Samstagabend gegen 20 Uhr war es so weit: Die potenzielle Regierungskrise in der Französischen Gemeinschaft war offiziell abgewendet. Und damit war auch das verbissene Armdrücken zwischen liberaler MR und sozialistischer PS vorbei – zumindest, bis sich ein neuer Zankapfel findet. Worauf hat sich die Politik also letztlich verständigt?
Zunächst einmal darauf, dass künftig auch die Universität Mons einen vollständigen Masterstudiengang in Medizin anbieten darf, sprich, dass Studenten ihr komplettes Studium in Mons absolvieren können. Bisher mussten sie nach ihrem Bachelor für ihren Master entweder nach Brüssel oder Lüttich wechseln.
Der neue Studiengang in Mons wird in Partnerschaft mit der frankophonen Freien Universität Brüssel, ULB, durchgeführt. Mons wird damit zur zweiten Option für einen Master in Medizin in der Französischen Gemeinschaft – neben Namur, wo ein solches Studium in Zusammenarbeit mit der UCLouvain angeboten wird.
Die Universität Mons sei zufrieden, reagierte Rektor Philippe Dubois gegenüber der RTBF. Das Gleiche gelte für die Partner von der ULB und auch für die örtliche Bevölkerung. Denn er sei überzeugt, dass sie vom neuen Master in Mons profitieren werde.
Bekämpfung des Ärztemangels
Damit ist vor allem gemeint, dass Befürworter des neuen Studiengangs nicht müde werden zu betonen, dass der zur Bekämpfung des Ärztemangels beitragen wird. Denn gerade im Hennegau ist der Mangel an Allgemein- und Fachmedizinern ja besonders groß. Ob diese Rechnung tatsächlich aufgehen wird oder nicht, wird indes nur die Zukunft zeigen können.
Was derweil aber sicher ist, ist, dass der neue Master mit einem Preisschild kommt für die Universität. Denn wie bei jedem Kompromiss müssen hinterher alle Beteiligten irgendeine Trophäe vorweisen können. Für die PS ist das der neue Master, womit kann sich also die MR schmücken?
Sie sei sehr glücklich, dass die MR ihre Priorität habe durchsetzen können, nämlich, dass vernünftig mit dem Geld des Steuerzahlers umgegangen werden müsse, so die für das Hochschulwesen zuständige MR-Ministerin Valérie Glatigny.
Die MR habe eine Überfinanzierung der Medizinstudenten in Mons auf Kosten der Studenten anderer Universitäten befürchtet. Aber man habe sich auf strikte Auflagen geeinigt, um das zu verhindern, hob Glatigny hervor.
Auflagen
Heißt konkret: Die Universität Mons wird Mehrkosten für den neuen Studiengang in Höhe von 420.000 bis 450.000 Euro bezogen auf drei Jahre selbst tragen müssen. Laut Angaben von Rektor Dubois sollen diese Kosten aber zumindest zum Teil durch finanzielle Unterstützung aus der Wirtschaft und von Bürgern ausgeglichen werden.
Zweite Auflage: Nach fünf Jahren müssen sich die beiden Medizin-Master in Mons und Namur einer unabhängigen Evaluierung unterziehen. Dabei soll unter anderem untersucht werden, ob ein Zusammenhang zwischen den neuen Studiengängen und der Entwicklung des Ärztemangels hergestellt werden kann.
Dritte Auflage: Die Universität Mons muss formell auf ein eigenes Universitätskrankenhaus verzichten. Denn so ein Unterfangen würde die Französische Gemeinschaft geschätzt drei bis vier Millionen Euro pro Jahr kosten. Sollte die Uni Mons sich nicht daran halten, droht eine sofortige Unterbrechung des Medizin-Masterstudiengangs.
Man habe aber ohnehin nie vorgehabt, sich mit einem anderen Universitätskrankenhaus als dem der ULB zusammenzutun oder gar ein eigenes zu eröffnen, versichert Rektor Dubois. Das sei schon aus Kostengründen ausgeschlossen gewesen. Und hätte obendrein für böses Blut mit den Partnern von der ULB gesorgt.
Last but not least hat sich die Mehrheit auch noch auf eine weitere Maßnahme geeinigt, nämlich auf ein Moratorium auf neue Habilitationen bis zum Ende der Legislatur. Was vereinfacht gesagt bedeutet: Bis dahin dürfen keine neuen Studiengänge mehr dazu kommen.
Nach Ablauf dieses Moratoriums sollen die Universitäten neue Studiengänge die ersten drei Jahre lang auch komplett aus eigener Tasche finanzieren müssen, um verantwortungsvolle Entscheidungen sicherzustellen
Boris Schmidt