Verbrecherbanden operieren und kollaborieren oft grenzübergreifend. Das gilt nicht nur etwa beim Schmuggeln von Waffen oder Drogen, sondern auch für das von Menschen. Um eine Chance auf Erfolg zu haben, müssen auch Polizei und Justiz international denken und zusammenarbeiten. Dass sie das auch tun, haben sie am frühen Dienstagmorgen wieder unter Beweis gestellt. Beamte aus Belgien, Italien, Deutschland, Frankreich, Österreich und den Vereinigten Staaten hätten gemeinsam mit Europol und der EU-Justizbehörde Eurojust zeitgleich in verschiedenen Ländern zugeschlagen, bestätigte An Berger, Sprecherin der Föderalen Polizei, der VRT.
Einsatz auf dem Flughafen von Kortrijk-Wevelgem
Geleitet wurde die Aktion von einem Brüsseler Untersuchungsrichter und spielte sich hierzulande maßgeblich auf dem Flughafen Kortrijk-Wevelgem in Westflandern ab. Fünf Personen konnten festgenommen werden, so die Polizeisprecherin weiter, darunter zwei in Belgien. Sie stünden unter dem Verdacht des Menschenschmuggels, der Geldwäsche, der Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung und der Urkundenfälschung.
Außerdem wurden zwei kleine Privatflugzeuge in einer Halle des Flughafens sichergestellt. Bei der Polizeioperationen sollen in Belgien auch größere Geldsummen und weitere Gegenstände beschlagnahmt worden sein, darunter etwa Maschinen zur Fälschung von Dokumenten. Belgien soll denn auch der Hauptstützpunkt der Schlepper-Operation gewesen sein.
Flugzeuge offenbar in der Türkei gestartet - mit Flugziel Karibik
Anscheinend seien die Flugzeuge jeweils in der Türkei gestartet, erklärte der föderale Justizminister Vincent Van Quickenborne. Als Flugziel sei die Karibik angegeben worden, aber die Maschinen hätten Zwischenlandungen auf europäischen Flughäfen gemacht. Um die Flüge buchen zu können beziehungsweise in der Türkei an Bord zu kommen, hätten die Kriminellen gefälschte Diplomatenpässe für die Flüchtlinge genutzt.
Laut Berichten soll es sich bei den geschmuggelten Flüchtlingen vor allem um Menschen kurdischer Abstammung aus der Türkei gehandelt haben. In Europa seien diese Dokumente dann aber wertlos gewesen, führte An Berger aus, denn wahrscheinlich wären sie hier schnell als gefälscht aufgeflogen. Aber im Prinzip hatten die Papiere ihren Zweck da schon erfüllt. Sobald die Passagiere in Europa aus dem Flugzeug ausgestiegen seien, hätten sie ihre gefälschten Papiere vernichtet, so der Justizminister, und Asyl beantragt.
"Menschenschmuggel für VIPs"
Ein fast schon luxuriöser Service, den sich die Kriminellen auch fürstlich bezahlen ließen: Bis zu 20.000 Dollar sollen die Schlepper den Flüchtlingen pro Kopf berechnet haben. Das sei Menschenschmuggel für VIPs gewesen, so Van Quickenborne. Es gebe eben Menschen, die es sich erlauben könnten, solche Summen zu zahlen. Je mehr Geld im Spiel sei, desto erfinderischer würden die Kriminellen. Die jetzt aufgedeckte Masche sei schon sehr erfinderisch gewesen, räumte der Minister ein.
Die Kriminellen hätten jede Menge Geld gescheffelt, weil sie die Methode wohl im großen Stil genutzt hätten: Mindestens fünf Schmuggeloperationen nach Europa soll es so gegeben haben, mit Dutzenden von illegalen Passagieren. Weitere Operationen seien jedoch bereits in Planung gewesen. Aber nicht nur, dass die Menschenschmuggler ihre Opfer finanziell auspressten, sie prellten auch noch dreist Fluggesellschaften, um eine eigene Schmuggelflotte aufzubauen. Auch Hotels sollen auf ihren unbezahlten Rechnungen sitzengeblieben sein. Die Verbrecher sollen außerdem auch mit Schecks "bezahlt" haben, die genauso gefälscht waren wie die Diplomatenpässe.
Boris Schmidt
Kann das jemand hier erklären und etwas dazu schreiben?
Wie kann man sich die Vorgänge vorstellen, dass Menschen Schmuggler Privatflugzeuge dafür in Anspruch nehmen können?
Ich bin baff, dass sowas von statten gehen kann!