Die sogenannte Lohnnorm ist de facto eine Deckelung der Gehälter im Privatsektor. Berechnet wird sie auf der Grundlage der Lohnentwicklung in den wichtigsten Nachbarländern. Und im Moment bedeutet das in der Praxis, dass über die Lohn-Index-Bindung hinaus so gut wie keine Gehaltserhöhungen möglich sind.
"Wir wollen Tarifautonomie!", bekräftigte in der VRT Mathieu Verjans von der christlichen Gewerkschaft CSC. "Wir wollen, dass Arbeitgeber und Gewerkschaften - zumindest in den Branchen, in denen es gut läuft - ohne gesetzliche Einschränkungen über die Gehälter verhandeln können."
Für die Arbeitgeber ist die Last demgegenüber jetzt schon zu schwer zu tragen. Durch die automatische Lohn-Index-Bindung sind die Gehälter in den letzten Monaten fast sprunghaft angestiegen. "Und man legt da immer den Fokus auf die einigen wenigen Unternehmen, denen es gut geht", beklagte in der VRT Danny Van Assche, der Chef des flämischen Selbständigenverbandes UNIZO. "Den meisten Betrieben geht es derzeit aber miserabel."
Die Positionen der Sozialpartner sind also diametral entgegengesetzt.
Roger Pint