"Im Grunde blicken wir auf die Geburt des Universums". Leen Decin ist begeistert. Sie ist Professorin für Astrophysik an der Katholischen Universität Löwen. Und die ersten Bilder des neuen Weltraumteleskops James Webb lassen ihre Augen fast schon wie Sterne funkeln.
Gleich das erste Bild, das veröffentlicht wurde, zeigt die bislang tiefste und gleichzeitig schärfste Sicht auf das Universum. Im Klartext: Man hat noch nie so weit ins Weltall blicken können. Und "weit", das hat eben bei solchen Dimensionen auch eine "zeitliche Komponente", wie auch Leen Decin betont.
Jeder Punkt ist eine Galaxie
Grob gesagt: Das Licht, das das James Webb-Teleskop einfängt, das war manchmal "nur" 4,5 Milliarden Jahre, manchmal aber auch unfassbare 13 Milliarden Jahre unterwegs, sagte Decin in der VRT. Entsprechend alt sind diese Galaxien also, die man da beobachten kann.
Nur zur Verdeutlichung: Was man auf der ersten veröffentlichten Aufnahme sieht, das sind vielleicht ein, zwei Sterne aus unserer Milchstraße, vor allem sind das aber schlichtweg andere Milchstraßen, also ganze Galaxien, die sich ihrerseits wieder aus Milliarden von Sternen zusammensetzen.
Blick in die Vergangenheit
Quasi jeder einzelne Punkt ist eine ganze Galaxie, sagte in der RTBF Yaël Nazé, Astrophysikerin an der Uni Lüttich. Und weil die so weit sind, weil das Licht Milliarden Jahre gebraucht hat, um bis zu uns zu gelangen, blickt man de facto in die Vergangenheit des Universums. Weil man den Zustand sieht, der zu dem Zeitpunkt geherrscht hat, an dem sich das Licht auf seinen langen Weg gemacht hat.
Das war vorher auch schon möglich. Auch das Hubble-Teleskop erlaubte schon tiefe Einblicke in den Kosmos. Nur waren die längst nicht so detailliert. "Früher sahen wir lediglich unförmige, etwas milchige Lichtpunkte", sagt die Astrophysikerin Yaël Nazé. "Jetzt sehen wir sehr deutlich abgegrenzte Sterne, wir sehen, wie Gase interagieren. Kurz und knapp: Wir sehen Einzelheiten, von denen wir vorher nur träumen konnten."
Einzelheiten, die natürlich dann noch interessanter werden, wenn man sich näher liegende Objekte anschaut. Wenn man also zum Beispiel in unserer Milchstraße bleibt.
Die Auflösung des James-Webb-Weltraumteleskops ist so hoch, dass man sich auch Exoplaneten genauer als bisher anschauen kann. Also Planeten, die sich außerhalb unseres Sonnensystems befinden, die folglich um andere Sonnen kreisen.
Potenziell bewohnbare Planeten finden
Michaël Gillon von der Uni Lüttich ist Spezialist für solche Exoplaneten. Er hat mehr als 100 entdeckt. Er hat sogar ein ganzes Sonnensystem aufgespürt, bestehend aus sieben Exoplaneten, das er Trappist-1 taufte. Und auch Michaël Gillon freut sich auf die Bilder des neuen Weltraumteleskops.
"James Webb wird es uns erlauben, die Atmosphäre solcher Exoplaneten viel genauer zu analysieren, also zum Beispiel deren Zusammensetzung", sagte Gillon in der RTBF. "Auch kleinere Planeten werden wir jetzt beobachten und studieren können. Und vielleicht finden wir auch einen Planeten, der potenziell bewohnbar wäre."
Genauer hingucken
"Potenziell bewohnbar", sagt Gillon. Denn selbst, wenn um den uns am nächsten liegenden Stern ein bewohnbarer Planet kreisen würde, dann würde die Reise dorthin ewig dauern, zumindest nach menschlichen Gesichtspunkten.
Proxima Centauri liegt etwas mehr als vier Lichtjahre von der Erde entfernt. Die Raumsonde Voyager 1, die 1977 gestartet wurde, käme dort erst in rund 75.000 Jahren an. Und selbst mit heutiger Antriebstechnik beliefe sich die Reisezeit für einen bemannten Flug auf mehrere 1.000 Jahre. Das nur, um nochmal zu veranschaulichen, von welchen Dimensionen wir hier sprechen.
