Es klingt fast schon wie eine Szene aus einem Horrorfilm, was die Wanderer erzählen: Plötzlich sei da eine wahre Flut an Hornissen gewesen - 50 Stück oder mehr, wird einer von ihnen in der Zeitung Het Nieuwsblad zitiert. Sie hätten ihn durch die Kleidung gestochen, er habe nur noch wegrennen können. Eine Frau berichtet, wie ihr unzählige Hornissen über Kopf und Hände gekrabbelt seien und sie gestochen hätten.
Eine Person habe sogar wiederbelebt werden müssen, sagte der diensttuende Bürgermeister von Lier, Ivo Andries, der VRT. Andere Mitglieder der Gruppe hätten in das lokale Krankenhaus aufgenommen werden müssen, einige Opfer seien auch aufgefordert worden, sich beim ärztlichen Bereitschaftsdienst untersuchen zu lassen.
Schnell steht der Verdacht im Raum, dass es sich um einen Angriff Asiatischer Hornissen gehandelt haben könnte, denn die gelten als sehr aggressiv. Eine Fehldiagnose, wie sich aber kurz darauf herausstellt: Es waren nicht Asiatische Hornissen, sondern Europäische, berichtet die lokale Feuerwehr. Sie hat das Hornissennest in einem hohlen Baum ausfindig gemacht und vernichtet.
Der Befund wirft Fragen auf. Europäische Hornissen seien viel ruhiger als Asiatische, fast schon zahm, so Feuerwehrmann Vincent Gijs. Eine Aussage, die auch verschiedene Experten unterstützen. Die Menschen sollten sich bitte keine Sorgen über Europäische Hornissen machen, so etwa der Appell von René De Backer vom Flämischen Bieneninstitut.
Außergewöhnlich
Der Vorfall sei sehr außergewöhnlich, bestätigt auch Ellen Danneels vom Honeybee Valley der Universität Gent. Europäische Hornissen seien im Normalfall nicht so aggressiv. Die Wahrscheinlichkeit eines Angriffes durch einzelne Hornissen auf der Jagd sei sehr gering. Ein ganzer Schwarm greife eigentlich nur an, wenn er sein Nest und damit seine Brut bedroht sehe. So ein Szenario ist für die Bienenforscherin deswegen aktuell auch das wahrscheinlichste. Auch wenn man die genaueren Umstände des Angriffs bei Lier noch nicht kenne, glaube sie, dass das Hornissennest vorher auf die eine oder andere Art gestört worden sei.
Gegen einen Baumstamm kommen, in dem sich ein Nest befinde, eine Jacke oder ein Arm, die das Nest berührten – das könne unter Umständen schon einen Angriff auslösen, so auch Feuerwehrmann Gijs. In dem Sinne hätten die Wanderer vielleicht schlicht und einfach großes Pech gehabt und seien zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen.
Bleibt die Frage, was man am besten tun sollte, wenn man sich plötzlich in einer vergleichbaren Situation wiederfindet. Wenn einen ein ganzer Schwarm angreift, dann kann man eigentlich nur noch wegrennen, so Bienenforscherin Danneels. Das gilt natürlich nicht nur für Europäische Hornissen, sondern für alle Wespenarten. Das Problem gerade mit Hornissen sei dabei, dass sie ihre Nester oft in bewohnten Gebieten bauen. Diese Nähe zu Menschen bedeute, dass es immer öfter zu Begegnungen mit Hornissen kommen werde.
Eines sollte man allerdings auf gar keinen Fall tun, warnt René De Backer: Wer ein Hornissennest entdeckt, der soll bitte nicht versuchen, es selbst zu vernichten. Wer das tue, fordere den Ärger geradezu heraus. Man soll lieber zum Telefon greifen und die örtliche Feuerwehr oder einen Schädlingsbekämpfungsdienst zu Hilfe rufen.
Boris Schmidt
Ein Hornissennest zerstören? Zumindest in Deutschland zählen Hornissen zu den streng geschützten Arten...Die mutwillig Zerstörung eines Nestes kann ein Bußgeld bis zu 50.000 Euro zur Folge haben....Schädlingsbekämpfung rufen...geht es eigentlich noch?? Hornissen sind in der Regel sehr friedliche Tiere....meine Kinder und ich hatten schon öfters welche auf der Hand....