Das Königliche Institut des Kulturerbes (KIK/IRPA) gibt sich die Ehre. Vor 75 Jahren wurde die Einrichtung in Brüssel gegründet - dort, wo sie immer noch zu Hause ist: am Rande des Jubelparks in einem mehrstöckigen Gebäude, das damals eigens für das KIK gebaut worden war.
Die aktuelle Leiterin des KIK, Hilde De Clercq, erklärt, warum damals ein solches Institut in Belgien gegründet wurde: "Die Idee war, die ganze Forschung rund um die Konservierung des kulturellen Erbes Belgiens zusammenzuführen und zu zentralisieren - und zwar auf interdisziplinäre Weise, sowohl für Malerei, Skulpturen und Gebäude." Anders ausgedrückt: Fachleute aus all den verschiedenen Wissenschaften, die man zur Instandhaltung und Restaurierung von alten Gegenständen benötigt, sollten an einem Ort zusammenarbeiten.
So ist das auch noch heute: Rund 140 Experten aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen wie Chemie, Physik, Fotografie, Restauration, Kunstgeschichte und einigen mehr arbeiten in dem Gebäude am Jubelpark oder werden von hieraus überall dorthin geschickt, wo in Belgien etwas vor Ort wieder in Stand gesetzt werden muss.
Womit das KIK fast schon natürlich auch in der Deutschsprachigen Gemeinschaft aktiv ist. Hilde de Clercq erzählt, dass zum Beispiel im Nachgang der Überschwemmungen von vor zwei Jahren das KIK die Aufgabe übernommen habe, die Hilfen von unterschiedlichen Ebenen föderal zu koordinieren - besonders natürlich in Bezug auf das kulturelle Erbe.
Trotz ihrer Präsenz überall in Belgien sind die KIK-Verantwortlichen sich durchaus darüber bewusst, dass ihre Arbeit von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird. Auch um das ein bisschen zu ändern, geht das KIK am Wochenende des offenen Denkmals jetzt - zumindest ein bisschen - in die Offensive. Zunächst mit einem neuen Gewand für das Manneken Pis. Schon am Donnerstag, dem 14. September, um 11 Uhr soll die festliche Ankleidung der kleinen Figur in Brüssels Innenstadt stattfinden.
Am Wochenende selbst, am 16. und 17. September, können Besucher im KIK-Hauptgebäude nach Anmeldung einen Blick auf die Restaurierungsarbeiten an dem Altar von Mailand werfen, der im 15. Jahrhundert von einer Brüsseler Bildhauerfamilie gefertigt wurde.
Das KIK bietet eine Fahrradtour durch Brüssel zu Orten des Jugendstils an und gibt eine Sonderausgabe seiner Zeitschrift heraus - extra für die breite Öffentlichkeit zum 75. Geburtstag, um die Arbeit des KIK vorzustellen und den Dialog mit eben dieser breiten Öffentlichkeit zu suchen.
Denn beim KIK ist man davon überzeugt, dass die Arbeit neu ausgerichtet werden muss. Die großen Fragen der Gegenwart - Digitalisierung, Klimawandel, Umweltbewusstsein und Wirtschaftlichkeit - würden unweigerlich dazu führen, dass die Art und Weise, wie das kulturelle Erbe erhalten werden soll, neu gedacht werden müsse. Als öffentliche Einrichtung sei es für das KIK dabei geradezu eine Pflicht, auch die Öffentlichkeit an dieser Diskussion zu beteiligen, meint Leiterin De Clercq.
Veränderung also durchaus, aber keine Infragestellung grundsätzlich der Notwendigkeit, die Arbeit am Erhalt des kulturellen Erbes auch in Zukunft weiter zu führen. "Das kulturelle Erbe gehört zum Wohlbefinden einer Bevölkerung dazu. Deshalb muss man alles dafür tun, um den Wert dieses kulturellen Erbes wieder herzustellen. Man muss sich die Frage stellen: Was wäre unser Leben ohne dieses kulturelle Erbe? Wenn es keine historischen Gebäude gäbe, keine Museen. Dann wäre das Leben doch traurig, oder?"
Mehr zur 75-Jahrfeier und zu den Aktionen zum Tag des offenen Denkmals auf der Webseite des KIK/IRPA.
Kay Wagner