Bislang können wir also nur "gucken". Das aber wesentlich genauer als bisher. Und das wird den Forschern noch viel präzisere Einblicke geben in die Funktionsweise des Universums und damit auch letztlich über unsere direkte kosmische Umgebung. Die Daten von James Webb werden es uns erlauben, alte Modelle gegebenenfalls zu widerlegen und neue zu erstellen, sagt auch Professorin Leen Decin von der Uni Löwen. Und so werden wir das Bild, das wir uns von unserem Universum machen, auf jeden Fall verfeinern können.
Roger Pint
Wunderschön!
Einfach großartig, dies auch hier sehen zu dürfen.
Johannes Weber
Ja, Johannes, atemberaubend schön!
Sollte dieser faszinierende und Blick in die Tiefen und die Vergangenheit des Universums, die Menschen auf diesem winzigen und verletzlichen Planeten nicht Anlass zu mehr Demut und Bescheidenheit liefern?
Der Homo Sapiens mag auf dem Planeten Erde für einen winzigen Moment die "beherrschende" Spezies sein.
Angesichts der unfassbaren zeitlichen und räumlichen Dimensionen dieses Universums - das möglicherweise nur Teil eines Multiversums ist - stellt das Anthropozen auf der Erde weniger als einen Flügelschlag einer Eintagsfliege dar.
Wie absurd erscheinen beim betrachten der ersten James Web "Gemälde", die täglichen Schreckensbilder von Zerstörung, Leid, Tod, Hass und menschlichem Größenwahnsinn aus der Ukraine?
Ja, der Mensch ist in der Lage das schönste Bild der Welt zu zeichnen und es im gleichen Atemzug zu zerstören.
Sollte es in den Tiefen des Alls wirklich intelligentes Leben geben, könnte dies ein Grund sein, warum andere Zivilisationen bisher kein Interesse hatten, mit dem "Homo Sapiens barbaricus" Kontakt aufzunehmen...
Ja, Herr Leonard, der Mensch ist in der Lage, zumindest visuell in die Weiten des Alls vorzustosen, aber nicht, Seinesgleichen und seinen Planeten Erde pfleglich zu behandeln.
Dazu zwei ganz konkrete Beispiele:
Bei einem Ferienaufenthalt an der wunderschönen Somme-Bucht haben wir eine Wanderung über den "Sentier du littoral" bei Saint-Valery gemacht. Ein Pfad am Strand etwas oberhalb der normalen Flutlinie, der aber von Sturmfluten erreicht wird.
In Sand und Kies entdeckt man überall kleine Nylonkordeln, Reste von Fischernetzen, nur wenige Zentimeter lang. Außerdem allerlei kleine Stückchen Plastikmüll, zermahlen und angespült vom Wellenschlag. Keinen großen Müll, der wird wahrscheinlich aufgesammelt, aber all den kleinen Unrat bringt niemand mehr aus der Natur.
Eine Erfahrung in Sachen Insektenschwund:
Früher musste man nach einer längeren Fahrt in den Urlaub die Frontscheibe von den zahlreichen Insektenresten säubern, die darauf festklebten.
Jetzt ist das nicht mehr nötig.
Das sind Bildbearbeitungen für das Volk. Es soll bloss niemand glauben dass es so im Weltall aussieht. Die tatsächlichen Bilder sind völlig unspektakulär und interessieren die Astronomen auch kaum. Von Interesse sind die Daten die geliefert werden, und das sind für Laien nur unverständliche Computerdaten. Das Weltall ist nicht bunt und schön....
Gott hat alles schön gemacht.
Der Mensch ist nur abgebogen.
Die in den Aufnahmen des Hubble-Teleskopes und des James Webb Teleskopes gezeigten Strukturen von Objekten unserer Galaxie oder des fernen Universums sind echt, schön und keinesfalls unverständliche Computerdaten.
Das JWT fängt mit seinen optischen Spiegeln Photonen im Infrarotspektrum ein, die ein digitales "Bild" erzeugen.
Die Nasa hat bereits bei den Hubble-Aufnahmen bestimmten in den Objekten und im Weltraum vorhandenen Elementen - insbesondere Wasserstoff und Helium - Farben zugeordnet, um sie "sichtbarer" zu machen.
