Mit Geknatter und Gequietsche wurden die Frühaufsteher am Donnerstag an einigen Strandabschnitten an der belgischen Küste empfangen. Denn vor dem so sehnlich erhofften Ansturm der Touristen zum Maria-Himmelfahrt-Wochenende müssen die Strände erst wieder auf Vordermann gebracht werden. Stellenweise sehen die nämlich fast so aus wie sonst im Frühjahr oder Herbst, wenn ein kräftiger Sturm über die Küste gefegt ist.
Beispielsweise könnte man im Bereich der Strandkabinen in Ostende meinen, hier hätte sich eine Wanderdüne sesshaft gemacht. Wer seine Hütte erreichen wollte, der musste sich erstmal einen Weg freibuddeln. Genau diese Arbeit übernehmen jetzt in vielen Seebädern die örtlichen Behörden - und zwar mit schwerem Gerät, manchmal sogar mit Schaufelbaggern auf Ketten.
Viele Strandkabinen seien einfach nicht mehr zugänglich gewesen, sagte in der VRT Kurt Claeys, stellvertretender Bürgermeister von Ostende. Deswegen habe sich die Stadt dazu entschlossen, den dortigen Strandabschnitt zu planieren, damit die Menschen jetzt, pünktlich zum Comeback des Sommers, wieder zu ihren Hütten gelangen können.
Der Sand wird auf große Kipper-LKW geladen und zu anderen Abschnitten transportiert, die ihrerseits vom Meer regelrecht leergeschaufelt worden waren. Der Strand wird also tatsächlich im besten Sinne des Wortes planiert, "gleichgezogen" wäre vielleicht noch treffender.
An sich ist das nichts Neues. In den Küstenstädten kennt man diese Arbeit. "Sehr außergewöhnlich ist allerdings, dass wir das jetzt machen müssen, mitten im Sommer", sagt der diensthabende Bürgermeister Claeys. "In den letzten Wochen hatten wir hier ziemlich viel Wind, sogar einen schweren Sturm. Und all das hat dem Strand schwer zugesetzt, eben in Form von massigen Sandablagerungen, die man sonst im Sommer eigentlich nicht sieht."
"Die großen Bagger helfen uns eben dabei, dieses Problem zu lösen", sagt Claeys. Das dann eben auch mal auf die Gefahr hin, dass man dem einen oder der anderen Erholungsbedürftigen auch mal mächtig auf den Zeiger geht. Aber die meisten zeigen anscheinend Verständnis für die mitunter lautstarke Buddelei. Die Behörden sind in jedem Fall darauf bedacht, diese Arbeiten möglichst früh zu beginnen, um dann die Besucher am späten Vormittag in Ruhe lassen zu können.
Große Hoffnungen
Die Küste putzt sich also heraus für das kommende Wochenende - erst recht vor dem Hintergrund, dass die Saison bislang doch eher bescheiden verlaufen ist. Der Tourismussektor hofft auf ein Bombenwochenende. Das bestätigte auch die Betreiberin einer Strandbar in der VRT: "Wir haben in den letzten Wochen richtig Pech mit dem Wetter gehabt. An vielen Tagen haben wir gar nicht erst aufgemacht", sagte Anne-Sophie Janssen. "Und wir hoffen jetzt, dass es endlich mal schön bleibt und viele Menschen an die Küste kommen."
Dieser Wunsch könnte sich erfüllen. Nach Angaben der westflämischen Tourismus-Agentur Westtoer sind die Küstenhotels schon jetzt im Durchschnitt zu 85 Prozent ausgebucht. Für Samstagabend belaufe sich die Belegungsrate sogar auf 90 Prozent, was ziemlich genau den Zahlen vom vergangenen Jahr entspreche. Ein Drittel der Gäste kommen demnach aus dem Ausland, genau gesagt aus Deutschland, den Niederlanden und Luxemburg. Angesichts der derzeit guten Wetteraussichten hoffen Westtoer und Tourismusanbieter außerdem auf zahlreiche Tagestouristen.
Roger Pint