E-Roller, die einfach auf dem Gehweg rumstehen oder -liegen und Fußgängern das Leben schwer machen, sieht man überall in Brüssel. Fast zumindest. Je weiter man sich vom Stadtzentrum entfernt, desto seltener werden die ärgerlichen Hindernisse, und in der Stadtgemeinde Uccle sind sie sogar fast ganz verschwunden. Der Grund? Kein Verbot, sondern einfach nur konsequentes Vorgehen der Ordnungskräfte. Regelmäßig wurden in Uccle die Straßen nach E-Rollern abgesucht, die ein Hindernis für andere Verkehrsteilnehmer waren. Wurden sie gefunden, wurden sie eingesammelt und mussten von den Anbietern kostenpflichtig abgeholt werden.
Den Anbietern wurde das zu teuer. Die meisten von ihnen blockieren mittlerweile Fahrten nach Uccle. Ganz zur Freude von Bürgermeister Boris Dilliès, der betont, dass er grundsätzlich kein Problem mit E-Rollern habe. Aber: "Ich habe ein Problem mit dem permanent schlechten Verhalten der Nutzer der Roller", sagt er gegenüber der RTBF. "Es gehört auch zu meinen Aufgaben dafür zu sorgen, dass die Bürger in Uccle ganz normal auf einem Bürgersteig gehen können, ohne ständig über diese E-Roller stolpern zu müssen."
Die Region Brüssel als Ganzes will allerdings einen anderen Weg einschlagen als Uccle. Die meisten anderen Stadtgemeinden möchten die Leih-E-Roller behalten. Allerdings so, dass andere Verkehrsteilnehmer weniger als heute unter ihnen leiden müssen.
Schon im vergangenen Jahr hatte das Brüsseler Regionalparlament grundsätzlich beschlossen, dass neue Vorschriften den Gebrauch von Leih-E-Rollern besser regeln. Denn "mit dem E-Roller verhält es sich wie mit dem Fahrrad oder dem Auto: es ist ein Fortbewegungsmittel, und das kann man nicht einfach so gebrauchen, wie man will", sagt Camille Thiry, Sprecherin von Brüssels Verkehrsverwaltung Bruxelles Mobilité.
Geschwindigkeitsbegrenzung
Die neuen Pläne der Region Brüssel könnten ab Sommer umgesetzt werden. Die wichtigsten Punkte fasst Thiry wie folgt zusammen: "Die neuen Vorschriften sehen neue Geschwindigkeitsbegrenzungen für Leih-E-Roller vor: Maximal 20 Stundenkilometer überall in Brüssel und höchstens acht Stundenkilometer in Fußgängerzonen. Außerdem sollen Roller nicht mehr überall abgestellt werden dürfen, sondern nur noch an bestimmten Stellen, die dafür vorgesehen sind".
Rund 3.000 solcher Abstellplätze sollen in Brüssel eingerichtet werden. Stellt ein Nutzer seinen Roller nicht dort ab, wird die Leihzeit für den Roller auch nicht beendet. Sprich: Das wilde Abstellen eines E-Rollers könnte schnell teuer werden.
Weniger Roller und Anbieter
Daneben soll die Zahl der aktuell rund 21.000 Leih-E-Roller in Brüssel auf 15.000 sinken. Und auch die aktuell zahlreichen Anbieter der Leih-E-Roller sollen auf zwei bis drei reduziert werden.
Bei diesen Unternehmen kommen die Pläne der Brüsseler Verkehrsverwaltung relativ gut an. Die Anbieter scheinen zufrieden damit, dass ihre Roller nicht wie in Paris komplett aus Brüssel verschwinden sollen. Das sei auch im Sinne der Gesellschaft, sagt zumindest Sylvain Niset, Geschäftsführer des belgischen Leih-E-Roller-Anbieters Poppy. "In einer Welt", führt er aus, "in der die Nutzung eines privaten Pkw immer seltener werden wird, muss man Alternativen finden. Die öffentliche Hand spielt dabei eine wichtige Rolle mit einem besseren Angebot im öffentlichen Nahverkehr. Aber der öffentliche Nahverkehr wird nicht alles lösen können."
Kay Wagner