Szenen aus der Neujahrsnacht: Krawallmacher blasen zum Angriff auf Polizisten und Rettungskräfte. Da wird regelrecht scharf geschossen. Die meist jungen Männer feuern Silvesterböller und Feuerwerksraketen auf die Vertreter der öffentlichen Hand ab.
In der Brüsseler Stadtgemeinde Saint-Gilles kommt es zu einem besonders vielsagenden Zwischenfall. Ein Mann war im Partytrubel vom Balkon gefallen; vier Stockwerke in die Tiefe. Das Sanitätsteam, das am Unglücksort versucht, den Mann wiederzubeleben, wird mit Feuerwerkskörpern quasi bombardiert. Am Ende habe der leitende Notarzt nicht mal der Familie den Tod des jungen Mannes mitteilen können, weil der Beschuss so heftig wurde, dass man um Leib und Leben fürchten musste, heißt es in einer schriftlichen Zeugenaussage.
"Hier wurde ganz klar eine letzte Grenze überschritten", sagte in der RTBF Thierry Belin von der Polizeigewerkschaft SNPS. "Diese überbordende Gewalt muss jetzt eingedämmt werden. Denn, wo soll das ansonsten noch hinführen?"
Und auch bei den Rettungskräften liegen die Nerven blank. Einige von ihnen haben am Dienstag in der Zeitung Het Nieuwsblad ihrem Ärger und vor allem ihrem Frust Luft gemacht. "Früher hatte ich Angst, bei einem Brand mein Leben zu verlieren, jetzt muss ich befürchten, von einem Pflasterstein oder einer Feuerwerksrakete am Kopf getroffen zu werden", zitiert das Blatt den Feuerwehrmann Eric Labourdette. "Eigentlich sind wir die Retter", sagt ein wütender Eric Labourdette auch in der VRT. "Retter, die jetzt in Gefahr sind."
Und es ist nicht nur der Frust der Silvesternacht, der da aus dem Feuerwehrmann spricht. Schon seit Jahren schlägt den Rettungsdiensten immer häufiger Gewalt entgegen. Eric Labourdette weiß, wovon er spricht; er ist schon seit 35 Jahren bei der Brüsseler Feuerwehr. "Früher wurden wir vielleicht mal angespuckt, mussten wir uns blöde Bemerkungen anhören, oder wurden auch mal angerempelt. Jetzt werden wir mit Böllern oder Pflastersteinen beworfen, manchmal auch mit Gartenmöbeln oder Einkaufswagen. Gewisse Leute haben schon Molotowcocktails gebastelt, um sie auf uns zu werfen."
Dieses Phänomen wird durch die Statistiken bestätigt. 2012 wurden noch rund 190 gewaltsame Übergriffe auf medizinisches Personal registriert, im vergangenen Jahr dürfte diese Zahl nach einer Hochrechnung wohl doppelt so hoch gelegen haben. Die endgültigen Zahlen liegen noch nicht vor. "Mal zwei" also innerhalb von gerade mal zehn Jahren.
Auch ohne Zahlen konnte man das fast schon ahnen. Inzwischen kommt es in der Hauptstadt in trauriger Regelmäßigkeit zu Ausschreitungen: Bei Corona-Protesten ebenso wie bei Siegesfeiern nach einem gewonnen Fußballmatch. Jüngstes Beispiel waren die Krawalle nach den Spielen der marokkanischen Nationalmannschaft bei der Fußball-WM.
Und manche warten gar nicht mehr auf irgendeinen Anlass, sagt Feuerwehrmann Eric Labourdette. Vielmehr werden solche Zwischenfälle inzwischen sogar gezielt heraufbeschworen. Es kommt immer mal wieder vor, dass Krawallmacher in gewissen Vierteln absichtlich Feuer legen, um uns in einen Hinterhalt zu locken und dann anzugreifen.
"So kann das doch nicht weitergehen", sagt Labourdette und spricht da wohl für alle seine Kolleginnen und Kollegen. Vor etwas mehr als einem Monat waren es die Polizeibeamten, die auf die Straße gegangen waren, um nach dem Mord an einem ihrer Kollegen für eine Politik der Nulltoleranz zu demonstrieren. Bald werden wohl die Mitglieder der Rettungsdienste diesem Beispiel folgen
Die liberale Gewerkschaft SLFP ruft für den 27. Januar zum Streik auf. Kernforderung: Gegen Krawallmacher, die sich gezielt an Vertretern der Ordnungs- oder Rettungsdienste vergreifen, müsse knallhart durchgegriffen werden. Und, ja, einige von denen müsste man auch mal für eine Weile wegsperren, sagt Eric Labourdette. Damit die sich mal der möglichen Folgen ihrer Aktionen bewusst werden.
Roger Pint
Und täglich grüßt das Murmeltier!
So bedauerlich die Vorfälle auch sind aber dieser Artikel geht diskret am Problem vorbei. Wer es ernst meint sollte Ross und Reiter nennen, die Fakten aufzählen, Farbe bekennen, wer diese "meist jungen Männer" sind und was sie motiviert.
Liebe Rettungskräfte, das Eisen ist viel zu heiß! Da wird sich nichts ändern. Die Justiz wird ein paar Vorzeige- Kriminelle verurteilen und das war es dann!
Ist doch ganz einfach eine Haftstrafe oder alternativ die gleiche Zeit als Hilfskraft in der Altenpflege, Kindergarten, usw arbeiten.
Minimum 1 Jahr, dann lernen sie etwas fürs Leben
Fehlen sie unentschuldigt wird die Haftstrafe verdoppelt und sie fahren direkt ein.
@PETER MERTENS
Wollen Sie wirklich von solchem Pack gepflegt werden ? Oder gar den wenigen verbliebenen echten Pflegekräften zumuten mit solchen zu arbeiten bzw. diese zu beaufsichtigen ?
Herr Mertens, Sie wollen doch nicht im etwa kriminelle Gewalttäter auf Kinder und hilflose alte Menschen loslassen?
Die meisten werden doch nur mitgerissen, nur in der Gruppe sind sie stark.
Einzeln ist es meist kein Problem, und oft lernen sie etwas daraus.
Auch sie haben i.d.R Eltern/ Großeltern.
Und wenn es garnicht funktioniert dann weiss er/ sie ja wohin der Weg führt