Das Föderale Fachzentrum für Gesundheitspflege (KCE) hat eine neue Studie vorgelegt zur Behandlung von Brustkrebs in Belgien. Dabei schockiert besonders ein Befund: Patientinnen, die sich nicht in einer staatlich anerkannten Fachklinik für Brustkrebs behandeln lassen, haben eine um 30 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, an ihrer Erkrankung zu sterben. Deshalb hat der föderale Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke (Vooruit) angekündigt, dass die Kosten für Brustkrebsbehandlungen in nicht-anerkannten Kliniken nicht mehr zurückerstattet werden sollen.
Der Königliche Beschluss, um medizinische Einrichtungen staatlich anzuerkennen als Fachkliniken zur Behandlung von Brustkrebs stammt schon aus dem Jahr 2007. Mittlerweile gibt es landesweit 72 anerkannte Behandlungszentren. Davon 51 sogenannte koordinierende Kliniken, beim Rest handelt es sich um Satellitenkliniken. Der Unterschied liegt in den behandelten neuen Fällen pro Jahr, die für die Anerkennung notwendig sind.
Krebsvereinigungen hatten schon länger Alarm geschlagen. Auch das sei ein Grund gewesen für die neue Studie, erklärte Gesundheitsminister Vandenbroucke im Interview mit Radio Eén. Man habe endlich einen Überblick darüber haben wollen, wie erfolgreich die Behandlungen der verschiedenen Krankenhäuser eigentlich seien. Denn hier gehe es schließlich um Leben oder Tod. Brustkrebs ist in Belgien die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Jede siebte Frau bekommt im Laufe ihres Lebens die Diagnose.
Patientinnen und natürlich auch Patienten, denn auch Männer können Brustkrebs bekommen, müssten immer das Recht auf eine bestmögliche Behandlung haben. Man könne aber nicht erwarten, dass sie sich in einer so schwierigen Situation und als Laien mit den qualitativen Unterschieden zwischen verschiedenen Krankenhäusern auseinandersetzten.
Vandenbroucke: Systemfehler
Es seien logischerweise die zuerst behandelnden Ärzte, die immer eine sehr große Rolle bei der Wahl des Krankenhauses spielten. Deswegen sei es in einem ersten Schritt auch enorm wichtig, dass sie die Menschen an die geeignetsten Behandlungszentren verwiesen. Deswegen gebe es ja auch die offiziellen Listen. Dafür, dass dies aber offenbar in zu vielen Fällen nicht geschehen ist, will Vandenbroucke aber keinen bösen Willen unterstellen. Es handele sich vielmehr um einen Systemfehler. Manche Ärzte hätten sich einfach nicht ausführlich mit der Problematik anerkannter Kliniken befasst – oder seien von der Selbstdarstellung beziehungsweise Eigenwerbung nicht-anerkannter Krankenhäuser in die Irre geführt worden.
Denn genau die sei ein großes Problem. Oft erweckten Krankenhäuser fälschlicherweise den Eindruck, ein staatlich anerkanntes Behandlungszentrum zu sein. Damit müsse nun Schluss sein. Außerdem rufe er auch die Ärzte eindringlich dazu auf, die verfügbaren Listen mit anerkannten Fachkliniken tatsächlich zu nutzen, um ihren Patienten die bestmöglichen Überlebenschancen zu geben.
Reformen geplant
Der Gesundheitsminister will unmittelbar veranlassen, dass diese Kosten bei nicht-anerkannten Krankenhäusern nicht mehr zurückerstattet würden. Aber damit nicht genug: Vandenbroucke nimmt auch die staatlich anerkannten sogenannten Satellitenkrankenhäuser ins Visier. Durch ihre niedrigere Anzahl an behandelten Brustkrebsfällen sammelten diese zu wenig Expertise an. Deswegen sollten nur noch echte, koordinierende Behandlungszentren mit nachgewiesenermaßen mindestens 125 gestellten Diagnosen pro Jahr Behandlungspläne erstellen und chirurgische Eingriffe durchführen. Die Satellitenkrankenhäuser könnten aber natürlich weiter eine Rolle spielen bei darauffolgenden Behandlungsschritten, etwa bei Chemotherapien.
Der Gesundheitsminister denkt auch schon weiter. Für andere Krebsarten seien entsprechende Prozesse zur Bündelung von Fachkenntnissen und Behandlungsexpertise bereits in Gang gesetzt worden, bei anderen Varianten, etwa Krebs bei Kindern, denke man ebenfalls bereits intensiv darüber nach, so Vandenbroucke.
Provinz Luxemburg
Mehrere frankophone Abgeordnete in der Kammer haben sich besorgt über die geographische Aufteilung zugelassener Kliniken in Belgien geäußert. Je mehr es Richtung Süden des Landes gehe, je weniger Einrichtungen seien vorhanden, so Abgeordnete von Les Engagés, PS und Ecolo. In der Provinz Luxemburg gebe es gar keine anerkannte Klinik.
Boris Schmidt
Das ist mal wieder typisch 'korrupte klientel Politik'. Teile und herrsche...
Warum die Erfahrung und Fachwissen nicht an alle Krankenhäuser gratis weiterreichen, damit alle diesen hohen Versorgungsqualität den Krebspatienntinnen anbieten können ? Wenn die so lokal versorgt werden können, ist ja nicht nur gesünder für die Patientinnen, sondern auch für Umwelt und Co. ..aber dafür müsste man die Refinanzierung der kaputtgesparten Krankenhäuser neu überdenken, nicht wahr ?