Mathilde Marie Christine Ghislaine d'Udekem d'Acoz ist am 20. Januar 1973 in der Brüsseler Stadtgemeinde Uccle geboren als älteste Tochter adeliger Eltern. Väterlicherseits stammt sie aus einem alten belgischen Adelsgeschlecht, mütterlicherseits kann sie auf blaublütige polnische und litauische Vorfahren verweisen. Aufgewachsen ist Mathilde allerdings mit ihren Eltern und vier Geschwistern in der Provinz Luxemburg, im Schloss von Losange in Villers-la-Bonne-Eau, einem Ortsteil von Bastogne. In Bastogne besuchte sie auch die Grundschule, bevor sie für den Rest ihrer schulischen Laufbahn nach Brüssel wechselte. Sie sei ein ordentliches, fleißiges und eher stilles Kind gewesen, wird berichtet – aber eins, das sich schon damals durchzusetzen wusste…
Studienwahl unterstreicht soziale Ader
Nach der Schule studierte Mathilde Logopädie und Psychologie – eine vielleicht bezeichnende Wahl, angesichts ihres späteren breiten sozialen Engagements als Prinzessin und Königin. Ab 1995 arbeitete Mathilde auch als Logopädin in Brüssel – sowohl in einer Praxis als auch in Schulen. Es bereite ihr so viel Freude, Menschen begleiten und ihnen helfen zu können, erklärte Mathilde später, dass sie wohl weiter im sozialen Bereich gearbeitet hätte – ja, wenn sie eben nicht die siebte Königin der Belgier geworden wäre.
Unterwegs mit Rucksack - Engagement für Arme
Nebenher bereiste Mathilde, die übrigens neben Niederländisch, Französisch und Englisch auch noch Italienisch und Spanisch spricht, die Welt. Sie war dabei oft als Rucksacktouristin unterwegs und besuchte unter anderem Indien, Nepal, China, Syrien und diverse Länder Süd- und Mittelamerikas und wohnte sogar für drei Monate in Washington in den Vereinigten Staaten. In dieser Zeit war Mathilde aber auch weiterhin sozial tätig, etwa als Freiwillige in den Elendsvierteln von Kairo und beim Lourdes-Krankendienst der Malteser.
Geheime Beziehung zu Prinz Philippe
Auf dem Radar der Öffentlichkeit erschien Mathilde dann 1996. Wobei das eigentlich falsch ausgedrückt ist, denn um diese Zeit lernten sie und der damalige Prinz und Thronfolger Philippe sich zwar kennen und lieben, schafften es aber, das gut drei Jahre lang vor den Medien geheim zu halten. Darüber wie und wo sie sich genau kennenlernten, schweigt das Königspaar übrigens bis heute eisern: Man müsse ja schließlich auch noch etwas für sich behalten, so Philippe am 10. September 1999, als die Katze endlich aus dem Sack gelassen wurde, also der Palast die Verlobung der beiden offiziell bekanntgab und Mathilde der Weltöffentlichkeit präsentierte.
Eines wollte der Thronfolger aber doch sofort unmissverständlich klarstellen: Von einer irgendwie arrangierten Hochzeit könne keine Rede sein. Niemand habe ihm Mathilde vorgestellt. Er habe sie von Weitem gesehen und sie daraufhin angesprochen und kennengelernt, so Philippe.
"Mathilde-Effekt" erfasst das ganze Land
Nicht ganz drei Monate später, am 4. Dezember 1999, war es dann auch schon so weit, Mathilde und Philippe gaben sich zunächst standesamtlich im Rathaus der Stadt Brüssel das Ja-Wort – erst er, dann sie, unterbrochen vom aufbrausenden Jubel der draußen wartenden Menschenmenge. Im Anschluss folgte dann natürlich noch die kirchliche Traumhochzeit in der Kathedrale St. Michael und St. Gudula, die in die ganze Welt übertragen wurde.
Was folgte, wird oft als der "Mathilde-Effekt" beschrieben: die frischgebackene Prinzessin schaffte es mit ihrem Charme, das ganze Land zu begeistern, insbesondere den bis dahin eher kritischen Norden. Philippe habe gar keine bessere Partnerin finden können, so die Meinung verschiedener Königshaus-Experten: Eine hochintelligente Frau adeliger Herkunft mit einem blütenweißen Lebenslauf, frankophon, aber in eine flämische Familie hineingeboren, in Brüssel studiert und gewohnt – selbst gemeinschaftspolitisch also quasi eine perfekte Wahl.
Königliches "Team" macht Monarchie erfolgreich
Noch viel wichtiger war aber eine andere Qualität Mathildes: Sie schaffte es nicht nur, die Beliebtheit Philippes bei den Belgiern massiv zu steigern und ihm vier Kinder zu schenken - sondern auch, dem oft kritisierten und unsicher scheinenden Thronfolger das notwendige Selbstvertrauen zu geben, um 2013 die Nachfolge seines Vaters Albert II. als König anzutreten.
Und auch wenn es natürlich nur ein Staatsoberhaupt gibt, so sprechen viele Beobachter seitdem doch oft von einem königlichen "Team", das die belgische Monarchie zu so einer Erfolgsgeschichte gemacht hat. L'union fait la force, Einigkeit macht stark, scheint nicht nur der Wahlspruch Belgiens zu sein, sondern auch der von Philippe und Mathilde – sei es bei ihren offiziellen Pflichten und Aufgaben oder im Privaten…
Boris Schmidt