Weiße Häuser gegen Hitze: Vorbild Griechenland?

Der griechische Mat Santamourisan ist Architekturprofessor an der University of New South Wales in Sydney. Zu seinem Forschungsgebiet gehören auch reflektierende Farben für Fassaden, die die Hitze von den Gebäuden fernhalten sollen. Er bestätigt, dass die weißen Häuser Teil der traditionellen Architektur auf den griechischen Inseln sind. Sie sind in der Regel aus Naturstein gebaut. Wenn die Griechen die Wände weiß streichen, heizen sie sich tagsüber weniger auf. Auf der Oberfläche der Wände reduziert weiße Farbe die Temperatur um etwa 15 bis 20 Grad.

Wissenschaftlich bewiesen: Weiße Wände heizen sich weniger auf

Der ursprüngliche Zweck der weißen Fassaden war es also, die Häuser hitzebeständig zu machen und nicht, den Touristen zu gefallen. Inzwischen ist die Tradition - weiße Außenwände, blaue Dächer, blaue Fensterrahmen und Türen - auf einigen griechischen Inseln gesetzlich verankert, um das typische Gesicht zu bewahren.

Aber was die Hitze angeht, spielt nicht nur die Außenfarbe eine Rolle. Das Zusammenspiel zwischen den dicken, massiven Wänden und der weißen Farbe sorgt für eine angenehme Temperatur im Inneren. "Sie wirken wie ein Puffer, der die Temperaturen dämpft", sagt Staf Roels, Professor für Bauphysik an der KU Leuven.

Dicke, weiße Wände als Puffer gegen die Hitze

Das funktioniert folgendermaßen: Tagsüber, wenn die Sonne scheint, nehmen die Außenwände Wärme auf. Dies geschieht langsamer, wenn die Fassade weiß ist, weil die Farbe das Sonnenlicht reflektiert, das die Wände aufheizen kann. Je dicker die Wände sind, desto langsamer erreicht die Wärme das Innere. Wenn die Tür kurz geöffnet wird und warme Luft hereinströmt, wird die Wärme schnell von den kalten Wänden absorbiert und es bleibt angenehm kühl.

Irgendwann sind die Wände zwar mit Wärme "gesättigt" und fühlen sich auch von innen warm an. Aber dann, später am Tag, ist die Hitze kein Problem mehr", sagt Roels, weil es draußen abgekühlt.

Lässt sich das Konzept auf Belgien übertragen?

Also laut dem Bauphysikprofessor Roels hätte ein weißer Anstrich der Fassaden bei uns kaum Auswirkungen bei einer Hitzewelle. Hier haben die Häuser meist isolierte Hohlraumwände. Aufgrund dieser Isolierung spielt die Farbe unserer Fassaden eine untergeordnete Rolle. Die Wärmeleitung in den Wänden von außen nach innen ist bereits durch die Isolierung minimal.

Ein altes Haus mit einem schlecht isolierten Dach könnte im Sommer von hellen Dachziegeln profitieren. Wenn neue Dachziegel verlegt werden, wird das Dach in der Regel aber auch isoliert, und die Farbe der Ziegel spielt für die Innentemperatur keine Rolle mehr.

Im Winter wären weiße und dicke griechische Wände in Belgien auch kontraproduktiv, denn die Wände würden viel Wärme abziehen und es würde lange dauern, bis es drinnen schön warm wird.

Jalousien besser nutzen bringt bei uns mehr

Wir haben aber ein anderes Problem: Inzwischen sind viele Häuser so gut isoliert und die Fenster so groß, dass sich moderne Häuser selbst in der Nebensaison übermäßig aufheizen.

Das machen die Griechen anders. "Das Sonnenlicht wird konsequent von den Häusern ferngehalten. Die Häuser sind nicht nur weiß, sie haben auch kleine Fenster und Fensterläden, die sich tagsüber schließen. Wenn wir verhindern wollen, dass unsere Häuser überhitzen, müssen wir das auch tun“, sagt Professor Roels. „Wir müssen die Jalousien hier viel mehr nutzen", betont er.

ds/mz