Wie kann es sein, dass ein den Behörden bekannter radikalisierter Ex-Häftling, der zudem auf der Gefährder-Liste des Anti-Terrorstabs Ocam steht, trotz offensichtlich drohender Gefahr weiter frei herumlaufen kann? Das ist die zentrale Frage.
Der mutmaßliche Täter war am Donnerstagmorgen selbst bei der Polizei vorstellig geworden. Er gab an, in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen werden zu wollen, insbesondere weil er einen unbändigen Hass auf die Polizei verspüre.
Er wurde denn auch von drei Polizisten zum Brüsseler Saint-Luc-Krankenhaus gebracht. Später sei er allerdings aus dem Wartezimmer verschwunden. Hier seien aber keine internen Sicherheitsprotokolle verletzt worden, da der Mann nicht zwangseingewiesen worden sei, sondern aus freien Stücken vorstellig wurde, heißt es in einem Kommuniqué der Klinik.
Außerdem sei man nicht darüber im Bilde gewesen, welche potenzielle Gefahr von dem Mann ausging und man habe auch keinerlei weitere Instruktionen erhalten.
Der Mann sei darüber hinaus zum Zeitpunkt seines Verschwindens nicht mehr von der Polizei bewacht worden. Fakt ist, dass eben dieser Mann einige Stunden später auf zwei Polizisten losging und einen von ihnen tödlich verletzte.
Die Kammerausschüsse für Justiz und Innere Angelegenheiten wollen sich am Montagnachmittag in einer Sondersitzung mit dem Fall beschäftigen. Angehört werden sollen insbesondere Innenministerin Annelies Verlinden und Justizminister Vincent Van Quickenborne.
In Lüttich und Schaerbeek haben sich Freitagabend Polizisten zu einer Gedenkminute versammelt. Sie gedachten ihres Kollegen, der bei dem Messerangriff in Schaerbeek getötet worden war. Der Polizist stammte aus dem Lütticher Raum. Der verletzte Kollege des Toten wird noch im Krankenhaus behandelt.
Roger Pint