Mit der "Werkweek" folgen die Arbeitsagenturen einem Aufruf der Föderalregierung, die das Ziel hat, die Beschäftigungsrate im Land zu steigern. Mehr Menschen sollen also arbeiten gehen. Das schafft man in der Regel damit, dass man die Menschen dorthin bringt, wo es Arbeit gibt. Und das ist in Flandern zurzeit der Fall. Dort suchen viele Unternehmen händeringend nach Arbeitskräften, ohne dass sie auf dem flämischen Markt unbedingt zu bekommen wären.
Die Beschäftigungsrate in Flandern beträgt zurzeit fast 77 Prozent. Die Arbeitslosenquote liegt bei 3,2 Prozent, also sehr niedrig. In den frankophonen Landesteilen sieht das anders aus. Da gibt es zurzeit eine deutlich höhere Arbeitslosenquote: 11,5 Prozent in Brüssel und 8,4 Prozent in der Wallonie.
Webinare und Veranstaltungen
Die Menschen dorthin zu locken, wo es Arbeit gibt, ist tatsächlich das Ziel der "Werkweek". Und dabei wollen die beiden Arbeitsagenturen der Wallonie und Flandern, Forem und VDAB, in dieser Woche besonders helfen. Das geht zum einen über Informations-Angebote im Internet. Auf den Internetseiten von Forem ist das ganze Programm für die Woche zu finden. Auftakt war am Montag ein Webinar zum Thema Arbeiten in Flandern und Brüssel - in dem übrigens auch die Möglichkeiten zum Arbeiten in der Deutschsprachigen Gemeinschaft angeschnitten wurden. Für Frankophone ist die Hürde, in der DG zu arbeiten, ja ähnlich hoch wie in Flandern zu arbeiten. Da sind Sprachkompetenzen gefragt, die wohl die größte Hürde darstellen.
Neben diesen Online-Veranstaltungen und auch individuellen Beratungsterminen organisiert Forem auch Vor-Ort-Veranstaltungen in verschiedenen Städten der Wallonie. Am Montag schon gab es Veranstaltungen in Tournai. Am Dienstag sind solche Veranstaltungen in Lüttich, La Louvière, Mouscron und wieder Tournai geplant. Auch in der Uni-Stadt Neu-Löwen wird Forem am Donnerstag präsent sein. Also sowohl online als auch in physischem Kontakt mit Fachleuten können sich Menschen informieren darüber, wie es gehen könnte, in Flandern zu arbeiten.
Sprachbarriere
Was die sprachliche Hürde anbetrifft, wird schon jetzt während der "Werkweek" etwas getan. Es gibt bei den Veranstaltungen Möglichkeiten, sein Sprachniveau einschätzen zu lassen und sich über Sprachkurse zu informieren. Das kann man übrigens auch außerhalb der "Werkweek" immer machen auf den Internetseiten von Forem.
Lebensläufe kann man jetzt mit Hilfe von Experten bei den Veranstaltungen erstellen und dann bei der flämischen Arbeitsagentur VDAB hinterlegen. Aber klar, die Sprache muss man dann letztlich selbst lernen. Aber wenn ein Betrieb erst einmal ein Interesse an einem Bewerber gefunden hat, gibt es da auch hin und wieder betriebsinterne Möglichkeiten, die Sprache weiter zu lernen. Dazu gab es am Montag zum Beispiel einen Beitrag in den 13-Uhr-Nachrichten der RTBF. Dort wurde ein Betrieb im flämischen Tongeren gezeigt, der seine frankophonen Mitarbeiter dabei unterstützt hat, die niederländische Sprache noch besser zu lernen. Botschaft grundsätzlich dabei ist: An der Sprache soll es letztlich nicht scheitern, dass ein Frankophoner auf dem Arbeitsmarkt in Flandern Fuß fassen kann.
Mehr Arbeit in Flandern
Natürlich gibt es auch Flamen, die in der Wallonie arbeiten. Aber tatsächlich sind das viel weniger als andersherum. Laut den Angaben der Zeitung "Le Soir" von Montag sind es gut 34.000 Flamen, die in der Wallonie arbeiten. Dagegen stehen gut 45.000 Wallonen, die schon heute in Flandern arbeiten, und nochmal fast 56.000 frankophone Einwohner von Brüssel, die ebenfalls nach Flandern zum Arbeiten pendeln.
Es ist tatsächlich so, dass es in Flandern gerade viel mehr Arbeit gibt, als in der Wallonie. Und in dieser Situation Flamen in den frankophonen Landesteil zum Arbeiten zu locken, macht da wenig Sinn und wird gerade auch nicht in so großem Stil gemacht wie das jetzt die "Werkweek" andersherum versucht.
Kay Wagner