Es ist eine vergleichsweise düstere Weihnachtsansprache, die in jedem Fall mit der Tradition der letzten Jahre bricht. Das hat seinen Grund. Das ausklingende Jahr habe uns alle auf eine harte Probe gestellt, sagt König Philippe. Nach der Covid-Krise hoffte man auf eine Rückkehr zur Normalität.
Doch dann brach der Konflikt in der Ukraine aus - "ein grausamer und sinnloser Krieg", wie der König betont. Dieser Konflikt erinnere uns auch an unsere eigene Vergangenheit. "Unsere Vorfahren haben seinerzeit auch für Freiheit und Sicherheit gekämpft, oftmals unter Einsatz ihres Lebens. Heute führen Männer und Frauen in der Ukraine einen mutigen Kampf für die gleichen Ideale. Sie können weiterhin auf unsere Unterstützung zählen."
Hinzu kamen dann noch die Energiekrise und die hohe Inflation, die unseren Wohlstand bedrohen, sagt König Philippe. Und auch die Auswirkungen des Klimawandels geben Anlass zur Sorge. Dennoch gebe es gute Gründe, weiter an die Zukunft zu glauben. Schließlich sei Belgien "ein Land, in dem nach und nach eine ganze Reihe von Unterstützungsmaßnahmen eingeführt wurden, Sicherheitsnetze für die Bedürftigsten. Überall um uns herum sehen wir enorm viel Engagement und Solidarität."
Solidarität etwa mit den ukrainischen Flüchtlingen, die in Belgien Schutz gesucht haben. Außerdem leisteten auch immer mehr Menschen ihren ganz persönlichen Beitrag, um ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern. "Mehr denn je macht jede noch so kleine Handlung einen Unterschied."
König Philippe beendet seine Weihnachtsansprache mit dem Wunsch, dass das neue Jahr uns Frieden bringen möge. "Frieden in der Welt, in Europa, in unserer Gesellschaft - und in unseren Herzen."
Weihnachtsansprache 2022 von König Philippe
"Meine Damen und Herren,
Wir nähern uns dem Ende eines Jahres, das uns alle auf eine harte Probe stellte und unser Leben durcheinander brachte. Nach der Covid-Krise hofften wir auf eine Rückkehr zur Normalität. Doch dann brach der Konflikt in der Ukraine aus, ein grausamer und sinnloser Krieg. Ein Krieg, der das Gesetz des Stärkeren über die Stärke des Gesetzes stellen will.
Diese Gewalt, die so viele unschuldige Opfer fordert, hat uns mitten ins Herz getroffen. Dieser Konflikt erinnert uns an eine Vergangenheit, die wir für immer überwunden glaubten. Unsere Vorfahren kämpften für ihre Freiheit und Sicherheit, oftmals unter Einsatz ihres Lebens. Heute führen Männer und Frauen in der Ukraine einen mutigen Kampf für die gleichen Ideale. Sie können weiterhin auf unsere Unterstützung zählen.
Zu dieser Tragödie kamen noch die Energiekrise und die hohe Inflation, die unseren Wohlstand bedrohen. Viele unserer Mitbürger fragen sich jeden Tag, ob sie ihre Rechnungen für Strom, Heizung und Lebensmittel bezahlen können. Diese Unsicherheit gibt Anlass zu großer Sorge. Das gilt auch für den Klimawandel, dessen Auswirkungen wir bereits in unserem eigenen Land sehen. So erlebte Belgien in diesem Jahr einen beispiellos trockenen Sommer, nach der Sintflut und den Überschwemmungen im Jahr 2021.
All diese Krisen können uns entmutigen und zu Gefühlen der Hilflosigkeit und Angst führen. Wir müssen auf diese Gefühle hören - und jenen, die den Mut verlieren, neue Hoffnung geben. Es gibt keine einfachen Antworten auf die Herausforderungen, vor denen wir stehen. Aber wir werden Antworten finden. Dank unserer Kreativität und unserer Ausdauer.
Es gibt gute Gründe, weiter an die Zukunft zu glauben. Wir in Belgien haben das Glück, in einer demokratischen, soliden Gesellschaft zu leben - auch wenn sie nicht perfekt ist. Ein Land, in dem nach und nach eine ganze Reihe von Unterstützungsmaßnahmen eingeführt wurden, Sicherheitsnetze für die Bedürftigsten.
Überall um uns herum sehen wir enorm viel Engagement und Solidarität. So haben unsere Mitbürger überall im Land spontan ihre Häuser für ukrainische Flüchtlinge geöffnet. Mein herzlicher Dank gilt allen, die sich einsetzen für die Aufnahme von Flüchtlingen und ihre Integration in unsere Gesellschaft. Besonders zu Beginn des Winters und während unser Empfangsnetz unter Druck steht.
Dank auch an all jene, die sich tagtäglich einsetzen für Menschen, die in Armut leben, krank sind, oder die mit Behinderungen leben.
In unserer Gesellschaft gibt es außerdem ein großes Verantwortungsbewusstsein. Ich bin beeindruckt, wie stark es auch bei jungen Menschen ausgeprägt ist.
Viele von uns haben ihr Verhalten bereits angepasst, um ihren Energieverbrauch und ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern.
Schließlich vermittelt uns die Geschichte eine Botschaft des Vertrauens. Sie lehrt uns, dass wir in der Lage sind, selbst die schwersten Krisen zu überwinden - vorausgesetzt, wir tun es gemeinsam. Denn die Bande, die wir miteinander knüpfen, sind unser größter Reichtum.
Mehr denn je macht jede noch so kleine Handlung einen Unterschied. Jede freundliche, wohlwollende Geste, jeder Akt der Fürsorge für den Planeten. Das sollte uns Mut geben und Hoffnung.
Meine Damen und Herren, Die Königin und ich wünschen, dass das neue Jahr uns wieder Frieden bringt. Frieden in der Welt, in Europa, in unserer Gesellschaft - und in unseren Herzen. Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr.
Roger Pint