Die Ministerin für Staatsbetriebe, Petra De Sutter, befindet sich derzeit in einer klassischen Negativspirale. Eine schlechte Neuigkeit jagt die nächste. Und im Mittelpunkt steht immer Bpost.
In der vergangenen Woche war unter anderem bekannt geworden, dass im Kabinett der Ministerin zwei Mitarbeiter beschäftigt waren, die bis vor Kurzem noch auf der Gehaltsliste von Bpost standen. Bpost ist inzwischen ein börsennotiertes Unternehmen; derlei entsandte Mitarbeiter können also einen Interessenkonflikt darstellen. Außerdem wird immer deutlicher, dass Bpost in den letzten Jahren womöglich zweistellige Millionenbeträge zu viel vom Staat erhalten hat.
Die Zeitungen L'Echo und De Tijd lassen am Dienstag eine neue Bombe platzen: Demnach soll das Postunternehmen Millionen für Dienstleistungen des Consulting-Unternehmens McKinsey bezahlt haben, ohne dass es dafür entsprechende Ausschreibungen gegeben hätte. Pikantes Detail: Einige heutige und frühere Top-Manager von Bpost haben in der Vergangenheit offenbar für McKinsey gearbeitet.
Viele mutmaßliche und auch erwiesene Missstände also bei der Post. Ministerin De Sutter wird sich am Dienstag im Ausschuss auf ein Feuerwerk an Fragen und Vorwürfen einstellen müssen, und das gleiche dann womöglich nochmal am Donnerstag im Plenum. Für die Groen-Politikerin ist es wohl tatsächlich die Woche der Wahrheit.
Die sozialistische Gewerkschaft bei der Post macht sich derweil Sorgen über die möglichen Auswirkungen der Missstände bei Bpost. Wie ein Gewerkschaftsdelegierter der VRT erklärte, warte man zurzeit auf das Ergebnis von Untersuchungen. Bpost sei solide genug, um mögliche Geldstrafen zu zahlen. Aber wenn die Probleme auf das Personal abgewälzt würden, werde es einen Gewerkschaftskrieg geben.
Die Situation bei Bpost sei unter anderem auf Probleme in der Verwaltung zurückzuführen. Andererseits scheine es auch eine politische Abrechnung zu sein. Eine gewisse Anzahl Mitarbeiter hätten das Unternehmen verlassen, deren Unmut sei offenbar so groß, dass sie Informationen über das Unternehmen verbreiteten.
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