Tastsächlich kann man hier von "Falschfarben" reden, die jedoch die Schönheit des Alls eher verstärken, als verfälschen.
Wer zudem frühere analoge Bilder von erdnahen Himmelskörpern aus unserer Galaxie betrachtet, weiß, dass das Universum nicht "grau und hässlich" ist.
Nichts in diesem Universum weist darauf hin, dass ein göttlicher Schöpfungswille zum Big Bang oder welchem Ursprung des oder der Universen geführt hat.
Das Gegenteil ist eher der Fall, wie S.Hawking oder L.Krauss (Ein Universum aus Nichts) dargelegt haben.
Von Nichts kommt nichts. Die neueste Theorie des Professor Fran de Aquino erklärt uns das, im Rahmen seiner Theorie of Everything. Seine neue Art die Dinge zu betrachten ergab viel Neues und Interessantes was zum Grübeln anregt. Er kommt zum Schluss dass es 'Bewurstsein' ist, dass wenn es gerichtet und gebündelt als 'Gedanke'/'Gedankenwelle' kollabiert diese Welt und vieles mehr entstehen lässt. Da alles und jedes dieses Bewustsein in sich trägt, erscheinen uns diese neuen Bilder aus der weiten Ferne so verwandt und schön, aber vielleicht auch weil jedes unserer Atome dort draussen entstand, und wir somit schon mal 'bewust' dort waren !
Herr Pesch, glauben Sie dass der Mensch alles so sieht, wie es "ist"? Unsere Augen sind sehr beschränkt, bereits die meisten Tiere unter uns sehen die Welt ganz anders, jeder in dem für ihn nützlichen Bereich. Die Nasa/Esa benutzt die Farben, um zu zeigen, was es alles noch gibt, wo wir Menschen sonst nur schwarz, bzw. "nichts" sehen. Ultraviolet, Infrarot, Gammastrahlen etc. etc. Warum sollte man dem Volk was "vormachen". Hier geht es doch nicht um einen "Himmel" den man Gläubigen schmackhaft machen will.
Frage Nr. 38 im "Katechismus zum Gebrauch in allen Bistümern Belgiens" aus dem Jahre 1946, den wir im Religionsunterricht benutzt haben und dessen Fragenkatalog wir auswendig lernen mussten:
Wozu hat Gott Himmel und Erde erschaffen?
Gott hat Himmel und Erde zu seiner Ehre und zum Besten seiner vernünftigen Geschöpfe erschaffen.
Was für eine Energievergeudung "zu seiner Ehre" Milliarden Jahre vor der Erschaffung des Menschen...
Und die "vernünftigen Geschöpfe"? Siehe oben.
Zu den Farben, die Herr Pesch bemäkelt.
Auch unsere Augen sehen die Welt nicht, wie sie ist.
Farbenblinde, Tiere und Insekten sehen sie anders.
Und in der Nacht ist alles schwarz...
Man sieht es mal wieder an den Kommentaren, die Menschen glauben nicht was sie sehen, sie sehen was sie glauben....
Hoffentlich hat dieses wunderbare Weltraumteleskop keine Konstruktionsfehler wie anfangs das Hubble-Teleskop, dem man nachträglich eine "Brille" aufsetzen musste wegen eines fehlerhaft geschliffenen Spiegels.
Traumhaft schönes Bild von unserem Universum!❤
Solche Bilder sind zutiefst beeindruckend.
Für mich sind sie eine Vorahnung der Herrlichkeit und Schönheit dessen, der all dies auf eine für uns Menschen bis ins letzte Detail nicht begreifbare Art und Weise ins Dasein gerufen hat.
@GERALD PESCH
" Das Weltall ist nicht bunt und schön…." Wenn man im Infrarot spectrum sieht schon. Auch so ist das All schön wie zahlreiche Laienphotographen auch bei uns in der Gegend beweisen.
@FRANK MANDEL "Gott hat alles schön gemacht.
Der Mensch ist nur abgebogen."
Esoterischer Blödsinn, mehr kann man zu solche Kommentare nicht sagen.
Das gleiche gilt für den Kommentar von Herrn Michaelis.
Ich verstehe echt nicht wie es Esoterische/Religiöse Fanatiker immer wieder zu solchen Wissenschaftsmeldungen zieht. Im Grunde zieht euch die Wissenschaft nach und nach den Nährboden weg für euche kruden Fanatasien und das ist auch gut so.