Eigentlich hätten die ersten Arbeiten auf dem Innenring, sprich von Groot-Bijgaarden kommend in Richtung Zaventem, schon am Mittwochmorgen losgehen sollen. Stattdessen soll nun aber erst ab Mittwochnacht 22 Uhr damit begonnen werden, die notwendigen Markierungen, Schilder und Warnhinweise anzubringen, bevor es dann am Donnerstag wirklich zur Sache gehen soll auf dem Viadukt. Ein Tag Verzögerung also. Aber welche Rolle spielt das schon bei einer angekündigten Baustellendauer von acht Jahren?
Viele Autofahrer raufen sich jedenfalls schon jetzt die Haare angesichts dieses Zeitplans. In anderen Ländern schaffe man es doch schließlich auch, solche Großbaustellen innerhalb einiger Wochen oder Monate über die Bühne zu bringen. Dass man für den Viadukt von Vilvoorde acht Jahre brauche, verstehe er nicht, so ein Fahrer, den die RTBF interviewen konnte.
Natürlich könnte die Renovierung auch schneller abgeschlossen werden, erklärt Marijn Struyf gegenüber der VRT. Er ist der Sprecher des mit den Arbeiten beauftragten Unternehmens. Aber nur, wenn man die 200.000 Fahrzeuge täglich dazu wegzaubern könne.
Das wäre aber nur durch eine Komplettsperrung möglich – was schlicht keine Option ist, denn es gibt keine echten Alternativrouten. Die Folge einer Sperrung wären also ein Verkehrskollaps und immense wirtschaftliche Schäden. Also muss es eben so gehen, im laufenden Betrieb. Das müsse man sich vorstellen wie die Komplettrenovierung eines Hauses, in dem gleichzeitig noch eine Grillfeier, eine Einweihungsparty und eine Personalfeier stattfänden, so Struyf.
Aber der Verkehr ist längst nicht die einzige Herausforderung, allein das Ausmaß der Baustelle ist atemberaubend. Eigentlich handele es sich ja um zwei separate Brücken auf 22 Pfeilerpaaren, eine pro Fahrtrichtung. Das Ganze auf einer Länge von zwei Kilometern und in einer Höhe von 40 Metern. Und damit nicht genug: Der Viadukt muss nämlich auch noch von gesundheitsschädlichem Asbest befreit werden.
Das Projekt unterteilt sich dabei in insgesamt vier Phasen, wobei das Hauptziel immer lautet, dass der Verkehr trotz der Arbeiten weiterfließen muss, so gut es eben geht.
Los geht es wie gesagt auf dem Innenring in Richtung Zaventem. Hier werden zunächst die drei vorhandenen Fahrspuren in Richtung Zaventem verengt und wird die erlaubte Geschwindigkeit auf maximal 50 Kilometer pro Stunde herabgesetzt. 2024 und 2025 soll die Zahl der verfügbaren Fahrspuren auf dem Innenring zeitweise sogar auf nur eine reduziert werden, auch temporäre Lkw-Verbote wird es dann geben. In der zweiten Phase zwischen Frühling 2026 und Frühling 2027 werden sich die Arbeiten dann laut Plan auch auf den Außenring verlagern.
Richtig heftig wird es dann aber ab 2027: Denn in der dritten und vierten Phase wird jeweils nur eine Brückenhälfte für den Verkehr zur Verfügung stehen, bevor sich die Situation nach und nach zum Ende der Arbeiten hin wieder entspannen soll durch die Freigabe zusätzlicher Fahrspuren.
Es werde während dieser acht Jahre rund um die Uhr gearbeitet werden, verspricht Struyf, tags, nachts, selbst am Wochenende werde man das Projekt vorantreiben. Und letztlich gebe es auch keine Alternative, egal wie ärgerlich und stressig die lange Baustelle auch für viele sei.
Rund 50 Jahre nach der Inbetriebnahme und einer viel stärkeren Verkehrsbelastung, als man es sich beim Bau je habe vorstellen können, sei eine Komplettrenovierung einfach notwendig. Damit stelle man dann sicher, dass der Viadukt von Vilvorde noch bis 2078 weiter seinen Zweck erfüllen könne.
Boris Schmidt