Noch ist er nirgends zu sehen auf der Brüsseler Automesse: der vollelektrische Kleinwagen für mehr als zwei Personen zu einem erschwinglichen Preis. Die wirkliche E-Alternative zu einem Polo, Clio, C3 und Co. mit Verbrennungsmotor.
Frage warum? "Wir arbeiten daran", sagt auf dem Stand des südkoreanischen Herstellers Kia Belgien-Chef Olivier Gelas. "Zurzeit haben wir tatsächlich noch kein E-Auto für 20.000 Euro. Aber wir arbeiten mit Nachdruck daran und in zwei Jahren sollten wir uns über das Thema noch einmal unterhalten."
Das fasst ziemlich gut zusammen, was man auch bei anderen Herstellern zu hören bekommt. Noch ein bisschen Geduld, aber in absehbarer Zeit werden sie kommen, die E-Autos für 20.000 Euro und billiger.
Für VW sagt Pressesprecher Jean-Marc Ponteville: "In den kommenden Jahren werden wir natürlich auch billigere und kleinere Autos anbieten mit einer Reihe von Diensten, um Mobilität zugänglich zu machen für jeden".
Innovation zuerst bei teuren Modellen
Und beim französischen Autohersteller Renault, der mit Kleinwagen traditionell sehr erfolgreich ist, verweist Pressesprecherin Régine Bartholomé ebenfalls auf die nicht sehr weit entfernte Zukunft. Beim Gespräch mit dem BRF zeigt sie auf den Prototyp des Renault 5, der auf der Messe zu sehen ist und sagt: "Der Prototyp vom R5 verdeutlicht die Bemühungen von Renault, ein preislich erschwingliches E-Auto zu bauen. Das wird das kleine Stadtauto sein, das 2024 auf den Markt kommen soll. Wobei ich über den Preis noch nichts sagen kann, weil ich ihn selbst noch nicht kenne".
Warum es diese Autos für das kleine Budget jetzt noch nicht gibt, begründet VW-Sprecher Jean-Marc Ponteville wie folgt: 'Wir beginnen gerade erst mit der Elektromobilität. Wir starten mit einer Transition. Und wie immer beginnt die Transition mit dem Top-Niveau des Marktes. Danach werden wird auch billigere Autos machen können".
Ähnlich die Antwort von Jeroen Lissens für BMW: "Wie die meisten Innovationen in der Autoindustrie kommt die Innovation zumeist zuerst bei den teureren Modellen. Und später steht sie auch zur Verfügung in anderen Modellen".
Preiswerte E-Autos in China
In China allerdings fahren schon voll elektrische Kleinwagen herum, die deutlich preiswerter sind, als die E-Autos in Europa. Warum gibt es diese Autos noch nicht auf dem europäischen Markt zu kaufen? Ignace Laenen, der mit seinem Unternehmen One Automotive Autos von gleich mehreren chinesischen Automarken in Belgien verkauft, sagt dazu: "Die Schwierigkeit ist auch, dass die Chinesen sehr vorsichtig sind. Sie wollen vor allem gute Qualität nach Europa bringen. Deswegen können sie nicht jedes Auto nach Europa bringen".
Sprich: Die Chinesen wollen etwas für ihren Ruf tun. Weg vom Image der Billigprodukte, die nichts taugen. Hin zum Beweis: Auch wir können Qualität. Und das lässt sich zurzeit wohl nur in höher gelegenen Preissegmenten zeigen.
Etwas anders fällt die Antwort des Vertreters der chinesischen Marke BYD aus. "Priorität wird zurzeit den Segmenten gegeben, wo aktuell viel Umsatz in Europa gemacht werden kann", sagt Benelux-Chef Emrah Sarisoy. "Und dann wird man Schritt für Schritt auch die anderen Segmente bedienen."
Und Umsatz mit E-Autos wird aktuell tatsächlich fast nur in höheren Preissegmenten gemacht. Rund 90 Prozent der E-Autos in Belgien werden zurzeit an Unternehmen als Firmenwagen oder an Leasingunternehmen verkauft. Was wiederum am Preis liegen mag.
Immerhin: Licht am Horizont ist versprochen. Vielleicht gibt es schon auf der nächsten Brüsseler Automesse die ersten E-Auto Modelle für 20.000 Euro oder weniger zu sehen. Und der erste chinesische Kleinwagen zu einem mehr oder weniger erschwinglichen Preis ist sogar schon für dieses Jahr angekündigt, wie China-Importeur Ignace Laenen sagt: "Wir haben ein Elektroauto, das weniger als 25.000 Euro kostet, in diesem Jahr ab September/Oktober im Angebot".
Kay Wagner