Wie Betroffene in Merksem in der VRT berichteten, habe es gegen 5 Uhr morgens zunächst zwei Mal laut geknallt, dann seien viel Lärm, Geschrei und Krach zu hören gewesen.
Bei einer der Durchsuchungen sei es zu einem Zwischenfall mit Schusswaffen gekommen, bestätigte Eric Van der Sypt von der Föderalen Staatsanwaltschaft. Dabei sei leider einer der Verdächtigen umgekommen.
Die genauen Umstände werden nun weiter untersucht werden. Wie immer bei dieser Art von Vorfällen wird ein Untersuchungsrichter wegen möglichen Totschlags ermitteln.
Vorbereitung eines terroristischen Anschlags
Es muss auch untersucht werden, ob es möglicherweise Versäumnisse oder ein Fehlverhalten vonseiten der Polizei gegeben haben könnte. Der Untersuchungsrichter hat dazu - gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft, dem Komitee P und der Untersuchungsabteilung der Polizei Antwerpen - bereits eine Ortsbesichtigung organisiert. Auch Forensiker, Gerichtsmediziner und Ballistikexperten waren zur Stelle.
Über die konkreten Inhalte der schon Monate dauernden Ermittlungen, die zu den Hausdurchsuchungen geführt haben, hält sich die Staatsanwaltschaft relativ bedeckt. Der zuständige Untersuchungsrichter ermittle wegen der Vorbereitung eines terroristischen Anschlags, so Van der Sypt, und wegen Verstößen gegen die Waffengesetzgebung.
In dem Dossier gehe es potenziell um Rechtsextremismus, so die Ergänzung von Eric Van Duyse von der Föderalen Staatsanwaltschaft gegenüber der RTBF, aber die Ermittlungen liefen noch.
Vor Ort habe man enorme Mengen Waffen und Munition gefunden. Allein beim getöteten 36-Jährigen seien über hundert Waffen sichergestellt worden, so die Staatsanwaltschaft weiter. Plus diverse militärisch nutzbare Ausrüstungsgegenstände wie Nachtsichtgeräte und ähnliches.
Bei den anderen Hausdurchsuchungen seien viele weitere Waffen gefunden worden, ebenso wie sehr große Mengen Munition. Nun müsse untersucht werden, welche dieser Waffen sich legal im Besitz der Verdächtigen befunden hätten und welche nicht. Das könne mehrere Tage in Anspruch nehmen. Die Staatsanwaltschaft hat mittlerweile bestätigt, dass einige der gefundenen Waffen registriert und legal waren.
Details über den Getöteten
Derweil sickern mehr und mehr Details über den getöteten 36-Jährigen durch, insbesondere auf Basis seines Verhaltens und seiner Auftritte in den sozialen Medien. Die Staatsanwaltschaft selbst hat sich nicht dazu geäußert. Wie verschiedene Medien berichten, habe das Opfer mit Gold und Silber gehandelt und sei bekannt dafür gewesen, Waffen und Militaria zu sammeln.
Der Mann soll Sportschütze beziehungsweise Mitglied in einem Schützenverein gewesen sein. Manche Quellen sprechen von einem regelrechten Waffennarr. Wie der private flämische Fernsehsender VTM Nieuws berichtet, sollen auch sechs bis sieben weitere festgenommene Verdächtige Mitglied desselben Vereins sein. Der Getötete sei der Anführer dieser Gruppe gewesen. Bei den beschlagnahmten Waffen habe es sich um Revolver, aber auch um automatische und halbautomatische Schusswaffen gehandelt, so VTM weiter.
Der Getötete und seine Gesinnungsgenossen sollen auch sogenannte "Prepper" gewesen sein, also Menschen, die sich durch Anlegen von Vorräten und entsprechender Ausrüstung auf mögliche Katastrophen wie den Kollaps der Gesellschaft vorbereiten.
Rechtsextremistisch
In öffentlichen Äußerungen in den sozialen Medien bezeichnete sich der Getötete außerdem als sogenannter "souveräner Bürger". Dabei handelt es sich um eine Art Bewegung, die radikal den Staat, die Behörden, das Finanzsystem und die Gesellschaft an sich ablehnen. In dieser und anderer Hinsicht ähneln die "souveränen Bürger" also den sogenannten "Reichsbürgern" in Deutschland und anderen ähnlichen Gruppierungen. Unter anderem soll er nach dem Tod des rechtsextremen Soldaten Jürgen Conings auch das Justizsystem als "krank" bezeichnet haben, wie die Zeitung Het Laatste Nieuws berichtet.
Der Mann soll außerdem Anhänger rechtsextremistischer Verschwörungstheorien und erklärter Impfgegner gewesen sein und die Corona-Schutzmaßnahmen abgelehnt haben. So soll er unter anderem öffentlich den Coronapass mit dem Davidsstern verglichen haben, den die Juden im Dritten Reich tragen mussten.
Die Gruppierung stehe im Verdacht, eine Art bewaffneten Widerstand gegen die Regierung geplant zu haben, teilte die Staatsanwaltschaft am Abend mit. Konkrete Ziele oder einen genaueren Zeitplan zum Zuschlagen hätten die Verdächtigen jedoch wohl noch nicht gehabt.
Boris Schmidt