11 Kommentare

  1. Gibt es etwas Schlimmeres, als sich einseitig von Emotionen leiten zu lassen, erst recht bei politischen Entscheidungen?
    Ich möchte es gar nicht leugnen: Wie die Allermeisten war ich zu Beginn des Krieges für ein Gasembargo.
    In den ersten Kriegsmonaten wurde denen, die sich gegen ein solches aussprachen, sogar zu verstehen gegeben, dass sie eine unethische Position vertreten würden.
    Was wir derzeit erleben, ist eine vollkommen absehbare Entwicklung: Auf jede Aktion folgt eine Reaktion, auf Sanktionen Gegensanktionen.
    Du kannst in ethischer Hinsicht zu 100 Prozent im Recht liegen, aber wenn du es mit jemandem zu tun hast, der über mehr Macht verfügt und stärker ist als du, musst du entweder seine Regeln akzeptieren oder inkaufnehmen, dass er dich zugrunde richtet.
    Das, was wir jetzt erleben, ist nur ein Vorgeschmack: Sollte Russland bald gar kein Gas mehr in die EU liefern, müssen wir nicht nur mit kalten Wohnungen, sondern auch mit Massenarbeitslosigkeit rechnen.

  2. Herr Jusczyk, sich nicht von Emotionen leiten lassen - genau das machen Sie aber, wenn Sie hier Schreckenszenarien heraufbeschwören und dadurch nur Putins Angst-Propaganda bekräftigen.
    Putins Russland ist bei Weitem nicht so stark wie seine Propaganda es versucht weiszumachen, im Gegenteil, der vereinte Westen ist sehr viel stärker, solange er denn einig ist.
    Die russische Wirtschaft leidet jetzt schon erheblich und im Herbst/Winter ist es gut möglich, dass sie zusammenbricht, weil die Sanktionen dann anfangen, ihre volle Härte zu entfalten (was nicht heißt, dass sie nicht schon wirken!).
    Wenn jeder von uns nach seinen Möglichkeiten versucht, von fossiler Energie wegzukommen, macht das auch einen Unterschied, denn in der heutigen Situation ist jede auch noch so kleine Einsparung wichtig und richtig.
    Unsere Entschlossenheit und Einigkeit ist entscheidend, wenn wir als Demokratien Fortbestehen wollen, denn Xi Jinpings kommunistische Diktatur schaut sich genau an, wie wir reagieren...

  3. Herr jusczyk.

    Bitte vergessen Sie doch so Kategorien wie Ethik, Moral, Rechtsstaat, Demokratie in Bezug nehmend auf den Ukrainekrieg.Hier geht es um Macht, Einfluss und Geld.

    Die Sanktionen habe ich von Anfang an abgelehnt.Ich habe mich nicht von Emotionen leiten lassen, sondern den gesunden Menschenverstand benutzt. Es gibt kein Beispiel, wo mittels Sanktionen ein Krieg entschieden wurde.

    Mich erinnert das geschehene an den Anfang des ersten Weltkrieges als alle begeistert in den Krieg gezogen sind und nach ein paar Monaten Ernüchterung einkehrte.Und ich bin auch immer mehr überzeugt, dass die Öffentlichkeit nicht alles weiß, was auf diplomatischen Parkett im Vorfeld des russischen Überfalls so alles passiert ist.Es ist nicht immer so, wie es scheint.Vielleicht war es wie vor dem Zweiten Golfkrieg als Saddam Hussein nach einem Gespräch mit der amerikanischen Botschafterin sich ermutigt fühlte, in Kuwait einzumarschieren.Ich bin gespannt, was später noch so heraus kommen wird....

  4. Herr Hetzel, alle Prognosen deuten darauf hin, dass bei einer kompletten Einstellung der Gaslieferungen aus Russland die Wirtschaft in der EU binnen weniger Monate einen schweren Schaden erleidet.
    Es geht also nicht bloß um das Beheizen von Wohnungen und warmes Duschwasser.
    Ohne Erdgas müssen Teile der Industrie stillgelegt werden.
    Was wollen Sie den Menschen, die dann ohne Job oder in Kurzarbeit sind, sagen?
    In so einer Situation haben die Betroffenen nicht nur weniger Geld zur Verfügung, sondern müssen auch noch mehr als bisher fürs Heizen und die Güter des täglichen Bedarfs ausgeben.
    Meinen Sie ernsthaft, aufgrund der Sanktionen würde irgendjemand in Russland auf die Straße gehen und gegen das Putin-Regime demonstrieren?
    Verzeihen Sie mir bitte meine Offenheit, aber jeder, der sich mit Diktaturen beschäftigt, weiß, dass dies ein Wunschdenken ist.
    Nennen Sie mir bitte einen Krieg, der aufgrund von Sanktionen beendet wurde.

  5. Ich habe ja auch nicht behauptet, die Sanktionen könnten den Krieg beenden oder gar Putin stürzen - sie sind aber Teil eines Ganzen (Hybridkrieg) und unverzichtbar.

  6. Herr Hezel.

    Die Gaspreiserhöhung in Flandern provoziert soziale Unruhen.Mehr ist nicht.Die Sanktionen werden zum Bumerang.

