Am deutlichsten sieht man das an der Zahl der Hypothekenkredite, die neu abgeschlossen wurden. Hier ist die Zahl im Vergleich zum letzten Jahr um fast die Hälfte eingebrochen. Auch die Zahl der Transaktionen bei den Immobilien ist um zehn Prozent zurückgegangen. Bei den Hauspreisen sieht man die Spur noch nicht so deutlich. Aber hier ist der Trend, dass Immobilien in Zeiten von Inflation immer teurer werden, gebrochen. Zuletzt sind die Hauspreise sogar im Schnitt leicht gesunken.
Wer einen Hypothekenkredit über 250.000 Euro und 25 Jahre abschließt, der zahlt im Moment etwa 3,4 Prozent Zinsen, vor zwei Jahren waren es nur 1,4 Prozent. Das heißt, heute beträgt die monatliche Rate in diesem Beispiel über 1.200 Euro. Bei einem Kredit, der vor zwei Jahren abgeschlossen wurde, waren es bei gleichen Konditionen weniger als 1.000 Euro. Rund 250 Euro im Monat mehr oder weniger für die Hausrate ausgeben, das macht für viele doch einen Unterschied. Bei steigenden Zinsen greifen viele Kunden auch eher zu Krediten mit längerer Laufzeit. Bei manchen Banken machen Kredite mit einer Laufzeit von 25 Jahren schon mehr als die Hälfte der Hypothekenkredite aus. Früher waren eher 20 Jahre der Standard.
Entwicklung
Immobilienkredite sind für die Banken ein wichtiger Unternehmenszweig. Einige setzen Mitarbeiter aus dieser Abteilung inzwischen in anderen Bereichen ein, weil die Nachfrage eingebrochen ist. Aus der Branche ist auch zu hören, dass die Banken die verbleibenden Kunden nun besonders umgarnen. Wer also eine gute Bonität hat, der hat Chancen, günstige Konditionen für einen Hauskredit auszuhandeln. Gleichzeitig sagen die Banken auch, dass sie sich nicht auf einen Zinskrieg einlassen wollen. Es würden genauso viele Kreditersuche abgelehnt wie sonst auch, verriet der Sprecher einer Bank am Dienstag in der Zeitung L'Echo. Die Banken gehen sogar davon aus, dass die Zinsen kurzfristig noch etwas weiter steigen. Ob das dann auch die Hauspreise unter Druck setzen wird, da wollen selbst Branchenkenner keine Prognosen abgeben.
Bisher machen sich die Immobilienmakler keine Sorgen, dass der Markt durch die steigenden Zinsen einbrechen könnte. Das liege auch daran, dass Belgien einen besonderen Immobilienmarkt habe, heißt es. Hier gibt es viele Privateigentümer, die ihr Haus nicht einfach so verkaufen. Daher seien die Preise hierzulande auch relativ stabil. In den Niederlanden oder in Großbritannien sieht das anders aus. Da sind die Preise um bis zu zehn Prozent gesunken. Was auch daran liegt, dass hier große Immobiliengesellschaften auf dem Markt eine größere Rolle spielen. Für sie sind Immobilien ein Anlageobjekt.
Hauskäufer achten auf die Energieeffizienz, wenn sie hierzulande zuschlagen. Neben der Lage der Immobilie ist sie sogar der wichtigste Faktor, verrät ein Immobilienhändler am Dienstag in De Morgen. Vor zehn Jahren sei das anders gewesen. Energieeffiziente Häuser sind auch nicht billiger geworden. Anders sieht es bei schlechteren Energieklassen aus. Schon ab dem Energielabel C sind deutliche Preisabschläge drin. Weil die neuen Eigentümer wissen, dass sie dort noch mal Geld in die energetische Sanierung stecken müssen. Da schließt sich der Kreis zu den Banken. Denn sie wittern bei Krediten für energetische Sanierung in Zukunft einen stark steigenden Bedarf.
echo/morgen/okr