neben Französisch, Niederländisch und Englisch steht per App eine Sprachunterstützung in sieben weiteren Sprachen zur Verfügung, darunter auch auf Deutsch.
Weiter geht es dann unter anderem mit einem virtuellen Barmann, beziehungsweise eigentlich eher Bar-Computer, der den Besuchern verschiedene Fragen stellt und auf Basis der Multiple-Choice-Antworten dann eine Auswahl von belgischen Bieren zur Verkostung vorschlägt.
Nach einer allerletzten Treppe findet man sich dann buchstäblich über den Dächern von Brüssel wieder, in der Skybar - wo einen die wohlverdiente Belohnung erwartet: ein kühles, herrliches, belgisches Bier. Mit der Qual der Wahl zwischen 98 Biersorten aus der Flasche und 49 vom Fass. Und niemand muss durstig bleiben: Selbstverständlich gibt es auch alkoholfreie Biere und andere nicht-alkoholische Getränke.
Architekturliebhaber ohne Bier-Passion gehen übrigens auch nicht leer aus: Die Besichtigung des neoklassizistischen Gebäudes an sich ist vollkommen kostenlos, betont Bürgermeister Philippe Close.
Und wer bis abends warten kann, kann sein Bier auch ohne Bier-Welt-Besuch in der Skybar genießen: Ab 19 Uhr kann jeder ein Glas auf einem der schönsten Dächer von Brüssel genießen.
Boris Schmidt
„Die Besichtigung des neoklassizistischen Gebäudes an sich ist vollkommen kostenlos, betont Bürgermeister Philippe Close.“
Man hätte aber auch erwähnen können/müssen, dass der Eintritt in die Belgian Beer World 17€ kostet (Vollzahler).