Erstmal die reinen Fakten aus dem Mund des Sprechers der Föderalen Staatsanwaltschaft, Eric Van Der Sypt: In Westflandern und in Gent sind insgesamt neun Hausdurchsuchungen durchgeführt worden. Dabei wurden sieben Personen festgenommen, die verdächtigt werden, einen terroristischen Anschlag in Belgien geplant zu haben.
Die Sicherheitsbehörden hatten die Verdächtigen offenbar schon etwas länger auf dem Schirm. Einige von ihnen seien schon im Fadenkreuz der Ermittler gewesen wegen ihrer relativ offenen terroristischen Absichten, sagte in der RTBF Eric Van Duyse, der frankophone Sprecher der Föderalen Staatsanwaltschaft.
Das Ganze habe sich in einem frühen Planungsstadium befunden. Die Gruppe sei aktiv auf der Suche nach Waffen gewesen. Und man habe auch schon über mögliche Ziele diskutiert. Deswegen hätten die Behörden denn auch eingreifen müssen, sagt Eric Van Duyse.
Ganz konkrete Ziele für einen Anschlag hätten die Verdächtigen aber noch nicht ins Auge gefasst. Das seien bislang nur vage Ideen gewesen, sagt der Sprecher. Im Raum standen offenbar diverse Institutionen, ohne das genauer einzugrenzen.
Die Verdächtigen seien Anfang-Mitte 20 und hätten fast alle tschetschenische Wurzeln, wobei drei auch die belgische Staatsbürgerschaft hätten, präzisiert Eric Van Der Sypt. Die jungen Männer seien glühende Anhänger der Terrororganisation IS.
Recht junge Männer also, die sich innerhalb sehr kurzer Zeit radikalisiert hätten, sagt der Sprecher. Und genau das bereitet auch dem föderalen Justizminister Vincent Van Quickenborne Sorgen. "Das geht wesentlich schneller als früher", sagte Van Quickenborne in der VRT.
"Wir sprechen hier nicht mehr von Jahren, sondern von Monaten". Und deswegen sei es umso wichtiger, dass die Sicherheitsdienste möglichst permanent ihre Fühler ausstreckten, nicht nur in der materiellen Welt, sondern auch und vor allem in den Sozialen Netzwerken.
Ende März
Das Ganze erinnert doch stark an einen sehr vergleichbaren Fahndungserfolg vor etwas mehr als einem Monat. Ende März konnten ja auch schon sieben Verdächtige festgenommen werden. Da ging es um zwei mutmaßliche Terrorzellen, eine in Brüssel und eine in Antwerpen.
Und das, was bekanntgeworden ist, klingt immer ähnlich: Es gab demnach in den drei Fällen offen terroristische Absichten, die Gruppen planten einen Anschlag und die frühe Phase der Umsetzung hatte begonnen. Eine solche Häufung von Verhaftungen in der Dschihadisten-Szene sei durchaus besorgniserregend, da sind sich der Sprecher der Föderalen Staatsanwaltschaft und der Justizminister einig.
"Aber, das Wichtigste ist doch erstmal, dass wir die Verdächtigen haben dingfest machen können", so betont Vincent Van Quickenborne. Die Sûreté habe vor einiger Zeit aufgrund einer Gesetzesänderung neue Instrumente an die Hand bekommen. Außerdem seien die Dienste personell aufgestockt worden. Und das mache sich jetzt bezahlt.
Der Anti-Terror-Stab OCAM habe jedenfalls die Terrorwarnstufe erstmal nicht erhöht. Sie bleibt auf Niveau zwei auf einer Skala bis vier. "Aber natürlich müssen wir wachsam bleiben", mahnt Van Quickenborne. "Und das wissen auch unsere Dienste".
Terrorermittlungen: Mehrere Festnahmen nach Razzien in Flandern
Roger Pint