Der eine oder die andere Sparerin mag sich in diesen Tagen wirklich "veräppelt" fühlen. In den letzten Wochen und Monaten hörte man immer wieder, dass die Zinsen steigen - genauer: dass die Europäische Zentralbank den Leitzins mehrmals in Folge angehoben hat. Fachleute erklären den Menschen dann immer, dass das eben dazu führen wird, dass die Zinsen bald überall ansteigen werden. Und tatsächlich: Kredite sind ja auch schon spürbar teurer geworden. Das hat ja sogar schon dazu geführt, dass sich der Immobilienmarkt merklich abgekühlt hat.
So weit, so gut, bzw. nicht gut. Der Sparer allerdings merkt von alledem nichts. Nach wie vor werfen Bankkonten so gut wie keine Zinsen ab. "Null Komma quietsch", könnte man sagen. Das gilt für die Kunden, aber nicht für die Banken selbst, sagte der renommierte Ökonom Paul De Grauwe. Es ist so: Die Banken parken ihr Geld bei der jeweiligen Nationalbank oder bei der EZB. Dafür bekommen sie 3,25 Prozent. Und eigentlich sind das Sichtkonten, sagte De Grauwe in der VRT. "Was kriegen Sie für ihr Sichtkonto? Null Prozent. Hier werden die Banken also schlafend reich - und das sorgt für fantastische Gewinne: aktuell 8,4 Milliarden Euro."
Sparzinsen an die Entwicklung des EZB-Leitzinses koppeln
"Die Banken scheffeln hier Milliardengewinne", wetterte auch Melissa Depraetere von den flämischen Sozialisten Vooruit am Donnerstag im Parlament. "Parallel dazu fahren sie jedes Jahr ein bisschen mehr ihr Dienstleistungsangebot zurück. Und dann sollen wir als Staat uns darauf beschränken, den Banken einen Brief zu schicken, in dem wir sie höflich darum bitten, ihre Sparzinsen doch netterweise mal ein bisschen anzuheben?"
Dass die Banken freiwillig die Sparzinsen erhöhen werden, also daran glaube sie nicht, sagt Depraetere. Und deswegen sei sie denn auch der Ansicht, dass der Staat da "nachhelfen" muss, in Form einer Verpflichtung. Konkret fordern die Sozialisten und auch die Grünen, dass die Sparzinsen an die Entwicklung des EZB-Leitzinses gekoppelt werden. Würde das so praktiziert, dann bekämen Sparer im Moment immerhin 1,25 Prozent für ihre Einlagen.
"Wenn wir uns dazu entschließen, einzugreifen, dann kann das schnell gehen", sagte Depraetere in der Kammer. "Unser Vorschlag ist hinterlegt, lasst uns den schnell umsetzen, um die Kaufkraft der Menschen zu stärken."
Finanzsektor nicht destabilisieren
Das Kernkabinett, also die Regierungsspitze, hat am Donnerstagabend tatsächlich über die Frage beraten, wie man eine Erhöhung der Sparzinsen erreichen kann. Finanzminister Vincent Van Peteghem ist da aber betont vorsichtig. Die Erhöhung der Sparzinsen, klar wollen wir das alle. Wir müssen aber aufpassen, dass wir den Finanzsektor nicht destabilisieren. Denn eine neue Bankenkrise, die würde den Steuerzahler ja auch schon wieder Geld kosten.
Der Bankensektor scheint inzwischen durchaus bemerkt zu haben, dass der Druck in den letzten Tagen doch spürbar gestiegen ist. Der Branchenverband Febelfin meldete sich jedenfalls zu Wort, um da mal ein paar Dinge klarzustellen. Erstens sollte man nicht glauben, dass alle Spareinlagen quasi eins zu eins gewinnbringend platziert werden, sagte Febelfin-Geschäftsführer Karel Baert in der VRT. Und zweitens könne er nur davor warnen, hier alle Finanzinstitute über einen Kamm zu scheren. Es gibt sehr verschiedene Banken mit sehr verschiedenen Geschäftsmodellen. Und man sollte jeder Bank die Möglichkeit geben, ihre eigene Risiko-Analyse zu machen und selbst zu beschließen, wann eine Zinserhöhung angezeigt ist.
Nichtsdestotrotz will die Regierung an der Sache dranbleiben. Um sich rückzuversichern, will man nun erst noch ein Gutachten der Nationalbank einholen. Nur läuft man da womöglich offene Türen ein. Schließlich hat der Gouverneur der Nationalbank, Pierre Wunsch, vor Kurzem noch selbst dafür plädiert, dass der Graben zwischen dem Marktzins und dem Sparzins kleiner werden muss. Ums mal mit der Zeitung Het Nieuwsblad zu sagen: "Es ist dann doch ein Schritt in Richtung höherer Sparzinsen".
Roger Pint
In welcher Welt leben wir eigentlich? Der Bürger wird durch die Obergrenze bei Barzahlung dazu gezwungen sein Geld auf einer Bank zu deponieren. Daher sollten nun auch Banken verpflichtet werden ,von ihren hohen Gewinnen mehr an ihre Kunden abzugeben. Aber wer von unseren Politikern wagt es, sich bei diesem Thema weit aus dem Fenster zu lehnen. Es heißt ja nicht umsonst, dessen Brot ich esse,dessen Lied ich singe.
Die Banken betonen doch überall gerne, dass sie sich für den Schutz der Privatsphäre ihrer Kunden einsetzen und diesen respektieren.... Dem Kunden keine berechtigten Zinsen für seine Einlagen zu zahlen, ist eine faktische Einmischung und Missachtung der Privatsphäre des Kunden und Schädigung des Staates durch verhinderte Steuern. Wer berechtigtes Entgeld für Zuarbeit (durch die vom Staat erzwungene Kontopflicht) verweigert, betreibt organisierten Diebstahl. Jeder Politiker der das mit organisiert sollte wegen Sittenwidrigkeit auch an den Pranger !