Angesichts der steigenden Preise kommen viele Arbeitnehmer - auch im öffentlichen Dienst - vorne und hinten nicht mehr mit ihrem Einkommen zurecht. Das gilt zum Beispiel für Berufseinsteiger, wie junge Lehrkräfte beispielsweise, oder auch Mitarbeiter im technischen Bereich.
Öffentlicher Dienst ist eben nicht gleichbedeutend mit einer gehobenen Gehaltsstufe. Daher fordern die Gewerkschaften eine Anhebung der Barema. Das sei überfällig, denn es habe seit Jahren keine Erhöhung stattgefunden.
Das zweite große Thema sind die Pensionen. Hier fordern die Gewerkschaften zum einen, dass Beamte und vertragliche Beschäftigte im öffentlichen Dienst gleichgestellt werden, da sie ja die gleiche Arbeit erledigen.
Beamte bekommen in aller Regel höhere Pensionen - als Ausgleich dafür, dass die Gehälter im öffentlichen Dienst insgesamt niedriger sind als in der Privatwirtschaft. Die aktuelle Regierung hat zwar eine Reform der Pensionen auf ihrer Agenda, allerdings befürchten die Gewerkschaften, dass bei der Harmonisierung der Pensionen von Beamten und vertraglich Beschäftigten diese Vorteile einseitig abgeschafft werden.
Die Gewerkschaften warnen auch vor der Ausweitung des sogenannten zweiten Pfeilers der Altersvorsorge. Das Geld für die Pensionen auf dem privaten Kapitalmarkt anzulegen, das beinhalte zu große Risiken und sorge eben nicht für ein gerechteres Pensionssystem. Dazu würden eher gerechtere Gehälter beitragen, denn ein besseres Gehalt führt auch zu einer besseren Pension.
Auch öffentlicher Dienst "kaputt gespart"
Die Gewerkschaften fordern außerdem, dass endlich wieder in den öffentlichen Dienst investiert wird. Seit Jahren werde bei sämtlichen Haushaltsberatungen immer der Rotstift angesetzt, es werde immer nur geschaut, wo man noch Kosten senken könne, und nie, ob man vielleicht mal die Personaldecke verstärken sollte, zitiert der Soir einen hohen Gewerkschaftsvertreter.
Wohin das führt, das konnte man während der Corona-Krise deutlich am Gesundheitssektor sehen. Ein anderes Beispiel ist die Versorgung von Flüchtlingen. Bei Fedasil wurde über Jahre nur jeder fünfte Beschäftigte ersetzt. Jetzt, wo tausende Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht werden müssen, fehlen Personal und Plätze.
Aber auch bei der Bahn oder der Polizei zeigen sich die Folgen der jahrelangen Sparpolitik. Da hat sich im Laufe der Zeit eine Menge Frust und Unzufriedenheit angestaut.
soir/belga/sh/km