Es fängt mit der Begründung an, mit der die Mutter ihre Tat rechtfertigte: Es sei lediglich ein pädagogischer Klaps gewesen. Mal abgesehen davon, dass es nicht bei dem "Klaps" geblieben war. Sie hatte ihrem Sohn auch noch ein Buch nachgeworfen.
Was genau soll das eigentlich sein, ein pädagogischer Klaps? Ist das ein besonders sinnvoller Klaps, weil Kinder dadurch etwas lernen und tut er deshalb weniger weh? Der Erziehungswissenschaftler Philippe Noens vom Forschungszentrum für Familienwissenschaften in Brüssel hat dazu eine klare Meinung: Den pädagogischen Klaps gibt es nicht. Vom Klaps auf den Po bis zum Schlag ins Gesicht gehört alles in den Bereich der körperlichen Züchtigung.
Eltern schlagen aus einem Gefühl der Ohnmacht, wenn sie die Selbstbeherrschung verlieren. Das heißt nicht, dass sie ihre Kinder in dem Moment auch wirklich verletzen wollen - aber pädagogisch sinnvoll ist das nicht.
Ohrfeige als Körperverletzung gewertet
Der Richter ist der Argumentation der Mutter gar nicht erst gefolgt. Er wertete die Ohrfeige schlicht als Körperverletzung und hat diese ungewöhnlich harte Bestrafung verhängt. Vier Monate Haft, 400 Euro Geldstrafe und sie muss ihrem Sohn einen symbolischen Euro Entschädigung zahlen. Vor allem letzteres zeigt, dass es hier vor allem um Symbolik geht. Man darf davon ausgehen, dass die Gefängnisstrafe zur Bewährung ausgesetzt wird.
In Belgien ist es grundsätzlich nicht verboten, die eigenen Kinder zu schlagen als erzieherische Maßnahme. Belgien zählt zu den Ländern, die das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung noch nicht gesetzlich verankert haben. In Schweden ist das bereits seit 1979 der Fall und in Deutschland immerhin schon seit 2000. Da dürfen Eltern ihre Kinder nicht mehr schlagen, auch nicht ein kleines bisschen und auch nicht aus erzieherischen Gründen.
Aufmerksamkeit schaffen
Erziehungswissenschaftler kämpfen dafür, dass auch in Belgien das Recht auf gewaltfreie Erziehung gesetzlich vorgeschrieben wird, aber der gesellschaftliche Rückhalt ist noch nicht so ausgeprägt. Eine großangelegte Studie hat kürzlich ergeben, dass gut die Hälfte aller Kinder ihren ersten Klaps bekommen, bevor sie das erste Lebensjahr vollendet haben. Etwa 40 Prozent der befragten Eltern geben an, dass sie einen Klaps für eine sinnvolle Bestrafung halten.
Es ist nicht so, dass per Gesetz jede Ohrfeige geahndet wird und Eltern massenhaft vor Gericht stehen. In erster Linie würde von so einem Gesetz eine Signalwirkung an unsere Gesellschaft ausgehen, dass wir Gewalt in der Erziehung ablehnen, sagt Philippe Noens. "In unserem Alltag ist Gewalt auch sonst tabuisiert, wir schlagen unsere Eltern nicht und auch nicht unsere Partner - warum also sollten wir unsere Kinder schlagen?" Philippe Noens nennt hier noch einen Vorteil: Durch ein Gesetz gehen die Menschen aufmerksamer mit dem Thema Gewalt gegen Kinder um.
vrt/sh/sr
Es hängt immer von der Situation ab.
Es gibt auch Situationen wo Kinder Eltern schlagen oder angreifen und dann gibt es auch erst einige Gespräche bevor Haftstrafen verteilt werden.
In einem Land, wo es gesetzlich nicht verboten ist, die schwächsten der Gesellschaft körperlich zu bestrafen, zeigt von einer unglaublichen Rückständigkeit.