Der Chocolatier und Biersommelier Werner Callebaut trinkt Bier, um sich vorzubereiten. Er vereint nämlich die zwei Dinge, für die Belgien besonders bekannt ist: Bier und Schokolade. Bei ihm gibt es also keine Nüsschen oder Käse zum Bier. Stattdessen stehen Pralinen auf dem Tisch.
Werner Callebaut heißt zwar wie einer der größten Schokoladenproduzenten der Welt, kommt auch aus der gleichen Gegend in Flandern, nämlich aus der Nähe von Aalst, entstammt aber einer anderen Familie. Und trotzdem faszinierte ihn Schokolade so sehr, dass auch er ins Schoko-Business wollte.
Aber nicht nur das, seine zweite Leidenschaft ist das Bier - also warum nicht beides vereinen? 2016 kam ihm ganz konkret die Idee dazu. Zu dem Zeitpunkt war die Kombination noch nicht sehr geläufig. "Bier und Schokolade geht nicht, da denkt man eher an Wein oder Champagner oder Rum. Aber ich habe das versucht und es war ein Erfolg. Das, wofür wir in der ganzen Welt bekannt sind, ist ja auch Bier und Schokolade."
"Bierolade" war geboren. Inzwischen lebt Werner Callebaut in Noduwez, in der Wallonie, direkt an der flämischen Grenze. Wer möchte, kann den gelernten Chocolatier und Biersommelier für Verköstigungen, Workshops oder Bierwanderungen buchen - auch in Ostbelgien ist er gerne unterwegs. Dabei gibt er dann sein Wissen über die beiden Produkte weiter.
"Weiße Schokolade geht zum Beispiel gut mit hellem Bier. Dunkles Bier und dunkle Schokolade passt auch, das können sich auch die meisten Menschen gut vorstellen. Die größten Überraschungen gibt es mit hellem Bier und Fruchtbier."
Aber genug Theorie, jetzt wird probiert. Zum einen das von ihm gebraute Bier "Ambras" und eine kleine Praline aus weißer Schokolade. "Zuerst das Bier. Dann die Schokolade. Und dann beides zusammen. Da schmeckt man die Limone der Praline. Man glaubt, blondes Bier und weiße Schokolade geht nicht." Aber es geht! Und das stellen die meisten Menschen fest, mit denen Callebaut unterwegs ist.
Was das Bier angeht, fokussiert er sich auf die kleineren lokalen Brauereien, nicht auf die großen Namen. Je nachdem wo er gebucht wird, passt er die Bierauswahl an. Für die Pralinen arbeitet er mit Chocolatiers zusammen. Wer etwas über die Geschichte des Kakaos und der belgischen Schokolade erfahren will, wird nicht enttäuscht. Callebaut ist sichtlich stolz, sein Wissen über die zwei belgischen Exportschlager weiterzugeben.
Auch hinter seinem Bier "Ambras" steckt eine Geschichte. Das Bier ist nämlich in der Corona-Zeit entstanden, sollte einen Nachbar wieder aufheitern. "Ambras" ist ein flämischer Ausdruck. "Ambras bedeutet 'Suchen Sie Streit?'. Meine wallonischen Freunde denken dann immer s’embrasser, also sich umarmen. Also das ist nicht so, dass sie sich nicht lieben. Sie verstehen sich einfach nicht. Dabei wollen einfach beide nur gut leben und ein Bier zusammen trinken."
Ein Bier, das Flamen und Wallonen zusammenbringen soll: perfekt für den Nationalfeiertag. Und dazu vielleicht eine Praline aus weißer Schokolade.
Lena Orban