Nach neunmonatiger Suche hat die Post endlich einen neuen Chef. Und nicht irgendwen, sondern den "Manager des Jahres" 2021. Die Rede ist von Chris Peeters: Er stand bislang an der Spitze des Hochspannungsnetzbetreibers Elia.
Der 56-Jährige muss jetzt also Bpost in ruhigeres Fahrwasser bringen. Das Unternehmen war ja zuletzt wegen einer regelrechten Serie von Affären und Skandalen ins Zwielicht geraten. Peeters scheint also einen Schleudersitz-Job zu übernehmen. Und tatsächlich: Er ist der sechste Postchef in nur vier Jahren.
Er hoffe doch, dass kein Fluch auf dem Job lastet, sagt Chris Peeters. Er weiß natürlich, auf welchen Stuhl er sich da setzt. Um es mal so auszudrücken: Der Posten des Hauptgeschäftsführers bei Bpost war zuletzt keine Referenz mehr, mit der man seinen Lebenslauf schmücken konnte.
"Chris Peeters" Ist das nicht…? Nein, ist er nicht!
Wenn man den Namen "Chris Peeters" hört, dann denkt man womöglich sofort an den früheren flämischen Ministerpräsidenten und späteren föderalen Vizepremier. Aber diesen Kris, den schreibt man mit "K". Der Chris Peeters mit "Ch", der war in den letzten acht Jahren an der Spitze des Hochspannungsnetzbetreibers Elia. Und da hat er offensichtlich einen so guten Job gemacht, dass ihn das Wirtschaftsmagazin Trends 2021 zum "Manager des Jahres" kürte.
Und auch Elia gab, nachdem der Wechsel von Peeters bekanntgeworden war, ein Kommuniqué heraus, in dem der bisherige Chef nochmal über den grünen Klee gelobt wird: Chris Peeters habe dank seiner strategischen Vision Elia zu einer internationalen Energiegruppe umgeformt, die eine aktive Rolle bei der Energiewende spiele. So überschwänglich, dass es fast schon wehmütig klingt0
Einen Beitrag für die Gesellschaft leisten
Da stellt sich natürlich eine Frage: Warum tauscht der 56-jährige Peeters einen Top-Job in einem Top-Unternehmen ein gegen den Posten des Chef-Aufräumers in einem schwächelnden Staatsunternehmen, das seinen Kompass verloren zu haben scheint? Seine Antwort scheint auf den ersten Blick nicht zu einem Mann zu passen, der unter anderem 14 Jahre lang für das Consulting-Unternehmen McKinsey gearbeitet hat. Denn im Wesentlichen scheint er aus Idealismus zu handeln: Bpost bleibe ein Unternehmen mit einem großen Potenzial und auch mit einer großen Bedeutung, sowohl gesellschaftlich als auch mit Blick auf das Wirtschaftsgefüge, sagte Peeters in der RTBF. Und, wie schon bei Elia, sei es ihm wichtig, einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten.
Sein Engagement sei eben nur nicht politischer Natur, er versuche das als Chef eines Staatsbetriebes: Immer wieder hebt er vor allem die soziale Rolle der Post hervor. Nicht umsonst ist der Staat auch weiter zu 51 Prozent an Bpost beteiligt.
"Die Post hat einen festen Platz in unserer Gesellschaft", sagt Peeters. Personifiziert wird das durch die Postbotin oder den Postboten. Jeder kennt sie fast schon persönlich, man grüßt sich am Morgen. Und diese gesellschaftliche Rolle, dieser menschliche Faktor, all das sei ihm schon sehr wichtig.
Viele Negativschlagzeilen
Bpost in seinem aktuellen Zustand will da aber eben nicht so recht ins Bild passen. Dafür hat das Unternehmen in den letzten Monaten einfach zu viele Negativschlagzeilen produziert. Im Raum stehen ja zum Beispiel Vorwürfe über illegale Kartellabsprachen, um sich erneut die Konzession für die Zeitungsverteilung zu sichern. Oder der Verdacht, wonach Bpost dem Staat überteuerte Dienstleistungen in Rechnung gestellt habe, um über diesen Weg seine Finanzen ein wenig aufzubessern. Fast buchstäblich die halbe Chefetage hat wegen der Skandale und Affären schon das Unternehmen verlassen, besser gesagt: verlassen müssen.
Er könne und wolle sich noch nicht im Einzelnen zu diesem Thema äußern, sagt Peeters. Schließlich laufe die interne Untersuchung noch, und auch die Zwischenergebnisse habe er noch nicht einsehen können. Aber eins ist sicher: Alle Fehler, die bei diesem Audit ans Licht kommen werden, die werde man korrigieren. Er stehe für bestmögliche ethische Standards in der Zukunft.
Klar: Da warten großen Herausforderungen und die wolle er auch gar nicht wegdiskutieren, sagte Peeters in der VRT. Er freue sich dennoch auf die neue Aufgabe, auch, weil er spüre, dass viele Mitarbeiter willig und motiviert seien, neue Wege zu beschreiten. Und er denke natürlich auch an die verschiedenen Anteilseigner und Interessengruppen, die man ebenfalls zufrieden stellen wolle.
Roger Pint
Hat der auch ein mehrstufiges Auswahlverfahren hinter sich ?
Wenn nicht, bitte die Regierung der DG fragen. Da werden Sie geholfen.