François Gemenne ist ein Wissenschaftler von internationalem Renommee. Sein Fachgebiet ist das Thema Klimawandel und Migration. Er ist Mitglied im UN-Ausschuss für den Klimawandel, lehrt und forscht in seiner Heimatstadt Lüttich und in Paris. Dort gehört er zudem einem Thinktank an, der die französische Regierung berät, dem "Institut de relations internationales et stratégiques".
Kein Wunder also, dass Gemenne ein beliebter Gast bei Podiumsdiskussionen ist, auf Fachtagungen oder im Fernsehen. Doch jetzt wird seine Popularität wahrscheinlich nie gesehene Werte erreichen. Im französischen Nachrichtensender "La Chaîne Info (LCI)", der zur TF1-Gruppe gehört, war Gemenne am Donnerstag als Interviewpartner mit Hilfe seines Smartphones zugeschaltet. Und dann kam jener Moment, der ab sofort unauslöschbar mit François Gemenne verbunden sein dürfte.
Ein Rumpeln, ein Poltern, sein Smartphone geht zu Boden und die Kamera gibt dem Fernsehzuschauer für einen kurzen Augenblick Sicht auf das, was der Professor unterhalb der Tischkante trägt - oder besser nicht trägt: Denn er sitzt dort offenbar in Unterhosen. Eine Hand auf der Handykamera beendet die unfreiwillige Vorstellung.
Der Moderator geht fast schon britisch-gelassen über die Situation hinweg, lässt gerade mal ein "beschädigen Sie nicht ihr Gerät" über seine Lippen kommen und redet stoisch weiter, leitet einfach die nächste Frage ein. Die anderen Gäste im Studio haben sichtlich große Schwierigkeiten, nicht dem Drang nachzugeben, in großes Gelächter auszubrechen. Auch Gemenne behält die Ruhe, beantwortet die ihm gestellte Frage, als sei nichts gewesen. Chapeau für soviel Contenance.
In früheren Zeiten wäre die Sache wahrscheinlich in ein bis zwei Tagen ausgestanden gewesen, würde sich die Erde einfach weiterdrehen und das Publikum sich ein neues Opfer einer menschlichen Entgleisung suchen. Aber das Internet vergisst nichts - im Gegenteil.
In den sozialen Medien geht der Videoschnipsel von dem Klimaexperten, der ein Fernsehinterview in Unterhosen gibt, gerade durch die Decke. Erst recht, nachdem der Fernsehmoderator die Sache später noch einmal aufgriff mit den Worten "Die meisten Zuschauer sind nicht einmal bekleidet. Da ist es schon ein Glück, dass er überhaupt eine Unterhose trägt", scherzte er. "Und zu seiner Verteidigung: Es ist heiß."
Gemenne selbst nimmt es mit Humor - was sollte er auch sonst tun. Es hätte schlimmer sein können, schrieb er auf X (Ex-Twitter). Er hätte zum Beispiel eine hässliche Unterhose tragen können, immerhin habe er ein elegantes Modell getragen. Und eine Moral gibt er der Welt auch noch mit: Trage immer eine Hose, auch in Videokonferenzen.
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