Zwischen dem 25. April und dem 12. Juli hat Greenpeace die Preise für Zugreisen in ganz Europa ausgewertet. Das Ergebnis: In sieben von zehn Fällen bieten Flüge günstigere Preise, nur 23 Strecken sind mit dem Zug fast immer billiger. Belgien schneidet in dem Vergleich besonders schlecht ab. Hier kostet ein Ticket der SNCB durchschnittlich 2,6 Mal so viel wie ein Flugticket.
Für die Studie hat Greenpeace die Zug- und Flugreisen auf 112 Strecken zu jeweils mehreren Buchungszeitpunkten verglichen. Die Strecken waren kürzer als 1.500 Kilometer und die Zugfahrt dauerte höchstens einen Tag.
Beispiele
Insgesamt ist laut Greenpeace der Flieger in sieben von zehn Fällen günstiger als die Bahn. Wer mit dem Zug von Brüssel nach Wien fährt, zahlt zwischen 112 Euro und 150 Euro. Mit dem Billigflieger Ryanair kostet die Reise 15,75 Euro.
Zwischen Brüssel und London fährt der Eurostar zehn Mal am Tag. Eine Fahrt kostet im Durchschnitt 100 Euro. Der Billigflieger bietet die Reise für 36,83 Euro an - und das, obwohl er einen Umweg über Dänemark fliegt. Nur wer von Brüssel nach Hamburg will, fährt durchweg günstiger mit dem Zug.
Die krasseste Preisdifferenz registrierten die Tester auf der Strecke Barcelona–London, die mit dem Zug bis zu 384 Euro kosten sollte. Das seien 30 Mal mehr als mit dem Flugzeug bei einem Ticketpreis von 12,99 Euro.
Klimaschutz
Greenpeace geht es in der Studie natürlich nicht in erster Linie um die Reisekosten, sondern um den Klimaschutz und den ökologischen Fußabdruck. Und dabei wird schnell deutlich: Wer klimafreundlich reisen will, muss oft tiefer in die Tasche greifen.
Den Hauptgrund dafür sieht die Organisation darin, dass EU-Institutionen und nationale Regierungen den Luftverkehr immer noch subventionieren, während das Schienennetz vielerorts reduziert wird.
Im Schnitt belasten Flugreisen die Umwelt fünfmal stärker als vergleichbare Zugfahrten, rechnet Greenpeace vor und fordert, dass Subventionen für Fluggesellschaften und Flughäfen abgeschafft werden. Außerdem sollten EU-Institutionen und nationale Regierungen sogenannte "Klima-Tickets" einführen - Abonnements, die einen grenzüberschreitenden Transport mit weniger umweltschädlichen Mitteln ermöglichen.
"Die Analyse zeigt, in welchem erschreckenden Ausmaß Menschen durch einen unfairen Preiskampf zum klimaschädlichen Fliegen ermutigt werden", so das Fazit der Greenpeace-Studie.
belga/dpa/soir/greenpeace/jp