Menschen, die ein paar Sekunden lang auf eine oft verfremdete Musik tanzen und dabei viel Spaß haben - das hat Tiktok populär gemacht. Vor allem in der Corona-Zeit waren die oft lustigen Videos für viele eine willkommene Abwechslung. Das hat wohl mit dafür gesorgt, dass die Smartphone-App einen fulminanten Aufstieg hingelegt hat.
Weltweit ist Tiktok erst seit 2018 aktiv. Schon drei Jahre später, im September 2021, gab der Konzern bekannt, dass man die Marke von einer Milliarde Nutzer geknackt habe. Jetzt wird die Zahl der aktiven User auf 1,7 Milliarden geschätzt.
Da gibt es nur ein Problem - zumindest aus Sicht der Amerikaner und Europäer: ByteDance, der Mutterkonzern von Tiktok, ist chinesisch. Und chinesische Tech-Betriebe stehen inzwischen fast schon unter Generalverdacht, sagte in der RTBF Professor Axel Legay von der Katholischen Universität Neu-Löwen, Experte für Cybersicherheit. "Ob nun eine chinesische App oder chinesisches IT-Material, da steht immer schnell ein Spionage-Verdacht im Raum. Und der ist in der Regel auch schwer zu widerlegen. Denn jeder weiß, dass alle Unternehmen in China letztlich mit der Zentralregierung in Peking kooperieren müssen."
Das ist umso problematischer bei einem Unternehmen wie Tiktok, sagt der Experte. Denn Tiktok ist längst kein reines Videoportal mehr, es bietet zusätzlich Funktionen eines klassischen sozialen Netzwerks. Und da sprechen wir natürlich von einer ganzen Menge an persönlichen Daten. Das kann weit gehen, sagt Professor Axel Legay.
Hier geht es nicht nur um Informationen wie Name, Vorname oder Telefonnummer, sondern auch persönliche Fotos oder Kontakte bis hin zu Bankinformationen. Genug jedenfalls, um sich ein ziemlich genaues Bild einer Person zu machen.
Jetzt könnte man einwenden, dass in Europa doch strenge Regeln gelten. Spätestens seit 2018, als die neue, sehr detaillierte EU-Datenschutzgrundverordnung in Kraft getreten ist. "Genau das wird man ihnen auch bei Tiktok sagen", erwidert Professor Legay. "Denn wie auch einige amerikanische Internetkonzerne speichert Tiktok seine Daten in Irland. Nur wissen wir eben, dass Mitarbeiter von US-Firmen durchaus auch von außerhalb der EU auf diese Daten zugreifen können. Das wird einfach transferiert. Und was die Amerikaner können, das können die Chinesen auch."
Dagegen kann man nach wie vor nur sehr schwer vorgehen, weil es keine internationale Gerichtsbarkeit gibt, die hier aktiv werden kann. "Und dann sind wir irgendwann unweigerlich bei der Geopolitik", sagt der Cyberexperte von der Uni Neu-Löwen.
China positioniert sich ja immer unverhohlener als Gegenentwurf zu den westlichen Demokratien. "Und wenn die Chinesen auf Teufel komm heraus Daten westlicher Nutzer speichern, dann wird das den westlichen Staaten irgendwann unheimlich. Und dann muss man auch mal Einhalt gebieten."
Gerade in den letzten Tagen scheint man einen Gang höher geschaltet zu haben. Fast zeitgleich haben die Behörden in den USA und Kanada und auch die EU-Institutionen ihre Mitarbeiter aufgefordert, Tiktok auf beruflich genutzten Geräten nicht mehr zu verwenden bzw. ganz zu löschen. Vor allem in den USA denkt man sogar darüber nach, auch dem breiten Publikum die Nutzung von Tiktok zu verbieten oder zumindest deutlich zu erschweren.
"Das ist nicht einfach, aber nichtsdestotrotz technisch möglich", glaubt Cyberexperte Axel Legay. "Wobei: Die Amerikaner haben Facebook, Youtube oder Instagram, in Europa gibt es keine vergleichbaren Plattformen. Wir können unsere Nutzer also nur an US-Konzerne verweisen. Nun gut, mit denen kann man zumindest noch reden. Aber ich bin doch der Ansicht, dass man Smartphone-Apps, die die Privatsphäre verletzen, verbieten sollte", sagt Professor Legay. Ob Tiktok dazu gehört oder nicht, darüber wird man sich irgendwann aussprechen müssen.
Roger Pint
sind unsere Unternehmen nicht mit einer Zusammenarbeit mit dem Staat verpflichtet?
Glauben wir Europäer denn ernsthaft, wir würden von unserem Staat nicht ausspioniert?
Alexa, Amazon, Google, Facebook, ....lesen, hören doch auch ständig zu!
Wenn ich mich weigere, WhatsApp oder andere Social Media zu benutzen, um bequem kommunizieren zu können, erhalte ich ständig die Antwort: ich hab nichts zu verbergen. Aber darum geht es nicht. Ich akzpetiere KEIN EINZIGES Medium, welches mehr als meinen Namen und e-mail-Adresse haben will, Das bedeutet nicht, dass man nichts über mich rausbekommt im Netz, aber es hält sich in Grenzen und man kann meine Daten nicht direkt nutzen, weil zu irrelevant.