Fünf junge Frauen und Männer, alle in blauen Overalls. Die Europäische Weltraumagentur (ESA) hat jetzt nochmal stolz ihre neuen Astronauten präsentiert: zwei Frauen und drei Männer. Einer von ihnen ist Raphaël Liégeois aus Namur. Der 35-Jährige ist studierter Ingenieur und Physiker, hat einen Doktor in Neurowissenschaften. Er ist Wissenschaftler durch und durch.
Seit rund fünf Wochen nimmt er jetzt schon zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen an der Grundausbildung teil, die die ESA in ihrem Astronautenzentrum in Köln organisiert. Er fühle sich toll, sagte Raphaël Liégeois in der RTBF. Hier wird ein Traum langsam wahr, mit jedem Tag wird er konkreter. Er sei zudem sehr angetan von der Begleitung und der Betreuung im Astronautenzentrum.
Im Europäischen Astronautenzentrum (EAC) in der Nähe von Köln kann die ESA ihren angehenden Raumfahrern inzwischen eine solide Grundausbildung anbieten. Der Leiter des EAC ist ein alter Bekannter: Frank De Winne, der zweimal ins All geflogen ist (2002 und 2009). Bei seiner zweiten Mission wurde er als erster Europäer Kommandant der ISS.
Bis vor einigen Jahren mussten sich die Europäer auf materielle Beiträge beschränken, sagte De Winne in der RTBF. Bestes Beispiel sind verschiedene Module wie das Wissenschaftslabor der Internationalen Raumstation, das den Namen Columbus trägt. Es sei aber auch wichtig, in Operationen zu investieren. Das beginnt mit der Ausbildung der Astronauten.
"Deswegen ist es auch so wichtig, dass wir das seit 2009 selbst übernehmen können", sagt Frank De Winne. "Wir wollen unsere Leute bestmöglich vorbereiten auf ihre künftigen Trainingsprogramme bei der Nasa oder in der Sternenstadt in der Nähe von Moskau, damit sie möglichst schnell an Missionen teilnehmen können."
Der Lehrplan im Europäischen Astronautenzentrum ist breit gefächert. Und die Profile sind doch sehr unterschiedlich: Raphaël Liégeois ist eher auf medizinische Fachbereiche spezialisiert. "Von Raumflugmechanik habe ich hingegen so gut wie keine Ahnung", sagt Liégeois. "Und dann sind da noch die Russisch-Kurse. Die Vorgänger-Klassen sagen, dass Russisch schon ein schwerer Brocken ist. Aber gut, wir werden uns dahinterklemmen und das wird schon hinhauen."
Teamgeist wichtig
Immer wieder braucht Raphaël Liégeois das Wörtchen "wir". "Und darum geht es", betont auch Frank De Winne. Unter den Astronauten sind sehr unterschiedliche Profile: Die einen sind eher die Wissenschaftler, andere sind mehr praxisorientiert. "Wir versuchen, ihnen allen gleichermaßen ein qualitativ hochwertiges Training anzubieten - und vor allem, ein wirkliches Team zu formen."
Denn gerade im Weltraum ist Teamgeist von höchster Wichtigkeit. "Sämtliche Missionen werden nicht von Einzelnen, sondern von Mannschaften ausgeführt", betont Frank De Winne. "Ob nun zur ISS, oder später sogar zum Mond, schwierige Situationen müssen sie gemeinsam meistern."
Die Schüler haben das offensichtlich schon verinnerlicht. "Wir teilen ja alle den gleichen Traum", sagt Raphaël Liégeois. "Wir wollen alle Astronauten werden und das Weltall erforschen. Allein das schweißt uns eigentlich schon zusammen."
Frank De Winne, der Leiter dieser ganz besonderen "Schule", wünscht seinen Schützlingen jedenfalls schon jetzt alles Gute für die Zukunft. Erstmal, dass sie möglichst viel von diesem doch einmaligen Training mitnehmen. Aber dann auch viel Erfolg bei ihren künftigen Missionen und Herausforderungen. Und natürlich, dass sie schnellstmöglich ins All fliegen können.
Roger Pint