Die "Prinzessin-Elisabeth-Insel" ist ein Hightech-Projekt, das entscheidend zur Energieunabhängigkeit des Landes beitragen soll. Es handelt sich um eine künstliche Insel, die rund 50 Kilometer vor der Küste von Ostende im Meer angelegt werden soll. Fünf Hektar groß soll sie sein: 100 mal 500 Meter. Elia, die Betreibergesellschaft der Hochspannungsnetze in Belgien, hat Großes vor.
"Einerseits wird hier der Strom ankommen, der von einem Offshore-Windpark in der nahegelegenen 'Prinzessin-Elisabeth-Zone' produziert werden soll", sagte in der VRT Chris Peeters, der Geschäftsführer von Elia. Dieser Strom wird dann gebündelt und über mehrere Unterseekabel an Land gebracht. Andererseits wird man über diese Insel auch das belgische Netz mit dem anderer Länder verbinden können.
Wie eine riesengroße Mehrfachsteckdose
Die "Prinzessin-Elisabeth-Insel" wird - salopp gesagt - so etwas wie eine überdimensionierte Mehrfachsteckdose sein. Hier kann man zum Beispiel die Kabel der einzelnen Windkraftwerke einstöpseln. Da geht es nicht um ein paar Ampere, sondern mittelfristig um Strommengen vergleichbar mit denen, die aus großen Kraftwerken an Land kommen. Im Moment produzieren die belgischen Offshore-Windkraftwerke schon über zwei Gigawatt Strom. Das entspricht in etwa der Leistung von zwei Kernreaktoren. In der besagten "Prinzessin-Elisabeth-Zone" sollen weitere 3,5 Gigawatt an Kapazität entstehen.
Der Dreh- und Angelpunkt soll die "Prinzessin-Elisabeth-Insel" sein. Hier wird der Strom gebündelt. Das hat den Vorteil, dass nicht viele einzelne Kabel an Land geführt werden müssen, sondern nur ein großes. "In der Praxis werden es schon noch mehrere Starkstromkabel sein", sagt Elia-Geschäftsführer Chris Peeters. Natürlich würden die verschiedenen Verbindungen gedoppelt, damit der Strom auch im Falle eines Problems mit einer Leitung immer fließen kann. So werde das System robuster.
Anbindung an Stromnetze von Nachbarländern
Über diese maritime Stromtrasse kann das belgische Netz an das von Nachbarländern angeschlossen werden. Geplant ist schon eine Anbindung an das britische und auch an das dänische Netz. So kann ein Austausch stattfinden, sagt Chris Peeters. "Wenn bei uns zu wenig Wind weht, dann kann man über diesen Weg Strom importieren". Das Ganze geht natürlich auch in die umgekehrte Richtung.
Im Grunde wird es darauf hinauslaufen, dass die Anrainerstaaten hier einen großen Offshore-Windpark aufbauen. Bis 2050 soll die Nordsee zum größten "grünen Kraftwerk" der Welt werden - angepeilt wird die Produktion von 150 Gigawatt.
Projekt schon im fortgeschrittenen Stadium
Die "Prinzessin-Elisabeth-Insel" ist hierfür ein wichtiger Baustein - schon mittelfristig, denn das Projekt ist keine bloße Zukunftsmusik, sondern jetzt tatsächlich auf den Schienen. Die eigentliche Insel soll bis 2026 fertiggestellt werden. Die elektrischen Installationen und damit auch die Anbindung an die Netze der anderen Länder sollen bis 2030 abgeschlossen sein. Die Kosten werden auf stolze zwei Milliarden Euro veranschlagt. Einen Teil der Finanzierung soll über EU-Fördergelder gestemmt werden.
Ein großes Thema ist auch die Sicherheit - und das nicht erst seit der mutmaßlichen Sabotage der Nord-Stream-Gas-Pipelines in der Ostsee. "Schon jetzt werden die Offshore-Anlagen bewacht", sagte Justizminister Vincent Van Quickenborne, der auch für die Nordsee zuständig ist. Man müsse auf alles vorbereitet sein, von Sabotage bis hin zu einem möglichen Terroranschlag.
Roger Pint
Windstrom von der Nordsee ist kein Ersatz für KKW. Auch auf dem Meer gilt, kein Wind = kein Strom. Zwar sind die Windstunden auf dem Meer zahlreicher, aber längst nicht konstant und genügend. Im Deutschen Stromnetz speisen 7.800 MW offshore ein. Erzeugt wurden damit 2021 26,1 TWh Strom ==> Ausnutzungsgrad von 38 %, sprich 3360 Vollaststunden (*). Versprochen werden übrigens 4500. Das sind 10% weniger als 2020. 10% Schwankung von einem Jahr auf das andere müssen ausgeglichen werden, das wären in dem Fall 2,5 TWh die woher kommen? Aus Gas was man nicht hat oder Kohle und Uran was man abschalten will? Es muss wohl erst das Licht ausgehen bevor vielen ein Licht aufgeht. Mit dem Geld welches Elia da auf dem Meer versenkt sollte man besser neue KKW bauen.
(*) Quelle: Deutsche WINDGUARD Statusbericht 2021
Naja, damit bei den Nullpolern mal "ein Licht ausgeht", müsste zuerst mal überhaupt eins brennen...
Was immer gerne von der Klimaleugnerfraktion ausgeblendet wird, ist dass Windenergie nicht die heiligen glühenden Atomschrottmeiler (und ihren Restabfall, mit dem sich unsere Kindeskindeskindeskinder noch herumschlagen dürfen, falls die dann überhaupt noch einen bewohnbaren Planeten haben) alleine ersetzen sollen, sondern im Verbund mit anderen Stromquellen als Teil des Energiemixes.
"Mit dem Geld welches Elia da auf dem Meer versenkt sollte man besser neue KKW bauen."
Ja, denn mit "Milliarden versenken" kennen die KKW-Bauer sich trefflich aus.
Zur Erinnerung und x-ten Wiederholung:
-Superphénix in Frankreich: Baubeginn 1974, Inbetriebnahme 1985, vom Typ Schneller Brüter, von den Gegenpolern gepriesen, Stilllegung 1997.
Baukosten von 4 auf 26 Milliarden.
-Flamanville3: Baubeginn 2007, Inbetriebnahme geplant 2012, immer wieder verschoben auf ("au mieux") Ende 2023. Kostensteigerung von 3,4 auf (vorläufig) 12,7 Milliarden Euro. Wer zahlt?
-HinkleyPointC: nur möglich dank staatlicher Abnahmegarantie.
-Olkiluoto3 (Finnland): Der Bau und seine ausufernden Kosten, eine Horrorgeschichte, auf Wikipedia detailliert aufgezählt. Der geplante vierte Block: abgesagt.
-Russland? Vom "Zukunftsmodell" BN-1200 hört man nichts mehr. Aber da spielen die Finanzen sowieso keine Rolle.
-Den Hinweis auf die Kosten der Nachrüstung bei den alternden französischen Meiler kann ich mir nicht verkneifen. Makron will das zeitgleich mit dem Neubau von noch nicht mal ausgereiften Reaktortypen und dem "massiven" Ausbau von EE-Anlagen stemmen. Viel Erfolg!
Herr Hezel: Im Verbund womit? Mit Gas was man nicht hat? Oder Kohle sowie Uran die man nicht will? Werden Sie doch einmal konkreter statt immer nur Floskeln zu bringen.....