    Sanktionen sind das Ergebnis westlicher Wunschvorstellung.Man denkt, die eigenen Waren und Dienstleistungen sind unverzichtbar. Das Beispiel Nordkorea zeigt, dass es nicht möglich ist, so eine Diktatur zu stützen.Die Bevölkerung wird getroffen, nicht die Machthaber.Fehlen Ersatzteile für Traktoren, wird mit Ochsen gepflügt.Und über die ganze Welt verstreut, arbeiten Nordkoreaner, um Devisen zu erwirtschaften, um auf dem Schwarzmarkt zu kaufen. Die nordkoreanischen Machthaber haben sich mit der Situation arrangiert und ziehen ihren Nutzen draus.

  7. Damit ist das ganze Dilemma umrissen: Die Sanktionen des Westens schaden zwar in gewisser Weise der russischen Wirtschaft, aber sie beenden weder den Krieg, noch sorgen sie für einen Sturz Putins.
    Was sollen wir machen (mit „wir“ meine ich den Westen)? - Wir haben nicht genügend Waffen, die wir der Ukraine schicken könnten, damit sie das Ruder rumreißt und den Donbass und den Süden des Landes zurückerobert, ohne die eigene Verteidigungsfähigkeit zu gefährden, und wenn wir Sanktionen verhängen, müssen wir damit rechnen, dass Russland den Gashahn komplett dichtmacht, was kein geringerer als Robert Habeck heute in der ZEIT als „Albtraumszenario“ bezeichnet (von Letzterem wäre freilich nicht nur Deutschland, sondern die gesamte EU einschließlich Belgiens betroffen, da in einem solchen Fall sich der Weltmarktpreis aufgrund der gestiegenen Nachfrage massiv erhöht).
    Das Mindeste wäre meines Erachtens, dass Kanada die gewartete Nord-Stream-1-Turbine schnellstmöglich freigibt, damit Russland keinen Vorwand hat, überhaupt kein Gas mehr zu liefern.

  8. Herr jusczyk.

    Sie denken zu kompliziert.Es gibt kein Dilemma.Nichts hindert den Westen normale Handelsbeziehungen zu Russland zu unterhalten und gleichzeitig die Ukraine zu unterstützen.

    Mit den Sanktionen ist es wie mit dem lieben Gott.Man muss nur fest daran glauben.

    Sie haben schon Recht, es sind zu viele Emotionen im Spiel.Die vernebeln den gesunden Menschenverstand.Das äußert sich unter anderem in hohen Preisen.Aber auch in anderen irrationalen Handlungen, dass welche freiwillig in die Ukraine gehen, um dort zu kämpfen.Nur sind Emotionen immer Bestandteil der Politik-Show.Ein gutes Beispiel ist, als Greta Thunberg vor der UN geweint hat.Oder die Brustkastenlüge im Vorfeld der amerikanischen Invasion von Kuwait vor gut 30 Jahren.Die amerikanischen Parlamentarier haben sich auch erweichen lassen von einer gut gemachten Heulsusen-Show und stimmten für den Einsatz amerikanischer Truppen.

  9. Sie haben schon Recht, es sind zu viele Emotionen im Spiel.Die vernebeln den gesunden Menschenverstand.

    Werter Herr Scholzen.

    Sie haben natürlich völlig recht. am besten sieht man das an Ihren Kommentaren. Bitte beachten Sie was Putin in der Vergangenheit gesagt hat, nehmen Sie seine Drohungen ernst. Es mag zynisch klingen aber an besten verzichten wir auf weitere Sanktionen, Das beendet zwar nicht den Krieg aber es "befreit" und auf lange Sicht vor Ihren sinnfreien Kommentaren.

  10. Herr Gebser.

    Dann erklären Sie mir bitte, wie Sanktionen helfen und wo Sanktionen kriegsentscheidend waren. Sie als vermutlich hochstudierter Mensch wissen das bestimmt besser als ich dummer Handwerker, der nur praktische Überlegungen anstellen kann. Vielleicht gibt es irgendeinen Alten Griechen, der mit seinem Latein am Ende war wie Sie.

  11. Wir sollten diese Diskussion trotz unterschiedlicher Meinungen mit weniger Gehässigkeit führen.
    Ich verstehe den moralischen Impuls, der hinter der Forderung nach Sanktionen steht. Wir müssen nur aufpassen, dass wir uns am Ende nicht mehr schaden als Russland. Damit wäre der Ukraine am allerwenigsten geholfen.
    Kanada hat sich inzwischen bereiterklärt, die Turbine zu liefern, und von Peskow kommt die Aussage, man wolle die Gaslieferungen erhöhen, sobald jene einsatzbereit ist.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass Putin so verblendet ist, die Lieferungen in die EU komplett einzustellen: Einerseits würden Russland dadurch Einnahmen in Milliardenhöhe entgehen und darüber hinaus es kann nicht im Interesse Russlands sein, das anfallende Gas einfach abzufackeln oder die Bohrlöcher zu schließen, so dass in einigen Jahren teure Neubohrungen erforderlich wären.