Das Problem betrifft den gesamten Logistiksektor. Allein bei Bpost geht es jedes Jahr um zehntausende Päckchen und Pakete, die verschwinden, bestätigt Bpost-Sprecherin Veerle Van Mierlo bei Radio Eén. Jede Sendung, die nicht an ihrem Bestimmungsort ankomme, sei schon eine zu viel.
Wobei man sich trotzdem vor Augen halten muss, wie viele Sendungen jedes Jahr durch die Weltgeschichte transportiert werden - es sind nämlich Millionen. Dementsprechend sind selbst zehntausende verloren gegangene Päckchen verhältnismäßig wenig, wie Van Mierlo betont. Das entspreche nur etwa 0,1 Prozent aller transportierten Päckchen. Prozentual betrachtet bleibe die Zahl der verlorenen Sendungen auch in etwa auf dem gleichen Niveau.
Aber weil jedes Jahr mehr und mehr Päckchen verschickt werden, steige die absolute Zahl an Sendungen, die nicht beim Kunden ankämen. Manchmal handelt es sich dabei einfach um Pech: Zum Beispiel wenn Adressen unleserlich, beschädigt oder falsch sind oder eine Sendung einfach im falschen Sack, Container oder Fahrzeug landet.
Kriminelle Angestellte
Ganz anders sieht es natürlich aus, wenn es um Unterschlagung und Diebstahl geht, beispielsweise durch Paketauslieferer und Kurierfahrer. Mit solchen kriminellen Angestellten und ihrer Vorgehensweise beschäftigt sich am Dienstag die Zeitung Het Laatste Nieuws. Laut ihren Untersuchungen ist es nämlich für Auslieferer offenbar sehr verlockend, sich hier und da mal zu bedienen an den Päckchen ihrer Kunden - besonders, wenn schon anhand der Verpackung ersichtlich ist, dass es sich wahrscheinlich um wertvolle Gegenstände handelt, wie zum Beispiel Elektronikartikel. Auf diese Weise könnten kriminelle Kurierfahrer mal eben potenziell ein paar tausend Euro dazuverdienen.
Anscheinend ist das trotz aller Vorsichtsmaßnahmen auch nicht allzu schwierig. Die Logistikketten für Päckchen seien lang und komplex, so Van Mierlo. Vom Absender gehe es über Sortierzentren und Verteilerbüros zu den Auslieferern, die die Sendung dann zustellten. Entsprechend gebe es auch viele mögliche Orte, an denen ein Päckchen verschwinden oder abgezweigt werden könne - trotz aller vorhandenen Sicherheitsmaßnahmen: In Sortierzentren müssten Mitarbeiter etwa durchsichtige Taschen benutzen und könnten jederzeit kontrolliert werden. Außerdem würden sie nach der Arbeit an den Ausgängen durchleuchtet. Alles, was in die Lieferwagen geladen und wieder ausgeladen werde, müsse gescannt werden, das werde auch stichprobenartig überprüft. Hinzu kämen dann noch Überwachungskameras und weitere geheime Maßnahmen. Bpost setze selbst Privatdetektive ein, wenn es konkrete Verdachtsmomente gebe.
Aber letztlich müsse man trotzdem realistisch bleiben, räumt die Bpost-Sprecherin sinngemäß ein. Bpost wolle nicht wie ein Polizeistaat operieren, man wolle trotz einiger schwarzer Schafe eine Atmosphäre des Vertrauens erhalten. Allein aus datenschutzrechtlichen Gründen sei es außerdem ausgeschlossen, alle Mitarbeiter rund um die Uhr und überall zu überwachen.
Das wissen natürlich auch die Diebe. Sie wissen auch, wann es am ungefährlichsten ist, zuzuschlagen: dann, wenn besonders viele Päckchen verschickt werden. Dann ist es noch schwieriger als sonst, effektive Kontrollen durchzuführen - beispielsweise zu Stoßzeiten wie vor Weihnachten, nach dem Black Friday und zu ähnlichen Anlässen.
Boris Schmidt