Die Partei will den Politikern den Spiegel vorhalten. Sie nennt sich "Blanco". Vom gewählten Namen lässt sich ableiten, um welche Zielgruppe es geht, nämlich um sogenannte Blanco-Wähler beziehungsweise Weißwähler. Das sind Menschen, die zur Wahl gehen, aber dann einfach aus verschiedenen Gründen kein Kreuzchen machen. Und diese Wähler werden tatsächlich immer mehr. Eine halbe Million waren es bei der letzten Belgien-Wahl.
Die Weißwähler sind durch das Weglassen der Kreuzchen am Ende nicht repräsentiert. Denn im Parlament werden ja alle Sitze verteilt, kein Platz bleibt leer. Das soll sich aber ändern. Die "Blanco"-Parteistrategen erhoffen sich, dass potentielle Weißwähler bei der nächsten Wahl ein Kreuzchen bei ihrer Partei machen. Die würde dann bei genug Stimmen ins Parlament einziehen. Falls das der Fall sein sollte, würden die Sitze aber leer bleiben. So möchte man den Abgeordneten zeigen: "Seht her, es gibt einige Menschen, die sich nicht mehr repräsentiert fühlen und die auch nicht repräsentiert werden". Hier geht es also um den Effekt.
Ansonsten will die Partei nichts erreichen. Ihr Ziel ist es gewissermaßen, sich abzuschaffen. Denn die Möglichkeit, einen leeren Sitz zu wählen, soll ins Wahlrecht aufgenommen werden. Und dann wäre die Partei wieder überflüssig. Das ist auch der einzige Programmpunkt von "Blanco". Ansonsten sollen sich mögliche Parlamentarier bei allem enthalten. Die Partei will so auch eine Alternative zu den extrem linken und extrem rechten Parteien sein. Die erfreuen sich nämlich immer größerer Beliebtheit in den Umfragen.
Hinter "Blanco" stecken zwei Belgier mittleren Alters aus Londerzeel und Mechelen. Die beiden haben sich über Twitter kennengelernt. Dort hatte einer der beiden für diese Idee geworben. Und in ihrem eigenen Umfeld merkten sie dann, dass selbst politikinteressierte Freunde für die extremen Parteien stimmen wollten. Und genau hier setzen die beiden an. Die Partei braucht allerdings noch ein paar Mitglieder, um belgienweit antreten zu können. Die beiden Wortführer sind aber zuversichtlich, dass ab den nächsten Wahlen die ersten Sitze im föderalen Parlament leer bleiben.
destandaard/gva/hln/ale
Eine Partei, die für nichts steht, gewählt von Wählern, die nichts wollen. Belgien ist definitiv das Land des Surrealismus. Oder gar Nihilismus?
Ob man mit Gleichgültigkeit die Dinge zum Besseren wenden kann, darf wohl angezweifelt werden...
Wir brauchen weniger Parteien, nicht mehr. Wenn 7 von 10 der Politik misstrauen, dann gibt es nur eine Lösung : direkte Demokratie nach Schweizer Vorbild. Die Menschen wollen gefragt werden, und nicht bevormundet werden. Die Parteien aller Couleur haben versagt. Kriegen es nicht fertig, zu überzeugen.