Nach Corona ist vor Corona. Der eine oder die andere hatte ja vielleicht auf dem Höhepunkt der Pandemie noch gehofft, dass wir nach dem Ende der Krise in einer neuen Welt aufwachen würden, dass sich vielleicht eine gewisse Form von Einsicht eingestellt hätte, dass sich der Alltag womöglich ein bisschen ruhiger und ein bisschen weniger irrwitzig anfühlen würde.
Längst wissen wir, dass dem nicht so war. Und leider bewegen sich auch gewisse sehr traurige Statistiken wieder genau dahin, wo sie 2019 auch schonmal waren. Das gilt zum Beispiel auch für die Zahl der Verkehrsopfer.
Wie aus dem neuesten Barometer des Instituts für Straßenverkehrssicherheit Vias hervorgeht, ist die Zahl der im Straßenverkehr getöteten Personen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 40 Prozent gestiegen im Vergleich zum ersten Semester 2021. 231 Menschen verloren zwischen Anfang Januar und Ende Juni ihr Leben, 65 mehr als im selben Vorjahreszeitraum. Und das entspricht ziemlich genau den Zahlen von 2019, also dem Vor-Corona-Niveau.
Das eine erklärt offensichtlich tatsächlich das andere. Vias sieht deutlich einen Zusammenhang zwischen dem vorläufigen Ende der Corona-Krise und der wieder ansteigenden Zahl der Verkehrsopfer. "Die Menschen waren nach den langen Monaten der relativen Isolation wie losgelassen. Auch das Nachtleben wurde ja wieder hochgefahren", sagte Vias-Sprecher Benoit Godart in der RTBF. "Und das zeigt sich schon allein daran, dass wieder mehr Unfälle registriert wurden, bei denen Alkohol am Steuer im Spiel war. Auch da sind wir wieder auf dem Niveau von 2019."
35 Fußgänger ums Leben gekommen
Im Vias-Verkehrsbarometer fällt vor allem eine Rubrik ins Auge: Die Zahl der im Straßenverkehr getöteten Fußgänger hat sich mehr als verdoppelt: 13 waren es im ersten Halbjahr 2021, 35 waren es in den ersten sechs Monaten dieses Jahres - fast eine Verdreifachung also.
Klar, es gab im März das Drama von Strépy, bei dem ja allein schon sechs Fußgänger getötet wurden. Das erkläre diese Entwicklung aber nur bedingt, sagt Benoit Godart. Und das erkläre bestimmt nicht, warum allein sich in der Provinz Namur die Zahl der Verkehrstoten innerhalb eines Jahres fast verdreifacht hat. Die Behörden werden ihre Lehren daraus ziehen und Fußgänger noch besser schützen.
Bei den Radfahrern fällt die Bilanz übrigens nicht viel besser aus: Zwischen Januar und Juni wurden 32 Radfahrer getötet, auch fast eine Verdopplung im Vergleich zu 2021.
Und noch eine Rubrik sticht aus der Statistik hervor: Im ersten Halbjahr 2022 wurden knapp 850 Unfälle mit E-Rollern gezählt. "Das sind mal eben fünf pro Tag", sagte in der VRT Vias-Sprecher Stef Willems.
Da kann man nur sagen: Zum Glück sind am 1. Juli neue Regeln in Kraft getreten. Die besagen z.B., dass man nicht mehr zu zweit auf einem E-Roller stehen darf, dass es ab jetzt verboten ist, über den Bürgersteig zu fahren, oder dass man mindestens 16 sein muss, um einen solchen E-Step zu benutzen. Denn jeder zehnte Unfall ging auf das Konto von Minderjährigen unter 16.
Alle Zahlen gestiegen
Insgesamt kann man sagen, dass alle wichtigen Zahlen im traurigen Teil der Straßenverkehrsstatistik im Vergleich zu 2021 um mindestens 20 Prozent angestiegen sind und dass damit eben auf quasi allen Ebenen wieder das Niveau von 2019 erreicht wurde. Das lässt laut Vias nur eine Schlussfolgerung zu: Das bedeutet nämlich, dass die Zahlen strukturell nicht mehr sinken, weil es ja nur einem externen Faktor - der Coronakrise - zu verdanken war, dass die Zahlen zwischenzeitlich zurückgegangen waren.
Doch was kann man tun, damit sich das ändert, damit also die Verkehrsopferstatistiken wieder in den Sinkflug gehen? In diesem Zusammenhang fällt immer wieder das Wort "Punkteführerschein". Die gesetzliche Grundlage dafür gibt es schon seit 1990. Nur in die Praxis umgesetzt wurde sie nie.
"Ein solcher Punkteführerschein wäre aber bestimmt hilfreich", sagt Vias-Sprecher Stef Willems. "Das würde nämlich bedeuten, dass man notorische Verkehrsrowdys zielgerichteter bestrafen kann."
Roger Pint
Und teils durch den desolaten Zustand der Strassen und Autobahnen !!
Was geschieht mit unserer Strassensteuer ?
gut ausgebaute frisch geteerte Straßen führen (leider) zu schnellerem Fahren Frau Michels und erhöhen somit die Verkehrsunfälle (wieder leider), Der Mensch ist das Problem, nicht die Steuer und nicht der Straßenzustand. 40% mehr Tote, das muss man erstmal verdauen. Es geht immer rauer zu auf den Strassen und hinzu kommen all die neuen elektrischen Bewegungsmittel meist aus dem früheren Bereich von Spielzeugen für Kinder. Schneller, weiter, höher und brutaler, nochmal leider. Handies müssten komplett im Verkehr verboten werden, von Fußgänger bis LKW-Fahrer,