Der "Beschäftigungsgrad" bezeichnet den Anteil von Erwerbstätigen an der arbeitsfähigen Gesamtbevölkerung, klassischerweise also etwa die 25- bis 64-Jährigen. Diese arbeitsfähige Gesamtbevölkerung besteht aus zwei Gruppen: denen, die arbeiten, und denen, die das nicht tun. Letztere Gruppe, die Nichterwerbstätigen, kann man wiederum unterteilen in erstens die, die sich aktiv um einen Job bemühen - diese Menschen bezeichnet man normalerweise als "Arbeitslose" oder "Arbeitssuchende". Und zweitens in die, die das nicht tun, die - rein auf den Arbeitsmarkt bezogen - "Inaktiven".
Wenn die Politik davon spricht, dass der Beschäftigungsgrad erhöht werden muss, dann kommen als Adressaten nur die Arbeitssuchenden und die Inaktiven infrage. Das unter anderem von der Föderal- beziehungsweise auch den Regionalregierungen immer wieder angegebene Ziel für den Beschäftigungsgrad liegt bei mindestens 80 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung.
Studie der Universität Gent untersucht Anteil der Inaktiven
Aber hier gibt es einen großen Knackpunkt, wie eine neue Studie der Universität Gent hervorhebt: Aktuell beträgt der Beschäftigungsgrad in Belgien 74,1 Prozent. Der Anteil der Arbeitssuchenden beträgt 4,1 Prozent. Selbst wenn man es schaffen würde, alle Arbeitssuchenden in Jobs unterzubringen, käme man trotzdem nur auf einen Beschäftigungsgrad von 78,2 Prozent - deutlich unter dem gesteckten Ziel von mindestens 80 Prozent.
Belgien habe zwar eine durchschnittliche Arbeitslosenrate, erklärte Stijn Baerts von der Universität Gent, Arbeitsökonom und Mitautor der Studie, der VRT. Wenn man sich aber die Zahl der "Inaktiven" anschaue, dann stehe Belgien sehr schlecht da - auf dem 23. von 27 möglichen Plätzen.
In der Europäischen Union haben nur noch Griechenland, Kroatien, Rumänien und Italien noch schlechtere Inaktivenzahlen. Gemessen an der arbeitsfähigen Gesamtbevölkerung beträgt der Anteil der Inaktiven in Belgien 21,8 Prozent. Das entspricht über 1,3 Millionen Personen – über fünf mal mehr als es Arbeitssuchende gibt.
Diese Inaktiven lassen sich grob in fünf Untergruppen aufteilen: entmutigte Arbeitssuchende, die schlicht aufgegeben haben und die auch keine Leistungen mehr erhalten, Frührentner, Langzeitkranke, Hausmänner und -frauen und Vollzeitstudenten.
Geschlecht und Migrationshintergrund als wesentliche Faktoren
Nach Geschlecht aufgeschlüsselt gehören in Belgien prozentual mehr Frauen - jede vierte - als Männer - jeder sechste - zu den Inaktiven, aber dennoch ist der Anteil inaktiver Männer an der Gesamtbevölkerung der drittschlechteste in der ganzen EU.
Für die Genter Forscher scheint es außerdem einen besonders schwerwiegenden Faktor bei der hohen Zahl inaktiver Personen in Belgien zu geben: ein Migrationshintergrund, genauer gesagt Menschen mit einer Nicht-EU-Staatsangehörigkeit. Knapp über 44 Prozent der in Belgien lebenden Nicht-EU-Ausländer sind nicht erwerbstätig und suchen auch keine Arbeit, so Stijn Baerts. Im EU-Durchschnitt liegt dieser Anteil hingegen nur bei 29 Prozent. Damit ist Belgien innerhalb der Europäischen Union das absolute Schlusslicht. Auch hier spielt das Geschlecht wieder eine Rolle. Bei den Frauen mit einer Nationalität von außerhalb der EU sind sogar 60 Prozent inaktiv. In allen anderen Ländern arbeitet mindestens die Hälfte dieser Frauen.
Angesichts dieser Zahlen ist es auch wenig überraschend, dass die Experten den politisch Verantwortlichen des Landes raten, in puncto Erhöhung des Beschäftigungsgrads genau diese Gruppen gezielter ins Visier zu nehmen. Denn erstens ist das schon rein rechnerisch der einzige Weg, um mindestens 80 Prozent Beschäftigungsgrad zu erreichen. Zweitens ist die Gruppe der Inaktiven und damit das potenzielle Reservoir viel größer als die Gruppe der bereits Arbeitssuchenden. Drittens zeigen die anderen EU-Länder, dass Belgien hier durchaus noch etwas bis viel Luft nach oben hat, so die Argumentation der Studie.
Boris Schmidt
Die Herrn Professoren machen Lobbyarbeit. Wenn unsere Verfassung sagt, Art. 23.1 "..der allgemeine Beschäftigungspolitik...einen Beschäftigungsstand zu gewährleisten, der so stabil und hoch wie möglich ist, ..." dann ist ein nur von 80% ausgegebenes Ziel nicht verassungskonform. 20% der Betroffenen können somit ungeniert zum Ziel, wie es seit 2004 dem ONEM aufgetragen wurde, der 'chasse aux chômeurs' werden ! Und dieser Gruppe wurden seit 2004 eine vielzahl an Sozialversicherungs- und Arbeitsrechte (EU-Charta Artikel 30) unterschlagen, was diese zu Anzeigen zwingt, und dann ...langwierig auf ein Resultat warten zu müssen.
Die Beamten, die diese 'Inaktiven' produzieren, garantieren dem Staat grosse Steuerverluste ! Diese Politik genehmigt sich selbst dazu grosszügiges Wegsehen und konspiratives Schweigen (besonders wenn sie mit 'ungerechtfertigten Kündigungen' und 'InHaus-Korruption' konfrontiert ist). Eine Studie dazu wäre auch mal empfehlenswert ! Das ADG rät dann nur : 'gehn'se zum Psychologen und lassen'se sich krankschreiben !'