Für die Studie hat der Chefarzt der Chirurgie Dr. Pierre Youatou Towo auf seine eigenen Erfahrungen zurückgegriffen. 2019 landeten genau 170 Patienten nach einem Unfall mit einem E-Roller in seiner Klinik, nicht selten mit dem Rettungswagen. Die Botschaft des Chirurgen lautet in etwa: Elektroroller sind kein Spielzeug, sondern Fahrzeuge mit Motor, deswegen muss man vernünftig damit umgehen. Hält man sich nicht daran, sind folgenschwere Unfälle nicht selten.
Feiern, trinken, Roller mieten, Unfall
Das hängt - zeigt die Erfahrung - ganz stark damit zusammen, wer die Roller nutzt: Das sind überwiegend junge Leute und gerade diese Altersgruppe ist sich oft gar nicht bewusst, welche Risiken sie eingeht. Immerhin kann so ein E-Roller in der Spitze Tempo 45 erreichen.
Den größten Anteil an den Unfällen haben junge Männer, so um die 30 Jahre alt. 58 Prozent der Unfälle ereigneten sich am späten Abend und in der Nacht. Gut 30 Prozent der Verunglückten hatten vorher Alkohol getrunken und waren zu zweit auf dem E-Roller unterwegs. In 85 Prozent der Fälle geht es um Stürze ohne Fremdeinwirkung. Dr. Towo sieht dahinter ein Muster: feiern, trinken, Roller mieten, Unfall.
Häufigste Verletzungen bei E-Roller-Unfällen
In vielen Fällen ist es so, dass die Patienten nicht auf dem Behandlungstisch, sondern direkt im OP-Saal landen. Denn die allermeisten E-Roller-Fahrer tragen keinen Helm, weswegen Kopf- und Gesichtsverletzungen häufig sind, die operiert werden müssen. Das waren allein 23 der 170 untersuchten Fälle. Hinzu kommen weitere schwere Verletzungen wie zum Beispiel Knochenbrüche.
Es macht einen sehr großen Unterschied, ob man einen eigenen Roller hat oder ob man mit einem Miet-Roller unterwegs ist. Nur 25 Prozent der E-Roller-Unfälle passieren mit dem eigenen Roller, also gerade einmal jeder vierte. Das ist auch leicht nachzuvollziehen: Wer sich einen eigenen Roller kauft, der nutzt den häufig tagsüber, etwa um damit zur Arbeit zu fahren. Der geht daher sorgfältiger damit um und verhält sich auch vorsichtiger im Straßenverkehr. Fahrten aus jugendlichem Leichtsinn sieht man in dieser Gruppe eher selten.
Dringender Appell: Helm auf!
Der Chirurg kann als Arzt an den Nutzungsregeln nichts ändern. Aber er spricht sich mit Nachdruck dafür aus, dass die Politik hier nachbessern muss, zum Beispiel mit regelmäßiger Aufklärung und umfassender Information. Sein Appell: Nur mit Helm fahren.
llb/sh